So wie Rajiv Jain die Gelder seiner Kunden anlegt, so ist auch ein Grossteil seines Privatvermögens investiert. Dies könnte ihm Ärger einbringen, sagt er. Zudem verrät der Ex-Vontobel-Fondsmanager, wo er «bullish» ist.

Fondsmanager, die ihr privates Geld in den eigenen Fonds stecken, sind vertrauenswürdiger als solche, die das nicht oder nur in sehr geringem Ausmasse tun. Rajiv Jain gehört zur ersten Gruppe. So liegen rund 80 Prozent seines Privatvermögens in jenen Fonds, die er selber verwaltet, wie das britische Branchenmagazin «Citywire» am Mittwoch berichtete.

Diese Verpflichtung könnte Jain auf privater Ebene Ärger einbringen. Wenn er falsch liege und Geld verliere, müsse er seiner Frau Red und Antwort stehen. Und dies sei, so Jain, ein viel heikleres Unterfangen als Verluste seinen Kunden und Aktionären zu erklären.

Bislang gab es aber noch kein Anlass für Streitereien im Hause Jain. In seiner rund 20 Jahre dauernden Tätigkeit bei der Bank Vontobel als Manager von Schwellenland-Fonds erwirtschaftete er eine Rendite von gut 70 Prozent. Damit liegt er deutlich über der Benchmark und schnitt weit besser ab als seine Kollegen, die es auf durchschnittlich 25 Prozent brachten.

Flexibilität als oberste Devise

Nach seinem Abgang bei Vontobel im März 2016 gründete er wenige Monate später die in Fort Lauderdale in Florida ansässige Investment-Boutique GQG Partners, wo er als Präsident und Anlagechef agiert. Den CEO-Posten hat er seinem Kompagnon Tim Carver übertragen, um sich explizit seiner «wahren Passion» zu widmen, dem Verwalten von Geld. 

Sein Ziel sei es, bis Mai rund 4 Milliarden Dollar an Kundengelder einzusammeln. Man bewege sich im Zeitplan, so Jain. Gleichzeitig betonte der Fondsmanager, dass keinerlei Druck bestehe, möglichst viel Gelder anzuziehen.

Man habe sogar Mandate von einigen Hundert Millionen Dollar abgelehnt. «Ich möchte in jedem Fall flexibel bleiben und Kapazitäten für Kunden der ersten Stunde offen halten», so Jain.

Der gebürtige Inder plant, seinen Emerging-Markets-Fonds deutlich unter der 30-Milliarden-Dollar-Marke zu schliessen. Bei seinem früheren Arbeitgeber Vontobel verwaltete er Gelder in dieser Grössenordnung.

Konsumgüter stecken in «Mini-Blase»

Jain hat sich mit seinem Portfolio in den letzten zwölf Monaten neu positioniert. So reduzierte er beispielsweise Konsumgüter-Titel – darunter Nestlé, Unilever oder Ambev – weil diese mittlerweile zu hohe Bewertungen aufweisen.

Ihm zufolge befindet sich der Konsumgütersektor gar in einer «Mini-Blase». Die tiefen Zinsen und unsichere Finanzmärkte treiben Anleger in solche defensive Werte. Sie achten dabei aber nicht auf die Ertragskraft, die seit einigen Monaten erodiert. «Qualität ist nicht gleich Stabilität», warnt Jain.

«Bullish» auf Russland

Stattdessen fütterte er sein Portfolio mit Finanzaktien wie beispielsweise Goldmans Sachs oder Deutsche Börse und Technologiewerten wie Facebook oder Google.

Auf Länderebene fuhr er seine Asien-Investments – primär in Indien – deutlich zurück. «Indien lief sehr gut, doch nun ist die Zeit reif für die Ernte», erklärt Jain. Stattdessen hat er Gelder in lateinamerikanische und russische Werte investiert. Vor allem auf letztere hat er ein Auge geworfen. 

Russische Unternehmen seien aus der Rezession gestärkt hervorgegangen und Jain glaubt auch, dass die Sanktionen gegen Russland wenn nicht aufgehoben, so doch deutlich gelockert werden. Die Aktien seien zudem sehr günstig bewertet. «Ich verfolge Russland nun seit zwanzig Jahren und bin nun das erste Mal richtig 'bullish' auf den Markt», so Jain.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.24%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.96%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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