Jan Schochs Prestigeprojekt, die digitale Vermögensverwaltung für Superreiche namens Flynt, steckt fest. Entgegen früherer Aussagen ist eine Banklizenz doch nicht vorhanden.

Es ist ein Hängen und Würgen: Seit Wochen ist der operative Start von Flynt, der digitalen Vermögensverwaltung für Superreiche und Family Offices, angekündigt. Doch erfolgt ist er noch immer nicht.

Flynt hat von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma nämlich noch kein grünes Licht erhalten. Sprich: Die beantragte Banklizenz ist nach wie vor nicht vorhanden. Dies sagte Peter Forstmoser, der neue Verwaltungsratspräsident von Flynt ist, am Mittwoch der «Handelszeitung».

«Banklizenz kurz vor Weihnachten erhalten»

Das ist höchst erstaunlich: Denn Forstmosers Vorgängerin Jasmin Schmuki hatte gegenüber finews.ch zu Beginn des Jahres noch schriftlich festgehalten: «Flynt hat kurz vor Weihnachten die Banklizenz der Finma erhalten.»

Flynt Ausriss

Entweder hat Schmuki, die als Vertreterin von Jan Schoch Mitglied des Verwaltungsrates bleibt, sich getäuscht oder sie hat gelogen. In beiden Fällen wirft dies kein gutes Licht auf die neue Fintech-Bank von Schoch.

Es ist tatsächlich höchst ungewöhnlich und eher unseriös für ein neu gegründetes Finanzinstitut zu behaupten, es habe eine Banklizenz, während dies gar nicht der Fall ist.

Ein schwieriger Fall für die Finma

Das kommunikative Hin und Her um die Flynt-Banklizenz müsste auch in der Finma bemerkt worden sein. Doch diese kommentiert die Vergabe von Banklizenzen nicht und verweist auf die Anforderungen, die eine werdende Bank erfüllen muss, um eine Finma-Bewilligung zu erhalten.

Die Finma tut sich offenbar schwer damit. Im Herbst 2016 waren Gerüchte aufgekommen, die Aufsichtsbehörde verweigere Flynt die Lizenz, weil sie Vorbehalte gegen Organe in der Firma habe.

Prominenz im Verwaltungsrat

Diese Organe könnten nicht für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit garantieren, hiess es damals in der Branche. Im Mittelpunkt dieses Gerüchts stand Flynt-Initiant und Hauptaktionär Schoch. Dieser hatte bereits im Jahr 2015 das Verwaltungsratspräsidium an Schmuki übergeben. Die Finma hatte kurz zuvor Schochs Derivate-Firma Leonteq wegen Marktmanipulation gebüsst.

Immerhin ist Flynt nun für eine Banklizenz ausreichend kapitalisiert. Gemäss Handelsregistereintrag beläuft sich das Aktienkapital nun auf 25 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat setzt sich neu aus Forstmoser (Präsident), dem Zürcher Investor Daniel Halter (Vizepräsident), dem Singapurer Private-Equity-Manager Tze Hoe Chan, dem HSG-Professor Elgar Fleisch und Schmuki zusammen.

Eine Fintech-Banklizenz

Forstmoser war früher Verwaltungsratspräsident von Leonteq gewesen. Der Jurist stellt in der «Handelszeitung» eine baldige Erteilung der Banklizenz in Aussicht. Das Verfahren sei kompliziert, weil Flynt eine Fintech-Banklizenz erhalten werde.

Das kann allerdings noch eine Weile dauern. Denn die sogenannte Fintech-Lizenz existiert noch gar nicht. Sie soll nach dem Wunsch des Bundesrats jedoch möglichst bald in einem Gesetz verankert werden.

Nur Prestigegründe?

Flynt selber will sich auf die Vermögensverwaltung fokussieren und bräuchte dafür im Prinzip gar keine Banklizenz. Kreisen zu Folge ist es Schoch, der diese unbedingt haben will – aus Prestigegründen, wie es heisst.

Der Leonteq-Chef und -Mitgründer steht derzeit aber selber unter erheblichem Stress. Leonteq hat in den vergangenen 18 Monaten einen veritablen Absturz erlitten. Ob das Geschäftsmodell mit der Derivate-Plattform für Partner überhaupt funktioniert, ist inzwischen mehr als fraglich.

Finanzieller Spielraum eingeschränkt

An der Börse ist der Leonteq-Kurs von 226 auf 34 Franken gefallen. Damit hat sich auch Schochs finanzieller Spielraum für sein Flynt-Projekt erheblich eingeschränkt, und die vergangenen sechs Monate verliefen voller Turbulenzen bei Flynt.

Der operative Start der digitalen Bank für Superreiche musste laufend nach hinten verschoben werden. Im vergangenen Dezember verliessen dann Knall auf Fall CEO Alexander Rüegg und sein Stellvertreter Christoph Baumann das in Zug ansässige Unternehmen, wie finews.ch berichtete. Seitdem liegt die operative Leitung interimistisch bei Jürg Frei.

«Wealth Ecosystem» und volle Kontrolle

Weiterentwickelt hat Flynt zumindest den Internetauftritt. Nun erfährt man besipielsweise, was Flynt effektiv anbieten will, nämlich ein «Wealth Ecosystem», das die Verwaltung «komplexer Vermögensstrukturen» ermöglicht.

Dieses «Wealth Ecosystem», werde «bankable und non-bankable Assets miteinander vernetzen, um Wechselwirkungen und Opportunitäten aufzuzeigen, welche über die klassische Liquiditäts-, Risiko- und Vermögensplanung hinausgehen.» Der Kunde habe durch unabhängige Softwaremodule jederzeit die volle Kontrolle über sein Gesamtvermögen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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