Manche Banken würden ihren Kunden die Gebühren erlassen, nur damit diese nicht zu Julius Bär wechseln, sagt Julius-Bär-Chef Boris Collardi. Zudem übt er Selbstkritik.

Im Kampf um Marktanteile geht es in der Schweizer Bankbranche offenbar ziemlich schonungslos zu und her.

«Wir haben andere Banken gesehen, die von ihren Kunden für zwei Jahre keine Gebühren verlangen – nur damit sie nicht zu uns wechseln», sagte Julius-Bär-Chef Boris Collardi in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» am vergangenen Samstag. Und: «Um ihre Kunden vom Bleiben zu überzeugen, bieten sie Konditionen an, auf die wir uns nie einlassen würden.»

«Das endet langfristig nie gut»

Ein Fragezeichen setzt Collardi auch hinter die Wachstumsstrategie mancher Banken, die ihren Kunden hohe Investitionskredite gewähren. «Wir würden niemals eine Wachstumsstrategie über Kredite fahren. Das endet langfristig nie gut. Es ist weder im Interesse des Kunden noch der Bank», sagte er weiter.

Selber will die Bank vor allem in Asien wachsen. «Mit unseren Schweizer Wurzeln sind wir da sehr gut positioniert. Wir wollen mehr Marktanteile gewinnen: In Singapur, Thailand, Indonesien oder den Philippinen können wir noch stark wachsen», so Collardi.

Grosse Veränderungen

Die Mittelschicht beginne sich dort erst langsam zu entwickeln. Heute hätten die meisten Kunden (von Julius Bär in Asien) ein Vermögen von mehr als 20 Millionen Franken und erst wenige 5 Millionen Franken. Das werde sich bald ändern und mache die dortigen Märkte noch interessanter, erklärte der Bankchef.

Collardi übt in dem Interview aber auch eine gewisse Selbstkritik auf die Frage, warum «seine» Bank in diverse Korruptionsverfahren (Petrobras, Fifa) verwickelt sei.

Zu gutgläubig gewesen

«Es gibt Fälle in den letzten zehn Jahren, bei denen wir zu gutgläubig waren. Unsere Kontrollmechanismen waren nicht immer gut genug. Wir hatten leider vereinzelte Mitarbeiter, die Betrüger waren», sagt Collardi.

Heute könne es kaum noch solche Fälle geben. «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Kontrollen sind heute viel stärker als früher», versichert Collardi.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.47%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.29%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.22%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.43%
pixel