Personelle Verstrickungen und Interessenkonflikte sorgen auf dem Genfer Finanzplatz für Ärger unter den alteingesessenen Banken.

Vor allem die klassischen Privatbankiers von Pictet, Lombard Odier Darier Hentsch oder Mirabaud fürchten um den guten Ruf des Genfer Finanzplatzes: Immerhin musste eine ganze Reihe von Instituten einräumen, im grossen Stil mit dem dubiosen New Yorker Finanzjongleur Bernard Madoff geschäftet zu haben - und dabei auch noch äusserst leichtsinnig.

Union Bancaire Privée

Dass Genf wesentlich stärker vom Madoff-Skandal betroffen ist als Zürich, liegt vor allem an enge personellen Verbindungen zwischen einigen schillernden Finanzleuten. Das zeigt sich besonders gut im Fall der Union Bancaire Privée (UBP), die bis jetzt gut 1 Milliarde Franken an Kundengeldern in den betrügerischen Fonds versenkt hat und wohl nur wenig davon jemals wieder sehen wird.

Hedge-Funds-Pionier und skandalträchtig

Gegründet wurde das Institut 1969 durch Edgar de Picciotto, der als Sohn einer jüdischen Familie aus Beirut in die Schweiz eingewandert war. Über die Jahre machte seine Bank vor allem mit zwei Dingen von sich reden: Einerseits investierte sie als eines der ersten Institute in der Schweiz überaus erfolgreich in Hedge-Funds, und zweitens machte das Geldhaus ab Mitte der achtziger Jahre mit kostspieligen Übernahmen von sich reden: TDB-American Express Bank, Nordfinanzbank, Cambio, Valoren Bank. So wuchs die UBP zu einer Grösse auf dem Schweizer Finanzplatz heran und zog es vor, nicht an die Börse zu gehen. Dadurch war die Bank weniger der Öffentlichkeit ausgesetzt, geriet aber regelmässig mit ihren Geschäftstätigkeiten in die Nähe von Skandalen.

In der so genannten Miami-Affäre betätigte sich ein Kadermitarbeiter der UBP als Geldwäscher in Florida und geriet so an einen Agent Provocateur, der für die US-Behörden arbeitete. Im Fall des deutschen Immobilientycoons Jürgen Schneider spielte die Bank eine unrühmliche Rolle, weil über ihre Kanäle gut 240 Millionen D-Mark verschwanden, bevor der Geschäftsmann in Konkurs ging. In der Affäre Luis Roldan hatte der frühere Leiter der spanischen Guardia Civil Bestechungsgelder unter anderem bei der UBP hinterlegt. Aber auch im Fall der Potentatenmilliarden des einstigen nigerianischen Diktators Sani Abacha flossen Gelder zur UBP, so dass sie sich von der Bankenkommission eine einmalig scharfe Rüge gefallen lassen musste.

Enge familiäre Beziehungen

Auf Grund ihres frühzeitigen Engagements im Hedge-Funds-Geschäft kam die UBP auch rasch mit der Fairfield Greenwich Group in Kontakt. Dieses US-Finanzhaus, das von Walter Noel gegründet wurde, zählte lange zu den besten Hedge-Funds-Investoren der Welt, bis es vor wenigen Wochen einräumen musste, ebenfalls und zwar massiv, nämlich mit 7,5 Milliarden Dollar, dem Betrüger Madoff aufgesessen zu sein. Über diesen Kanal dürften auch die Kundengelder aus dem Haus UBP mehrheitlich in die Madoff-Vehikel geflossen sein, zumal zwischen Fairfield Greenwich und der Union Bancaire Privée enge familiäre Beziehungen bestehen.

Andrés Piedrahita ist der Schwiegersohn von Fairfield-Greenwich-Gründer Walter Noel, gleichzeitig auch ein sehr guter Freund von Michael de Picciotto, der wiederum Neffe von UBP-Gründer Edgar de Picciotto und Kadermann bei der UBP ist. Ein weiterer Schwiegersohn von Walter Noel ist der Schweizer Philip Toub, der ebenfalls enge Kontakte zu UBP-Leuten unterhält. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Beziehungsgeflecht auch der Banker Paul L. Saurel, der sowohl bei der UBP und als auch bei der Banco Santander (Suisse) im Verwaltungsrat sitzt.

Verlockende Kommissionen

Interessanterweise ist der Schweizer Ableger des spanischen Santander-Finanzkonzerns gar mit über 3 Milliarden Franken im Madoff-Skandal involviert. Diese personellen Verflechtungen sind insofern problematisch, als über sie nicht nur beträchtliche Kundengelder, sondern auch enorme Kommissionen an die Beteiligten flossen. Ein Interessenkonflikt ist nicht von der Hand zu weisen. Oder anders gefragt: Inwiefern waren diese Banker von der Absicht geleitet, die Kundenvermögen nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten? Und wie sehr liessen sie sich von den erwarteten Gebühreneinnahmen blenden?

Interessant auch, dass im vergangenen Herbst der Genfer Privatbankier Bénédict Hentsch mit der Fairfield-Greenwich-Group fusionierte. Diese Verbindung hat er nun umgehend wieder aufgelöst. Mit seiner Banque Bénédict Hentsch schiebt er nun einen vergleichsweise geringen Risikobetrag von 56 Millionen Franken aus den Madoff-Fonds vor sich her. Für die UBP, die insgesamt rund 126 Milliarden Franken an Kundengeldern verwaltet, wäre selbst ein Totalausfall von 1 Milliarde Franken verkraftbar; eine andere Frage ist hingegen, wie stark dieses fehlgeleitete Engagement dem Image dieser Bank schadet, die in der Vergangenheit schon mehrmals im Dunstkreis von Finanzskandalen operierte.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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