Käuferin EFG International und Verkäuferin BTG tragen den Streit um den richtigen Preis für die Tessiner BSI in aller Öffentlichkeit aus. Das ist entweder ziemlich unbedarft – oder aber sehr gerissen.

Es ist ein Streit, an dem Spin-Doktoren und Anwälte für einmal keine Freude haben dürften. Vor wenigen Tagen hatte die Zürcher Privatbank EFG International einen Preisnachlass für die übernommene Bank BSI gefordert. Die Käuferin verlangte einen Rabatt von nicht weniger als 277,5 Millionen Franken für das Tessiner Institut, wie auch finews.ch berichtete.

Das Ansinnen hat die brasilianische Verkäuferin BTG Pactual postwendend und in aller Öffentlichkeit abgelehnt. Statt dem von der EFG verlangten Preisnachlass forderte das brasilianische Institut einen Aufschlag gegenüber dem vereinbarten Preis, und zwar in der Höhe von 95,7 Millionen Franken.

Nur ja nicht öffentlich streiten

Kommunikationsprofis von São Paulo bis Zürich griffen sich an den Kopf: Preisgezerre ist zwar aus Übernahmeverhandlungen nicht wegzudenken. Doch gezerrt wird hinter den Kulissen und stellvertretend von hoch bezahlten Anwaltsteams. Unter gar keinen Umständen wird ein solcher Streit öffentlich ausgetragen.

«Auf die Rabattforderung von EFG in dieser Weise zu reagieren, scheint dumm», sagt selbst ein Kenner der brasilianischen Verkäuferin.

Dass EFG International einen Vorstoss bezüglich des BSI-Preises macht, ist dabei noch einigermassen nachvollziehbar. Das Tessiner Institut ist eine arg lädierte Braut. Letzten Mai hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) den Stab über die in den 1MDB-Skandal verwickelte Privatbank gebrochen. Sie musste nur deshalb nicht aufgelöst werden, weil sie sowieso in die EFG integriert wird.

Südländisches Temperament?

Die Turbulenzen belasten die BSI indes weiterhin. Wie EFG berichtete, flossen allein im letzten November und Dezember 4,9 Milliarden Franken an Kundengeldern bei der übernommenen Bank ab. Aus juristischer Sicht ist klar, dass der Kaufpreis die missliche Lage der BSI reflektieren sollte. Ging also das Temperament mit den Brasilianern durch? Liessen sie sich zu einem Konter hinreissen, der ihnen mehr schadet als nützt?

Gut unterrichtete Kreise glauben indes an etwas ganz anderes – nämlich, dass die Brasilianer den öffentlichen Widerspruch genau kalkuliert haben.

Denn im Schacher um die BSI ist noch ein weiterer Spieler involviert: Die italienische Versicherung Generali, welche die Tessiner Bank im Sommer 2014 an BTG verkaufte und unter deren Ägide die von der Finma geahndeten Regelverstösse stattfanden.

Die Rabatt-Stafette

BTG hat bereits erklärt, dass sie dafür Generali zur Rechenschaft ziehen will. Da wäre es nur logisch, dass die Brasilianer etwaige Preisminderungen gegenüber EFG ebenfalls an die Italiener weiterreichen würden. Eine Art Rabatt-Stafette also.

Doch ein Bankverkauf ist komplizierter. Dort kommt es auf Nuancen an. Will BTG Schadenersatz von Generali einfordern, muss die Bank dem Versicherer zeigen, dass sie diesen Schaden so gering wie möglich zu halten versucht. Noch mehr: Dass ihr das Anliegen so wichtig ist, dass sie dafür in aller Öffentlichkeit eine Szene macht. Vor diesem Hintergrund macht die «Dummheit» der Brasilianer plötzlich einigen Sinn.

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