Die Börse stieg in den letztem Monaten nicht nachhaltig, behauptet Jordan Cvetanvoski von Carmignac Gestion. Er erwartet eine scharfe Korrektur.

Jordan_Cvetanovski_2Nach einem massiven Einbruch im Jahr 2008 legten die Finanzmärkte der meisten Schwellenländer im vergangenen Jahr deutlich zu. Nun sind viele Anleger unsicher, wie es weitergeht.

Glaubt man den Optimisten, so wird die globale Krise rascher überstanden sein, als man je gedacht hätte. Darum würden auch die Märkte in den Schwellenländern weiter zulegen. Demgegenüber rechnen die Pessimisten mit einer baldigen und erst noch markanten Korrektur.

Letztere Meinung teilt auch Jordan Cvetanovski (Bild). Der Australier mit griechisch-mazedonischen Wurzeln verwaltet zusammen mit Simon Pickard den «Emering-Discovery-Fonds» der französischen Firma Carmignac Gestion. Dabei investiert er in zahlreiche Schwellenländer, unter anderem in so exotische Märkte wie Papua-Neuguinea, die Mongolei oder Albanien.

Herr Cvetanovski, warum erwarten Sie eine Korrektur an den Märkten und empfehlen dennoch Investments in Schwellenländern?

Halt. Das darf man nicht vermischen. Bezüglich der Börsenentwicklung gehe ich von einer scharfen Korrektur aus, weil die in den letzten zwölf Monaten eingetretene Erholung nur von den Finanzmärkten und den vielen staatlichen Geldern getrieben worden ist. In der Realwirtschaft kann noch kaum von einer Erholung die Rede sein.

Mit anderen Worten: Die Börsen sind zu schnell und zu stark gestiegen.

Genau. Darum erwarte ich schon bald eine grössere Korrektur. In der Branche dominiert zwar die Vorstellung, die Märkte würden noch mindestens bis Mitte Jahr zulegen und es dann zu einer leichten Abschwächung kommen könnte. Doch von solchen Konsensmeinungen halte ich ehrlich gesagt wenig. Wenn sich alle einig sind, kommt es immer anders.

Wie denn?

Viele Länder sind mit erheblichen makroökonomischen Ungewissheiten konfrontiert. Enorme Staatsgelder sind im Umlauf, die Währungspolitik ist vielerorts unklar. Droht Inflation oder Deflation? Sind neue Blasen in Sicht? Das alles spricht schon sehr für verletzliche Märkte, denen sich auch die Schwellenländer nicht entziehen können.

Sprach man bislang nicht von einer Entkoppelung der Emerging Markets?

Ja, aber kurzfristig ist dies nicht der Fall. In China droht im boomenden Immobilienmarkt eine erhebliche Blase. Russland hat sich noch zu wenig erholt, in Indien könnte die Inflation den Anlegern einen Strich durch die Rechnung ziehen, und die Türkei hat bislang von sehr tiefen Zinsen profitiert. Das könnte sich bald ändern und das Land vor erhebliche Probleme stellen.

Dennoch empfehlen Sie Engagements in Schwellenländern?

Ja, absolut, weil ich überzeugt bin, dass über einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont ausgewählte Unternehmen in Schwellenländern die höchsten Renditen abliefern werden.

Was heisst mittel- bis langfristig.

Ich spreche von den nächsten drei bis zwanzig Jahren. Schwellenländer bieten mit ihrer rasch wachsenden Zahl an Konsumenten das grösste Wachstumspotenzial in der Welt, sei dies in Bezug auf Investitionen, Rohstoffe oder auch Konsumgüter, bis hin zu Luxusprodukten.

Emerging Markets eilt allerdings der Ruf voraus, sehr unberechenbar und höchst volatil zu sein.

Richtig, viele Firmen sind intransparent, die Volatilität ist vergleichsweise hoch, und ganz generell kommt es in diesen Märkten immer wieder zu Überraschungen, sowohl zu positiven wie auch zu negativen. Darum ist das Stock-Picking in diesen Märkten so wichtig.

Warum aber Small- und Mid-Caps?

Da ist primär einmal die Auswahl grösser. Ausserdem sind diese Firmen, oftmals Familiengesellschaften, in der Regel besser geführt. Gleichzeitig gibt es weniger Analysten, die sich mit diesem Universum befassen. Umso grösser sind daher die Chancen für Experten, die sich mit diesen Unternehmen intensiv auseinander setzen. Und schliesslich sind kleine Firmen nicht riskanter als grosse, solange man vernünftig diversifiziert.

Welche Länder favorisieren Sie vor diesem Hintergrund?

Die Brasilien, Indonesien, die Türkei sowie die arabischen Staaten. Ausserdem Polen und Tschechien, die im Fall einer Erholung in Deutschland erheblich profitieren werden. Viele Schwellenländer haben die Finanzkrise der letzten zwei Jahre vergleichsweise gut überstanden, ausserdem ist in den meisten Fällen ihr Bankensystem noch intakt.

In welche Firmen investieren Sie konkret?

Im Health-Care-Bereich empfehle ich etwa Genomma Lab aus Mexico, zudem das brasilianische Detailhandelsunternehmen Amil, das Hotelunternehmen John Keells in Sri Lanka oder das chinesische Bahnunternehmen China Automation. Generell richte ich mein Augenmerk auch auf Energieproduzenten, Luxusgüter sowie auf Rohstoffe. Gerade in den Schwellenländern sind das die Themen der Zukunft, weil der Bedarf danach enorm ist.

Welche Anleger haben Sie auf Ihrem Radar?

In erster Linie institutionelle Investoren; in manchen Ländern aber auch Privatkunden, die eine bislang wenig genutzte Alternative ihrem Portfolio beimischen wollen. Zu den Zielmärkten gehört insbesondere auch die Schweiz. Ich stelle fest, dass hierzulande die Anleger sehr gut informiert sind und daher auch solche Engagements vor allem auch aus Diversifikationsüberlegungen in Betracht ziehen.


Jordan Cvetanovski ist Co-Manager des vor zwei Jahren aufgelegten Fonds «Emerging Discovery» von Carmignac Gestion. Er startete mit 20 Millionen Euro, heute hat der Fonds bereits ein Volumen rund 160 Millionen Euro.


 

 

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