An der Generalversammlung der Credit Suisse droht ein weiterer Eklat. Medienberichten zufolge hat Bankchef Tidjane Thiam sein Amt an die Annahme des Vergütungsberichts gekoppelt.

Die Fronten an der Generalversammlung der Credit Suisse (CS) am 28. April sind gezogen: Hüben Stimmrechtsvertreter wie die amerikanischen ISS und Glass Lewis sowie die Schweizer Ethos Stiftung, die den Vergütungsbericht der Schweizer Grossbank ablehnen. Drüben der CS-Verwaltungsrat um Präsident Urs Rohner sowie grosse Ankeraktionäre, die sich hinter die umstrittenen Cheflöhne stellen.

Auch das überraschende Angebot des CS-Geschäftsleitung vom vergangenen Karfreitag, auf 40 Prozent der variablen Vergütungen zu verzichten, vermochten diese Aktionärsvertreter nicht umzustimmen.

Symbolische Ohrfeige

Hochrechnungen zufolge dürfte das Lager um Rohner in der Abstimmung um den Vergütungsbericht – die sowieso konsultativ und nicht bindend für die Bank ist – 60 Prozent der Stimmen hinter sich scharen. Doch bis am Aktionärstreffen vom Freitag ist das Rennen offen, und auch ein 60-40-Sieg käme zumindest symbolisch einer Ohrfeige für den CS-Verwaltungsrat gleich.

Jetzt kommt eine neue Sorge hinzu. Wie die gewöhnlich gut informierte britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf Insider berichtete, hat Chef Thiam offenbar mit dem Rücktritt gedroht.

Vertrauensfrage an die Aktionäre?

Dies, wenn die Aktionäre der Bank den Vergütungsbericht mit den Löhnen fürs Management ablehnen würden. Ob die Drohung vor oder nach der freiwilligen Reduktion erfolgte, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Bankpräsident Rohner hatte in einem Presseinterview betont, es sei Thiam selber gewesen, der die Lohnreduktion fürs Management freiwillig vorgeschlagen hat. Wie ist vor diesem Hintergrund seine Rücktrittdrohung, wenn sie denn zutrifft, zu werten? Stellt Thiam nobel die Vertrauensfrage an die Bankeigner – oder will er bloss seinen Lohn durchzwängen?

Bei der CS hiess es auf Anfrage von finews.ch hin, die Meldung über Thiams Rücktrittsdrohung sei «völlig aus der Luft gegriffen».

Ohne Leistung

Ein Ausscheiden Thiams über der Lohnfrage käme einem GAU für Rohner gleich. Er hat den ehemaligen Versicherungsexperten 2015 als Turnaround-Manager zur Bank geholt und Thiam dabei eine Ablösungsentschädigung von 14 Millionen Franken gewährt, ohne dass dieser für die CS irgendeine Leistung erbracht hätte. Der goldene Willkommensgruss hat von Anfang an für Ressentiments gesorgt und nun wohl mit zum Graben im Aktionariat beigetragen.

Nun könnte die Abstimmung über den Vergütungsbericht dafür sorgen, dass Thiam noch vor getaner Arbeit die CS verlässt – und der Bank der dringend benötigte Neuanfang vollends abhanden gerät.

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