Mit dem starken Quartalsresultat hat die UBS gezeigt, dass das Umfeld nur wenig bessern muss, damit das Geschäft vorankommt. Dabei gibt es einige Überraschungen, wie finews.ch beobachtet hat.

1. Der Riesentanker UBS reagiert erstaunlich schnell

Mehrere Quartale lang hat die UBS einen zwiespältigen und ratlosen Eindruck hinterlassen. Kraftlos schien der Riesentanker UBS dahin zu dümpeln. Die Märkte spielten nicht mit, und die Kunden verharrten verunsichert an der Seitenlinie. Anders präsentiert sich nun das erste Quartal 2017: Der Riesentanker UBS hat erstaunlich schnell auf die besseren Marktbedingungen reagiert und Fahrt aufgenommen.

Für das Management um CEO Sergio Ermotti ist dies der Beleg, dass das Geschäftsmodell mit dem Fokus auf wiederkehrende Erträge funktioniert. Gleichzeitig zeigt die Entwicklung, dass auch der Erfolg dieses Geschäftsmodells nach wie vor stark von den Bedingungen an den Finanzmärkten abhängig ist.

2. Eine Demonstration des Selbstvertrauens

Wie die UBS ihr über Erwarten starkes Quartalsresultat präsentierte, ist eine Demonstration des Selbstvertrauens: Die Medienmitteilung beschränkt sich auf zweieinhalb A4-Seiten, die Berichterstattung zu den einzelnen Geschäftsbereichen erfolgt jeweils durch ein paar wenige Zeilen. CEO Sergio Ermotti kommt für ganze zwei Sätze zu Wort. All dies lässt sich auch als Demonstration gegenüber der Lokalrivalin Credit Suisse interpretieren, die ihre schlechtere Lage deutlich umfangreicher und gewundener darstellte.

Selbstbewusst auch die vertiefte Präsentation der Ergebnisse, in welche die UBS sich mit Superlativen brüstet wie «The only truly global wealth manager», «superior profit growth» oder «largest global UHNW business».

3. Jürg Zeltners Snobismus zahlt sich aus

«Ich suche kein Neugeld», stellte UBS-Vermögensverwaltungs-Chef Jürg Zeltner schon letzten Sommer klar. Und meinte zwischen den Zeilen, dass die UBS eigentlich nur noch Kunden will, die bereit sind zu investieren. Eine Bank, die auf Kunden verzichtet: Das klang nach reinem Snobismus.

Im ersten Quartal 2017 zahlte sich diese Haltung indes in klingender Münze aus. 80 Prozent der Erträge in der globalen Vermögensverwaltung stammten laut der Bank aus wiederkehrenden Gebühren, die Nettomarge hat sich verbessert, und 32 Prozent der investierten Vermögen werden im für die UBS lukrativen Mandaten verwaltet. Die UBS liegt wohl richtig, wenn sie da von «Hochqualität-Erträgen» spricht.

4. Comeback Europas

Aus Europa sind der UBS im ersten Quartal 2017 mit 10,5 Milliarden Franken fast doppelt so viel Nettogelder zugeflossen wie in der sogenannten Boomregion Asien-Pazifik. In den vergangenen Quartalen hatte der asiatische Markt den europäischen stets überflügelt.

Gut möglich, dass das Europa-Geschäft auch in den kommenden Quartalen gute Wachstumswerte zeigen wird. Mit der letzten Dezember gegründeten Europabank wurde die Basis dafür gelegt. Geht es nach deren Chef Thomas Rodermann sollen sowohl die verwalteten Vermögen als auch die Gewinne mit zweistelligen Raten wachsen.

5. Investmentbanking überrascht

Der Vergleich der einzelnen Sparten der UBS hinsichtlich ihres Gewinnbeitrags zeigt Überraschendes. So hat zwar die Vermögensverwaltung mit 727 Millionen Franken Vorsteuergewinn erwartungsgemäss am meisten Geld verdient. Gleich dahinter folgt aber die Investmentbank mit einem Vorsteuergewinn von 558 Millionen Franken. Damit liegt sie noch vor der Schweiz-Einheit mit 437 Millionen Franken.

Die Entwicklung des Investmentbankings ist bemerkenswert für eine Grossbank, die sich primär als Vermögensverwalter versteht und sich in den vergangenen Jahren aus diversen Investmentbank-Geschäften zurückgezogen hat.

Grund für das über Erwarten gute Abschneiden der Investmentbank sind höhere Erträge im Bereich Corporate Client Solutions und das Kostenmanagement. So sank die Kosten-Ertrags-Quote (CIR) in der Investmentbank innert Jahresfrist auf 73 von 80 Prozent.

6. Nachvollziehbare Kritik an den Negativzinsen

Martin Blessing scheint mit seiner Voraussage recht zu behalten: 2017 werde das von ihm geführte Schweiz-Geschäft der UBS (Personal & Corporate Banking) weniger glänzen als im Jahr zuvor, warnte er gegenüber den Medien. Zwar konnte die Division, die als Rückgrat des Weltkonzerns gilt, den Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf 437 Millionen Franken steigern. Doch im Vergleich zu anderen UBS-Sparten hat die Schweiz im ersten Quartal tatsächlich an Glanz verloren.

Auffallend ist dabei insbesondere die tiefere Zinsmarge, die nun seit Quartalen im Schmelzen begriffen ist. Wegen des anhaltenden Negativzins-Umfelds hat die Konkurrenz etwa im Hypothekengeschäft massiv zugenommen. Die Grossbanken, die gleichzeitig ihr Eigenkapital äufnen müssen, werden gerade bei grossen Deals regelmässig unterboten. Vor diesem Hintergrund wird die vehemente Kritik von UBS-Bankern an den Negativzinsen nachvollziehbar. Das Wasser steht ihnen zum Hals.

7. Um die Rechtsrisiken bleibt es still

Der UBS stehen noch mindestens zwei «heisse» Rechtsrisiken bevor: So will Frankreich im Steuerstreit der Schweizer Grossbank den Prozess machen. In den USA ist mit einer kostspieligen Einigung im seit der Finanzkrise schwelenden Streit um Hypothekenpapiere (RMBS) zu rechnen.

In der Mitteilung zum ersten Jahresviertel verlor das Institut dazu jedoch kein Wort; im Quartalsbericht sind die Rückstellungen für Rechtsrisiken gegenüber insgesamt von Ende 2016 von 3,2 auf 2,9 Milliarden Franken gesunken. Im Wealth Management, das vom Steuerstreit betroffen ist, verminderten sich die Rückstellungen um 48 Millionen Franken.

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