Wieder redet die US-Justiz von einer «Verschwörung» mit Hilfe einer Zürcher Bank – doch nun geht es um die Tochter eines englischen Finanzkonzerns.

Der Mann ist Arzt, heisst Andrew Silva und wohnt in Sterling, Virginia. Am gestrigen Dienstag erklärte er sich vor einem Distriktgericht der Verschwörung in verschiedenen Formen und gegenüber verschiedenen US-Behörden für schuldig.

Zum Verhängnis wurde ihm ein Konto in Zürich. Andrew Silva hatte dort mehrere hunderttausend Dollar vor der US-Steuerbehörde IRS versteckt. Als er im letzten Herbst versuchte, seine Gelder unauffällig in die USA zu importieren, flog er auf.

Zumindest ein Angestellter der Bank, bei der er in Zürich das Konto hatte, soll aktiv mitgeholfen haben, die US-Behörden zu umgehen. Dies besagt ein Dokument des amerikanischen Justizministeriums: So habe sich der Banker im «private wealth office» des Zürcher Geldinstituts geweigert, Andrew Silvas Vermögen elektronisch in die USA zu übermitteln – «weil dies Spuren für die US-Behörden hinterlassen würde».

Gesucht: Britische Bank mit Ablegern in Zürich und Genf

Um welche Bank geht es? Für einmal gibt sich das Justizministerium in Washington bedeckt. Aber klar ist: Diesmal droht nicht eine Schweizer Bank unter Beschuss der US-Justiz zu geraten. Silva hatte sein Konto bei «einer der grössten Banken der Welt», die «ihren Hauptsitz in England und Niederlassungen in Zürich, Genf sowie im östlichen District von Virginia» hat.

International grosse britische Banken mit Ablegern in Zürich und Genf ? Das wären HSBC, Barclays Wealth, Lloyds TSB und RBS – und von diesen betreibt lediglich HSBC Filialien in Virginia.

Der Fall begann 1997. Damals erbte Andrew Silva von seiner Mutter ein nicht deklariertes Konto in Zürich. Offiziell waren die Gelder im Besitz einer Liechtensteinischen Stiftung, so das Geständnis des Angeklagten. Verwaltet wurde das Konto von einem Zürcher Anwalt – auch dessen Name wird nicht genannt –, und dieser Anwalt habe Silva geraten, keine Dokumente über dieses Depot zu verfassen; auch solle er ausschliesslich mit kodierten Briefen Kontakt halten.

235'000 Dollar in kleinen Scheinen...

Ende September beschloss nun die britische Bank, das Konto zu schliessen; sie forderte ihren Kunden auf, sein Vermögen innert drei Monaten abzuziehen. Schliesslich übergab sie ihm 235'000 Dollar in neuen 100-Dollar-Scheinen. Silva wiederum übersandte sei in 26 verschiedenen Couverts in die USA – und dabei geriet er, wie das Justizministerium andeutet, ins Visier der IRS-Fahndung.

Offenbar hatte der Amerikaner dem Rat seines Zürcher Anwalts vertraut: Dieser hatte ihn darüber informiert, dass die Einfuhr von weniger als 10'000 Dollar nicht deklariert werden müsse.

Ein Exempel statuieren

Im Gegensatz zu den US-Bürgern, die im Rahmen des UBS-Skandals bislang vor Gericht landeten, fällt Andrew Silva wegen seiner doch eher geringen Schwarzgeld-Summe von 235'000 Dollar auf. Es mag sein, dass der Fall als Exempel dienen soll, mit dem die US-Behörden signalisieren, dass auch «kleinere» Offshore-Kunden nicht geschont werden.

Bemerkenswert ist auch, dass das Justizministerium für einmal die beteiligte Bank nicht nennt. Dies führt einerseits zum Verdacht, dass die Kunden und Angestellten möglichst vieler Institute verunsichert werden sollen – ähnlich wie beim Datenklau-Fall in Deutschland. Allerdings tauchte auch die UBS damals, im Fall Birkenfeld, in diversen Anklageschriften lediglich als «Swiss Bank» auf.

Das Urteil gegen Andrew Silva soll Anfang Mai fallen. Ihm droht eine Höchststrafe von 10 Jahren Gefängnis und eine Busse von 500'000 Dollar. Er wurde gegen eine Kaution von 50'000 Dollar auf freien Fuss gesetzt.

 

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