Der Schweiz-Chef der UBS über die Stimmung in der Bank, die Entlöhnung der Mitarbeiter, und warum es sich heute lohnt, für die UBS zu arbeiten.

Im ersten grossten Interview mit den Medien skizziert Franco Morra die Leitplanken für das Geschäft der UBS in der Schweiz.

In dem Gespräch mit dem Fachmagazin «Schweizer Bank» gibt sich der «Mister Schweiz» der Grossbank überaus offen und selbstkritisch. Dennoch bringt er klar zum Ausdruck, dass nach seinem Dafürhalten der Konzern klar auf dem Weg der Genesung ist.

Befragt nach der momentan Stimmung innerhalb der UBS sagt Morra: «Sie hat sich deutlich gebessert. Der Bank geht es ja auch wesentlich besser. Die Risiko-Themen, unter anderem im grenzüberschreitenden Geschäft, sind weitgehend abgearbeitet. Wir haben die Redimensionierung und die Kostensparmassnahmen abgeschlossen. Unsere Strukturen sind jetzt viel einfacher und klarer. Die Strategie ist definiert. Erste Erfolgs- und Stabilisierungstendenzen treten ein. Wir bekommen immer mehr Briefe von Kunden, die sich nicht beschweren, sondern sich für den guten Service bedanken. Das motiviert.»


«Wer sich jetzt auszeichnet, kann rasch Karriere machen»

Zu den Gründen, warum es sich heute lohnt, für die UBS zu arbeiten, erklärt Morra: «Jeder Neuanfang ist für die Betroffenen zwar eine intensive, aber auch eine hoch spannende und lehrreiche Zeit. Etwas Neues aufzubauen kann Freude machen. Die UBS hat als grösste Universalbank der Schweiz alle Kompetenzen und Ressourcen, um ihre Neuausrichtung zum Erfolg zu führen, zumal das oberste Management voll dahintersteht. In Umbruchphasen wird die Leistung jedes einzelnen Mitarbeiters deutlicher sichtbar – und die Leistungen werden auch honoriert. Wer sich jetzt auszeichnet, kann rasch Karriere machen, auch dank unseren flacheren und schlankeren Strukturen.»

Angesprochen auf das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts meint Morra: «Wir spüren jedes Gerichtsurteil und jeden Skandal in Form von Unsicherheit. Aber im jüngsten Fall geht es um eine zwischenstaatliche Vereinbarung und um ein Problem zwischen der Schweiz und den USA. Die UBS hat in der Sache vorerst alles getan, was sie tun konnte.»


«Als eine der ersten Banken arbeiten wir mit Risk Metrics bei der Entlöhnung»

Und zur Entlöhnung der Mitarbeiter sagt Morra: «Früher wurde vor allem Kundenneugeld entlöhnt. Heute berücksichtigen wir Ertrag und Risikoverhalten. Als eine der ersten Banken arbeiten wir dabei mit Risk Metrics, und zwar sowohl bei den Kundenberatern als auch bei den Teamleitern. Die entsprechenden Ziele werden in der Zielvereinbarung festgelegt und in der Entlöhnung berücksichtigt.»

In drei Jahren sieht Morra die UBS im Schweizer Geschäft so: «Sie wird noch immer die stärkste Universalbank sein, aber mit einem grösseren Marktanteil als heute. Ihre Reputation wird wieder erstklassig sein, und es wird sichtbar sein, dass sie sich intensiv für das Schweizer Geschäft einsetzt. Denn die ganze Bank bekennt sich voll zum Heimmarkt Schweiz.»


Franco Morra liebt die Schweiz. «Wenn man einmal länger im Ausland gelebt hat, kann man die kritische Haltung vieler Schweizer ihrem eigenen Land gegenüber nicht mehr restlos nachvollziehen. Meine vier Kinder besuchen öffentliche Schulen – die sind in der Schweiz so gut wie anderswo die Privatschulen. Und ich geniesse es, für meine beruflichen Reisen kein Flugzeug mehr zu benötigen», erzählt der lebhafte, fröhliche Italo-Schweizer aus Bad Ragaz. Morra führt seit 2009 die UBS Schweiz. Zuvor war der 42-Jährige für das UBS Wealth Management tätig, zuerst als Leiter Italien in Mailand, danach als Head of Wealth Management Western Europe, Mediterranean, Middle East and Africa. Morra studierte und doktorierte an der Universität St. Gallen in Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach – von 1992 bis 2005 – für die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group.


 

 

 

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