Der Asset Manager GAM hat seine letzten Verbindungen zur Ex-Besitzerin Julius Bär gekappt. Europa-Vertriebschef Daniel Durrer sagt im Interview mit finews.ch, was die Fonds-Umbenennung bedeutet.


Herr Durrer, mit dem Rebranding der früheren Julius-Bär-Fonds hat GAM nun alle Produkte unter einem Markendach vereint. Was versprechen Sie sich davon?

Seit der Abspaltung von der Privatbank Julius Bär vertrieb GAM ihre Fonds einerseits unter der Marke GAM und andererseits unter der Marke Julius Bär (JB). Als unabhängiger Asset Manager ist es für GAM jedoch besonders wichtig, den eigenen Brand klar zu positionieren. Mit dem per Anfang Juli vollzogenen Rebranding unserer JB-Fonds haben wir den finalen Schritt in diese Richtung gemacht. Fortan wird überall wo GAM drin ist, auch GAM drauf stehen.

Was ist die Grössenordnung, in der sich das Rebranding vollzogen hat?

Wir hatten per Ende 2016 rund 24 Milliarden Franken in Fonds der Marke Julius Bär. Nun tragen alle Fonds, die von GAM gemanagt werden, auch den GAM-Brand. Das wird für mehr Transparenz bei den Investoren sorgen. Ausser der Namensänderung ändert sich bei den Fonds allerdings nichts. Die jeweiligen Manager, Strategien und Anlageprozesse bleiben dieselben wie vor dem Rebranding.

Gab es auch Fonds-Schliessungen als Folge des Rebrandings?

Die Optimierung unserer Produktpalette ist ein steter Prozess. Dabei werden auch Fonds zusammengelegt oder geschlossen. Diese Entscheidungen werden nach klar definierten Kriterien bezüglich Performance, Grösse und Marktpotential gefällt. Direkt in Bezug aufs Rebranding wurden keine Fonds geschlossen.

Wird es zu Geldabflüssen kommen?

Wir rechnen nicht damit, dass sich der Markenwechsel auf die Mittelflüsse materiell auswirken wird. Für unsere Kunden bedeuten die unveränderten Anlagestrategien und Track Records vor allem Kontinuität.

GAM muss sein Vertriebsnetz ausbauen und vergrössern. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir haben dieses Jahr mit Paris und Wien zwei zusätzliche Vertriebsniederlassungen in Europa eröffnet. Österreich und Frankreich sind beides Märkte, in denen GAM bereits eine gute Investorenbasis hatte, aber dank der neuen Büros wollen wir unsere Präsenz vor Ort noch weiter stärken.

«Wir sind in einer komfortablen Position»

In unserer Branche – und gerade während des derzeit herrschenden herausfordernden Tiefzinsumfeldes, wo Kunden aktiv nach Anlagelösungen und -alternativen suchen – ist es besonders wichtig, nah bei den Kunden zu sein. Schliesslich ist Asset Management ein People’s Business.

Wie war die Entwicklung im ersten Halbjahr?

Viele unsere Strategien verzeichnen eine erfreuliche Performance dieses Jahr. Genauere Informationen zum Geschäftsverlauf folgen am 3. August bei der Präsentation der Halbjahreszahlen 2017.

Wie behauptet sich GAM gegen den anhaltenden Trend hin zu passiven Anlagestrategien?

Als aktiver Asset Manager sehen wir uns dazu verpflichtet, aus dem Kapital unserer Kunden das grösstmögliche Potential zu schöpfen, unabhängig von der Zusammensetzung der jeweiligen Benchmarks und Indizes. Bei bestimmten Marktbedingungen ist dies mit gewissen Strategien einfacher als mit anderen. Wir sind dabei in der komfortablen Position, über ein breit diversifiziertes Angebot von Fixed-Income, über spezialisierte Equity-Strategien bis hin zu Alternativen Produkten mit diskretionären und systematischen Anlagemodellen zu verfügen.

Welche aktiven Strategien sind im gegenwärtigen Marktumfeld von Institutionellen Kunden besonders gefragt?

Neben den etablierten Aktienprodukten sehen wir im aktuellen Niedrigzinsumfeld reges Interesse an unserer umfassenden Palette mit Schwellenländer-Anleihen sowie unseren spezialisierten Fonds in den Bereichen nachrangige Anleihen, Katastrophenanleihen (Cat Bonds) und hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS).

«Institutionelle müssen ihren Verpflichtungen nachkommen»

Ebenso erfreuen sich Alternative Anlagen wieder einer erhöhten Nachfrage, wie Merger Arbitrage und die GAM Systematic Plattform mit den beiden neuen UCITS Produkten für Diversified Macro und marktneutrale Aktienstrategien, sowie unserem etablierten Alternative Risk Premia Produkt.

Aktive Strategien verlangen im Tiefzinsumfeld nach höherer Risikotoleranz, um Renditen zu erreichen. Sind Kunden bereit, mehr Risiken einzugehen?

Dies ist von Kunde zu Kunde sehr verschieden, da die Bereitschaft, Risiken einzugehen stark davon abhängt, wie sich die jeweiligen Investoren in dem aktuellen Marktumfeld strategisch positionieren wollen. Gleichzeitig müssen beispielsweise institutionelle Anleger schauen, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen können, und dafür die nötigen Renditen erzielen können. Der Einbezug von spezialisierten Anleihenfonds (wie oben erwähnt) muss übrigens nicht zu einer Erhöhung des Gesamtrisikoprofils führen, da viele der eingesetzten Instrumente wenig oder gar nicht von der Entwicklung des allgemeinen Zinsniveaus oder der Risikoprämien abhängen und sich somit bestens als Portfoliodiversifikatoren eignen können.

Was hat GAM an weiteren Produkten in der Pipeline?

Bei GAM hinterfragen wir immer wieder den Status quo und überlegen uns, wie wir unseren Kunden die besten Anlagelösungen anbieten können. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich unsere Systematic-Plattform, welche als Innovationszentrum dient für die Entwicklung neuer Technologien und Ansätze für systematische Strategien. Die Angebotspalette von GAM Systematic wird im Laufe der Zeit Produkte umfassen, welche die Grundsätze der systematischen Anlage sowohl auf alternative als auch auf Long-only-Investmentstrategien anwenden.


Daniel Durrer ist beim Asset Manager GAM der Vertriebschef für Kontinentaleuropa, sowohl für das Institutionelle als auch für das Fondsgeschäft. Er ist bereits seit über 14 Jahren für GAM tätig. Das heisst Durrer hat die wechselvolle Geschichte des 1983 von Gilbert de Botton gegründeten Hedgefonds-Spezialisten hautnah miterlebt. Von 1999 bis 2005 war GAM in Besitz der UBS und wurde dann an Julius Bär verkauft. Im Jahr 2009 spaltete die Privatbank das Asset Management ab, GAM wurde an der Börse kotiert. 

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