Die Privatbank Notenstein La Roche steckt mitten in einer strategischen Neuausrichtung und verkauft Ballast, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Auf der Käuferseite steht Vontobel.

Seit geraumer Zeit häufen sich die Anzeichen, dass die Privatbank Notenstein La Roche sich nochmals neu positioniert. Dafür spricht nicht nur der anhaltende personelle Aderlass; vergangene Woche war der Abgang von Roger Ganz, Leiter Portfolio-Management, bekannt geworden.

Geplant ist auch, dass Notenstein La Roche ab kommendem Jahr sämtliche Vermögensverwaltungsmandate ihrer Muttergesellschaft Raiffeisen übernimmt. Zudem steckt die Privatbank mitten in der Migration auf ein neues Kernbankensystem von Avaloq.

DZ-Deal ist geplatzt

Im Gespräch war auch die Übernahme der deutschen DZ Privatbank in Zürich. Doch wurden die Verhandlungen nun endgültig abgebrochen, nachdem die DZ-Mutter – die genossenschaftliche Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken – eine zu hohe Beteiligung an den künftigen Erträgen gefordert hatte.

Wie schwierig die Lage bei Notenstein La Roche derzeit ist, zeigen Recherchen von finews.ch auf: Anstatt zu kaufen, hat die Bank nun den Verkauf von Kundenvermögen eingeleitet. Konkret geht es um das Osteuropa-Portfolio, welches Notenstein La Roche abstossen möchte. Die Käuferin ist Vontobel.

Osteuropa passt nicht mehr zu Notenstein La Roche

Eine Notenstein-Sprecherin bestätigt: «Wir führen derzeit Gespräche mit Vontobel über einen Verkauf des Osteuropa-Portfolios.» Dabei handelt es sich gemäss Schätzungen von finews.ch um substantielle Kundenvermögen in der Höhe von über 1 Milliarde Franken, die noch von der Vorgängerbank Wegelin stammen.

Es mutet seltsam an, dass Notenstein-CEO Adrian Künzi (Bild) zwar laufend von Wachstum und dem Wunsch nach Zukäufen spricht, nun aber Kundengelder verkauft.

Adrian Kuenzi 500

Der Entscheid ist im Kontext der laufenden Umwälzungen im Private Banking zu sehen, die Notenstein La Roche zwingen, die Strategie zu überdenken.

Stärkerer Fokus auf die Schweiz

«Um unsere osteuropäischen Kunden weiterhin bedürfnisgemäss bedienen zu können, müsste die Bank Investitionen tätigen, die sich angesichts der Grösse des Portfolios nicht rechtfertigen», so die Sprecherin. Die Bank wolle fortan noch stärker auf den Schweizer Heimmarkt fokussieren.

Das bedeutet, dass bei Notenstein La Roche wohl auch weitere internationale Märkte auf dem Prüfstand stehen. Von den gut 20 Milliarden Franken verwalteten Vermögen (Stand Ende 2016) stammen rund 70 Prozent von Schweizern oder in der Schweiz wohnhaften Kunden. Internationales Geld verwaltet Notenstein La Roche aus den Nachbarländern, Grossbritannien, Südafrika und eben Osteuropa.

Unterschriften fehlen noch

Dem Vernehmen nach bleibt Südafrika ein Zielmarkt der St. Galler Privatbank, andere Auslandsmärkte werden noch überprüft.

Vontobel bestätigt gegenüber finews.ch, das Osteuropa-Portfolio zu kaufen. Die Verkaufsmodalitäten sind offenbar bestimmt. Es fehlen noch die Unterschriften. Noch unklar ist, ob das Osteuropa-Team von Notenstein La Roche, das Oliver Möhl leitet, auch zu Vontobel wechseln wird.

Dass Vontobel als Käuferin dasteht, überrascht nicht. Erstens verfügt die Zürcher Privatbank traditionell über ein starkes Standbein im Osteuropa-Geschäft. Zweitens kann das Wealth Management von Vontobel Verstärkung gebrauchen.

Noch nicht die ganze Braut

Und drittens bestehen zwischen den beiden Instituten seit längerem enge Beziehungen. Notenstein La Roche ging jedenfalls nicht den Weg eines Bieterrennens um ihr Osteuropa-Portfolio, sondern wandte sich wohl direkt an die Zürcher.

Dass Vontobel möglicherweise auch zu mehr bereit wäre, ist bekannt: Über eine mögliche Übernahme der gesamten Notenstein La Roche ist mehrfach spekuliert worden. Doch Besitzerin Raiffeisen sträubte sich bislang, ihre teuer eingekaufte Privatbanken-Tochter wieder herzugeben.

Vontobel darf demnach Notenstein La Roche noch nicht als Braut begrüssen. Eine russische Hochzeit ist es dank des Kaufs des Osteuropa-Geschäftes aber bereits.

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