Sie haben es nicht anders gewollt: Die gleichzeitige Veröffentlichung der Quartalszahlen bietet einen Steilpass für einen direkten Vergleich der UBS mit der Credit Suisse. Hier ist er.

1. Klare Börsenansage: CS hui, UBS pfui

Der Quartalszahlen-Doppelschlag der UBS und Credit Suisse (CS) kommt an der Börse am Freitag unterschiedlich an. Derweil die Titel der UBS deutlich im Minus liegen, haussieren die CS-Papiere – ein klares Indiz, dass das Momentum derzeit bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken liegt.

Analysten der Citigroup machen unter anderem den geringer als erwarteten Gewinnbeitrag in der Vermögensverwaltung sowie eine überraschend stark gesunkene Kernkapitalquote (siehe Punkt 2) für den UBS-Kurstaucher verantwortlich. Die Nase vorn haben die CS-Titel auch mit Blick auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn. Gut 11 Prozent beträgt das Plus bei der CS, bei der UBS ist es rund die Hälfte. 

Es ist offensichtlich: Die Investoren honorieren derzeit den Turnaround-Case der CS höher als den Wachstums-Case der UBS. Dies war von finews.ch zu Beginn der Woche so prognostiziert worden.

2. Kapital: Erosion bei der UBS

Was der CS zurzeit am meisten Auftrieb verleiht, ist ihre deutlich verbesserte Eigenkapitalquote nach der Aufnahme von 4 Milliarden Franken. Damit ist die CS aus der Gefahrenzone heraus. Mit 13,3 Prozent nähert sie sich nun sogar der UBS an.

Deren Quote sank seit Jahresbeginn überraschenderweise von 16,8 auf 14,8 Prozent. Derweil stiegen ihre risikogewichteten Aktiven wegen Modellanpassungen an. Ausserdem dürfte die UBS ihr Kreditgeschäft ausgedehnt haben. Erklärungen blieb die UBS bislang schuldig, doch ist der Abfall beim Eigenkapital ein schlechtes Signal.

3. Neugelder: Die CS muss, die UBS darf

Die Entwicklung der Nettoneugelder der beiden Rivalen im Wealth Management zeigt deutliche Unterschiede. Die UBS hat im ersten Halbjahr 2017 über alle Wealth-Management-Einheiten 28,5 Milliarden Franken eingesammelt. Im Vorjahresvergleich sind dies rund 10 Milliarden Franken weniger. Per Mitte 2017 verwaltet die UBS nun über 2,2 Billionen Franken und bleibt damit die grösste Vermögensverwalterin der Welt.

Bei der deutlich kleineren CS hingegen waren es im Halbjahr des laufenden Jahres 22,8 Milliarden Franken, ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem ersten Semester 2016. Neu verwaltet die CS im Wealth Management Kundenvermögen von gesamthaft 716 Milliarden Franken.

Dies zeigt: Die CS agiert beim Einsammeln von Neugeldern deutlich aggressiver, während die UBS aufgrund ihrer frühzeitigen Ausrichtung auf das Wealth Management einen Gang zurückschaltet. UBS-Chef Sergio Ermotti hat denn auch verschiedentlich gesagt, dass die UBS Qualität der Quantität vorzieht.

4. Sparen: Die UBS kann's auch, aber anders

Beide Institute drücken auf die Kostenbremse. Bei der CS ist dieser Druck allerdings grösser, was auch Versäumnissen aus der Ära unter CEO Brady Dougan geschuldet ist. Im Quartalsvergleich gelang der CS im Laufe des Jahres eine Senkung der Gesamtausgaben um 5 Prozent, womit die Bank bei ihren Zielen auf Kurs ist.

Die UBS senkte derweil ihre Kosten in derselben Vergleichsperiode nur unwesentlich schwächer, nämlich um 3 Prozent. Der grosse Unterschied bei den beiden Banken liegt im Wo: Während die CS durch den Stellenabbau ihre Personalkosten senkt, tut dies die UBS beim Geschäftsaufwand. Hier manifestieren sich womöglich die substantiellen Investitionen der UBS in die Modernisierung ihrer Systeme in ersten Effizienzgewinnen.

 5. Schweiz: CS hat das «Cost-Cutting-Game» besser im Griff

Während bei der UBS wie bei der CS das Schweizer Geschäft Herz und Lunge zugleich sind, kann die CS mit den derzeitigen Marktbedingungen besser umgehen: Erstens kann sie laufend weiteres Ertragswachstum verzeichnen – im Gegensatz zur UBS.

Der Erfolg hängt aber vor allem von der Kostenkontrolle ab – und auch hier findet die CS noch immer Fett zum Abschneiden. Nicht so die UBS: Sie ächzt unter steigenden regulatorischen Kosten, investiert allerdings auch, was die Kosten in der Schweiz tendenziell ansteigen lässt.

Punkto Profitabilität hat die UBS mit einer Cost-Income-Ratio von 58 Prozent noch einen Vorteil. Doch hat die CS, die im Gegensatz zur UBS auch das Schweizer Wealth Management zur Einheit dazuzählt, diesen Wert im Vergleich zum Vorjahr von 65 auf nun noch 62 Prozent gesenkt.

6. CS hat noch immer mehr Investmentbank drin

Die Highlights der Quartalsberichterstattung der CS lagen eindeutig auf den Aktivitäten in der Vermögensverwaltung. Es entspricht auch der Strategie von CEO Tidjane Thiam, diese im Vergleich zur Investmentbank zu stärken.

Der Vergleich zur UBS zeigt hingegen, dass in der CS noch immer mehr Investmentbank drin ist: Ihre beiden Abteilungen Beratung und Handel steuerten im ersten Halbjahr 40 Prozent am gesamten Ertrag der Bank bei. Bei der UBS war der Beitrag aus der Investmentbank mit 27 Prozent deutlich geringer.

Die CS bleibt demnach den Marktschwankungen stärker ausgesetzt als die UBS. Dies zeigte sich nun mehr im zweiten Quartal, wo die CS im Aktienhandel regelrecht eingebrochen ist, weil an den Märkten Flaute herrschte.

7. Das Leiden der Problemkinder

Das Asset Management bleibt ein Problemfeld beider Banken, wenn auch nicht eines, das nach dringenden Massnahmen rufen würde. Die UBS hat unter Asset-Management-Chef Ulrich Körner eine globale Strategie gewählt, der UBS-Supermarkt will sämtliche Anlagebedürfnisse abdecken.

Nach drei Jahren Umbau ist Körner allerdings von seinen Zielen weit entfernt. 1 Milliarde Vorsteuergewinn sind noch unerreichbare Höhen und die Cost-Income-Ratio liegt bei für Asset-Management-Verhältsnisse horrenden 72,7 Prozent. Körner muss die Kosten senken.

Noch höher liegt die CS bei der Cost-Income-Ratio mit 79,8 Prozent. Ihre Nischenstrategie mit Investmentboutiquen im Hedgefonds-Bereich hat sehr hohe Lohnkosten zur Folge. Die stattlichen Neugeldzuflüsse verblassen darob etwas.

Die Entwicklung in beiden Banken zeigt, dass das Asset Management nicht zu ihrer Paradedisziplin gehört – auch wenn dies von beiden gerne anders dargestellt wird. Der Druck auf die Kosten wird noch massiv steigen. Wie die beiden Banken mit den anhaltenden Umwälzungen in der Asset-Management-Branche umgehen werden, wird sich zeigen. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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