Der Ex-UBS-Banker und heutige Chef der Deutschen Börse rechnete fest damit, vom Verdacht des Insiderhandels reingewaschen zu werden. Doch die Rücktrittsforderungen werden immer lauter.

Noch letzten Mai gab sich Carsten Kengeter zuversichtlich. Er sei sicher, dass sich die Vorwürfe wegen Insiderhandels gegen ihn als unbegründet erweisen würden, sagte der CEO der Deutschen Börse damals an der Generalversammlung.

Der deutsche Finanzprofi, der einst die Investmentbank der Schweizer Grossbank UBS lenkte, schien sich seiner Sache sicher zu sein. Auf seinen Bonus zu verzichten – dazu sah er damals ebenfalls keinen Anlass.

Kalter Wind

Doch nun weht Kengeter ein kalter Wind ins Gesicht. Wie das deutsche «Handelsblatt» urteilte (Artikel bezahlpflichtig), ist die Deutsche Börse wegen der Untersuchungen rund um ihren Chef wie gelähmt. Und das macht nicht nur die Eigner, sondern auch die Politik zunehmend nervös.

Mit dem stellvertretender Bundesvorsitzenden der deutschen SPD Thorsten Schäfer-Gümbel fordert der erste Politiker den Rücktritt des umstrittenen Managers. «Bei aller gebotenen Zurückhaltung, die Mannschaft an der Spitze der Börse hat keine Zukunft», sagte er dem Blatt.

Wie auch finews.ch berichtete, wollte Kengeter bei der Deutschen Börse weitermachen.

«Das wird so nichts mehr»

Doch bei der Verteidigung seines Postens läuft ihm die Zeit davon. Kengeters Anstellungsvertrag beim Finanzunternehmen läuft im April 2018 aus. Die Verhandlungen über seine weitere Anstellung gelten wegen der Ermittlungen als blockiert; eigentlich wurde von den Staatsanwälten in Frankfurt noch diesen Sommer ein Verdikt erwartet.

Und nicht nur sie beugen sich über den Fall. Angesichts der Vorwürfe prüft die im hessischen Wirtschaftsministerium angesiedelte Börsenaufsicht Kengeters persönliche Eignung. Dabei will sie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten, sich aber in einer Anhörung auch ein eigenes Bild machen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin nimmt den Vorgang ebenfalls unter die Lupe, wie berichtet wurde.

Ein Aufseher äusserte sich anonym gegenüber dem «Handelsblatt»: «In einem normalen Unternehmen würde der Verwaltungsrat jetzt schon sagen: Lieber Herr Kengeter, das wird so nichts mehr angesichts der Vorwürfe, die im Raum stehen».

Den Stürmen widerstanden

Das lässt nicht gerade auf eine rosige Zukunft hoffen. Bereits wird über eine mögliche Nachfolge des Börsenchefs spekuliert: Als potenzieller Nachfolger für Kengeter gilt offenbar Lars Hille. Der Kapitalmarktchef der deutschen DZ Bank hat angekündigt, seinen im Oktober auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Hille hat in den 1990er-Jahren bereits für die Deutsche Börse gearbeitet und war bis vor kurzem Vorsitzender des Börsenrats der Frankfurter Wertpapierbörse. 

Hingegen hat Kengeter in seiner Karriere immer wieder die Fähigkeit bewiesen, Stürme zu überstehen. So blieb er nach dem 2011 aufgeflogenen 2-Milliarden-Dollar-Betrug des Ex-UBS-Händlers Kweku Adoboli im Amt – laut Quellen, weil er die Aufräumarbeiten leiten musste. Oswald Grübel hingegen trat von seinem Chefposten bei der grössten Schweizer Bank zurück.

Unter Kengeters Ägide als Chef der UBS-Investmentbank geschahen auch die Manipulation des Libor-Zinses und von Edelmetall-Preisen. Jene Affären vermochten ihm ebenfalls nichts anzuhaben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.19%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.94%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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