Der schwerreiche norwegische Staatsfonds gibt seinen Investments den Tarif durch. Bei Schweizer Finanzunternehmen zeigt er sich jedoch nachsichtig – ausser bei einem.

Fast 1'000 Milliarden Dollar verwaltet die norwegische Norges Bank Investment Management (NBIM) mittlerweile. Sie ist damit der grösste Staatsfonds weltweit. Mit der Macht kommt die Pflicht. Und die nehmen die Norweger sehr ernst. Dieses Jahr nahmen sie eigenen Angaben zufolge an 80'000 Generalversammlungen teil und zeigten nicht selten Zähne.

So berichtete die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig), wie die NBIM letzthin mit den mächtigen amerikanischen Technologiefirmen umgesprungen ist. Der Staatsfonds aus dem Norden wandte sich bei der Google-Mutter Alphabet, den IT-Riesen Apple und Facebook sowie beim Elektroautobauer Tesla gegen Vorschläge des Verwaltungsrats.

Bei Managerlöhnen durchgreifen

Vor der Macht der NBIM, der in der Schweiz wohl gewichtigsten Investorin nach dem weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, zittert auch die hiesige Finanzbranche. Zumal die Grossbank Credit Suisse (CS), an welcher der Staatsfonds mit insgesamt 5,08 Prozent beteiligt ist.

Nicht ohne Grund. Seit Jahren reden die Norweger davon, bei überhöhten Managergehältern durchzugreifen – und die Cheflöhne sind im Swiss Banking besonders hoch. Indes: Nachdem die CS letzten April im Streit um die Managerlöhne Kreide frass, stellte sich die NBIM hinter Präsident Urs Rohner.

Exempel an GAM?

Ein Blick auf die Abstimmungsresultate, welche die NBIM jeweils transparent macht, zeigt jetzt: Die Norweger votierten sowohl an der CS-Generalversammlung vom letzten April wie beim Entscheid über die Kapitalerhöhung im Mai voll auf der Linie der CS-Führung.

Handzahm zeigte sich der Staatsfonds auch bei den Aktionärstreffen der Banken UBS, Julius Bär und Vontobel sowie den Versicherern Zurich, Swiss Re und Swiss Life, wie die Abstimmungsprotokolle zeigen. Nur bei einer Schweizer Finanzfirma gingen die Norweger auf die Hinterbeine – bei GAM.

Im Zuge der Aktionärsrevolte beim Zürcher Asset Manager stimmte die NBIM sowohl gegen den Vergütungsbericht wie gegen die Wiederwahl von Verwaltungsrat Diego du Monceau, des Leiters des Kompensationskomitees. Die Botschaft kam an: GAM überarbeitet derzeit die Vergütungsrichtlinien, wollte aber den Entscheid aus Norwegen gegenüber finews.ch nicht kommentieren.

Unter Performancedruck

Warum der Staatsfonds ausgerechnet bei der kleinen GAM durchgriff, bleibt offen. Derweil entspringt die Politik der harten Hand wohl nicht nur den hohen Ansprüchen an die Governance. Die NBIM stand in der Heimat wiederholt in der Kritik, zu wenig Rendite zu erwirtschaften. Im letzten Jahresviertel lag die Performance bei 2,6 Prozent. Kein Anlass, die Hände in den Schoss zu legen also.

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