Unzufrieden mit dem Lohn, die Moral am Boden: Vielen Asset-Management-Profis setzt das schwierige Umfeld enorm zu, wie eine finews.ch exklusiv vorliegende Studie zeigt. Doch quittieren sie deswegen ihren Job?

Es sind Grossfusionen wie jene von Aberdeen und Standard Life oder Aktionärsrebellionen wie bei der Schweizer GAM, die Schlagzeilen machen. Wie es um die interne Befindlichkeit im Asset Management derzeit steht: davon dringt wenig nach aussen.

Umso interessanter ist das Ergebnis eine Umfrage, welche der international tätige Kadervermittler Heidrick & Struggles bei 534 Berufsleuten weltweit durchgeführt hat. Die Auswertung liegt finews.ch exklusiv vor.

Schlank und schlanker

«Asset-Management-Profis arbeiten härter für einen viel kleineren Ertrag», stellt die Studie lapidar fest. Sogar in Bereichen, in denen die Investorengelder noch fliessen, werde das Letzte aus schon «leanen» Teams herausgepresst.

Teamleiter müsste sich deshalb immer öfter mit gedrückter Arbeitsmoral oder gar mit Burnouts auseinandersetzen, wie die Umfrage ergeben hat.

Boni stagnieren

Und wie sich zeigt, bröckelt das wichtigste Argument für ein Ausharren in einem schwierigen Finanzjob: Der Lohn. Die Boni im Asset Managememt stagnierten, während die Fixlöhne den Trend nur teilweise wettmachten.

Im Vetrieb von einfachen «long only»-Fonds etwa verdienten Angestellte mit bis zu 20 Jahren Erfahrung dieses Jahr im Mittel 185'000 Dollar fix. 2016 waren es 180'000 Dollar gewesen, so die Studie. Hingegen sanken die mittleren Bonuszahlungen von 264'000 Dollar im Jahr 2015 auf 243'000 Dollar im letzten Jahr (siehe Grafik unten).

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Im Bereich der Hedgefonds und alternativen Produkten zeigt die Studie ein ähnliches Bild – auch wenn sich die Bonuskultur dort hartnäckiger hält.

Mehr Lohn verdient?

Ebenso wird offenbar, dass sich beim Lohn manche düpiert fühlten. Eine Mehrheit kam nämlich zum Schluss, dass das Gesamtsalär gemessen am Engagement für die Firma unter Erwartung ausgefallen ist (siehe Grafik unten).

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Im Vergleich zu anderen Branchen klingt dies nach Jammern auf hohem Niveau. Doch gerade wegen der hohen Saläre sind Finanzprofis oft äusserst sensibel in diesen Fragen.

Sensibel genug, um den Job zu künden? Aktiv auf Jobsuche war gemäss der Studie nur jeder Fünfte der Befragten. Bis zu zwei Drittel der Umfrageteilnehmer wollen derweil an ihrem Job festhalten – und sich höchstens «Gelegenheiten überlegen», wie es hiess (siehe Grafik unten). 80,6 Prozent der Befragten hatten denn auch 2016 die Stelle nicht gewechselt. Sie machten die Faust im Sack.

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Neues Interesse an alten Hasen

Ein Grund, sich wortwörtlich nicht von der Stelle zu rühren, dürfte die Furcht sein, in der schrumpfenden Branche keinen Job mehr zu finden. Wechselwillige gaben hingegen an, das sie im neuen Job «etwas zu bewegen» hoffen. Der Lohn wurde von diesen nur als viertwichtigstes Argument genannt.

Jene Hoffnung geht aber nicht automatisch in Erfüllung, so Heidrick & Struggles. Asset Manager verstärkten zuletzt vorab die alles entscheidenden Kundenfront, gerade in den europäischen Finanzzentren Schweiz und Grossbritannien. Produktespezialisten und Vertriebsteamleiter waren indessen weniger gefragt (siehe Grafik unten).

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Aufmerken lässt schliesslich, dass Erfahrung bei den Fondshäusern höher im Kurs steht als auch schon. Für die «alten Hasen» eigentlich ein Grund, nach Jahren in einem ungeliebten Job den Neuanfang zu wagen.

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