Am Freitag wird im Fall Ivanishvili ein Ex-Private-Banker der Credit Suisse mit grosser Wahrscheinlichkeit verurteilt. Nun bringen sich russische Geschädigte in Stellung für eine Klagewelle gegen die CS.

Über zwei Wochen dauerte der Prozess in Genf gegen einen ehemaligen Kundenberater der Credit Suisse, dem gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsführung vorgeworfen wird. Der 54-jährige Franzose hatte unter anderem den früheren georgischen Premier Bidzina Ivanishvili um über 100 Millionen Franken gebracht.

Dass der bereits seit zwei Jahren im Gefängnis sitzende Ex-Banker der CS verurteilt wird, steht ausser Frage. Nicht aufgegangen ist hingegen die Strategie der Kläger, den Prozess in Richtung Credit Suisse zu drehen, wegen Vernachlässigung ihrer Sorgfaltspflichten.

Wunderbarer Auftakt für weitere Verfahren

Doch mit dem Abschluss des Gerichtsverfahrens gegen den «Einzeltäter» bereiten sich die Anwälte der sechs Geschädigten auf weitere Klagen vor – diesmal gegen die Credit Suisse (CS).

Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» zitiert den Anwalt Alexander Lindemann, der zwei Geschädigte aus Russland vertritt, die in der Affäre mehrere Millionen verloren. Die Verurteilung des Ex-CS-Bankers sei «ein wunderbarer Auftakt für eine ganze Reihe von Zivilverfahren.» Die CS wollte dazu keine Stellung nehmen.

Doch die Strategie der Bank in diesem Betrugsfall war von Anfang an klar, wonach der CS-Kundenberater sein Betrugsschema völlig allein aufgezogen habe. Die Bank habe ihrerseits keinerlei Kenntnisse darüber gehabt, was dieser mit den Kundengeldern treibe. Das argumentierten die CS-Anwälte.

«Ich kann das nicht erklären»

Der Vorgesetzte des CS-Bankers sagte vor Gericht aus, er wisse nicht, warum die versteckten Konten, über welche die Transaktionen gelaufen waren, intern unentdeckt blieben und die Kontrollmechanismen der Bank versagen. «Ich kann das nicht erklären», sagte er vor Gericht.

Die CS sah sich selber als Geschädigte, hatte ihr Kundenberater doch rund 45 Millionen Franken an Kommissionen und Handelsgebühren abgezweigt. Während des Prozesses kam zudem ans Licht, dass der Franzose über eine Million Franken für Schmuck und Juwelen ausgegeben hatte. Die Staatsanwaltschaft forderte die Beschlagnahmung seiner diversen Immobilien in der Schweiz und auf Sardinien.

Fahrlässig und arrogant

Die Anwälte der Geschädigten argumentieren, der Private Banker habe über keinerlei Finanzerfahrung verfügt, als er bei der CS tätig geworden sei. Die Bank habe grob fahrlässig gehandelt, ihm die Bücher von russischen Grosskunden zu überlassen, bloss weil er einige Jahre in Moskau gelebt habe.

Anwalt Lindemann sagte zudem, die CS habe nicht nur fahrlässig gehandelt. Sie habe sich gegenüber den geschädigten Kunden arrogant verhalten, nachdem das Betrugsschema aufgeflogen war. «Die Bank hat sich nie dafür entschuldigt, dass sie einem unerfahrenen Mann die Verantwortung für Kundenportfolios mit über einer Milliarde Franken überlassen hatte», so der Anwalt. Es sei die CS, die das Chaos zu verantworten habe.

Nie entschuldigt

Insbesondere Vitaly Malkin, ein russischer Financier und ehemaliger Senator, will gegen die CS vorgehen. Er verlor über 15 Millionen Franken auf einem schlechten Investment. Doch sei sein gesamter Verlust deutlich höher, sagte sein Anwalt.

«Es kam mir vollkommen absurd vor, dass die Bank ihre Kunden durch das Handeln eines einzigen Angestellten betrügen könnte», sagte Malik am Prozess in Genf. Und er fügte an, wie sehr er darüber verärgert sei, dass sich die CS nie beim ihm entschuldigt habe.

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