Die Branche ist im Wandel. Doch manche Bankchefs stochern noch immer erst im Nebel herum und lassen sich bisweilen zu überraschenden Aussagen hinreissen.

Urs_Rohner_2Deutlicher hätte sein Statement kaum ausfallen können: Der Unterschied zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung mache keinen Sinn, sagte CS-Vizepräsident Urs Rohner (Bild links oben) kürzlich am 1. Schweizer Bankengipfel in Rüschlikon bei Zürich. «Und wenn man ehrlich ist, so hat er wahrscheinlich noch nie Sinn gemacht.»

Das ist ein erstaunliches Statement, zumal die Credit Suisse über Jahrzehnte hinweg sehr wohl von dieser Unterscheidung profitierte und es im Prinzip noch immer tut. Ein Hinweis darauf liefern nicht zuletzt die gestohlenen Kundendaten, die via ominöser CD inzwischen den Weg zu den deutschen Behörden gefunden haben.

Ein «politisches Problem»

Dass sich ein so hoher CS-Vertreter, der in einem Jahr Präsident des Verwaltungsrats wird, so deutlich in Sachen Bankgeheimnis ausdrückt, hat es in jüngster Zeit wohl kaum gegeben. Die Aussage unterstreicht letztlich aber nur, wie sehr die Banken bei diesem Thema mittlerweile unter Druck stehen und es lieber heute als erst morgen vom Tisch hätten.

Nach Ansicht Rohners liegt es an der Politik, auf bilateraler Ebene eine Lösung zu finden, um die unversteuerten Gelder zu legalisieren. «Weil dies ein politisches Problem ist», erklärte der Banker an der Veranstaltung von «Euroforum» in Rüschlikon weiter.

Spagat zwischen Altlasten und Offshore

Wie dies jedoch geschehen soll, darauf blieb auch Rohner eine klare Antwort schuldig und wiederholte nur, was bereits bekannt ist; dass der automatische Informationsaustausch «kein gangbarer Weg» sei und die Schweiz bei gestohlenen Daten keine Amtshilfe leisten dürfe.

Ausserdem sagte der CS-Vizepräsident, die Banken könnten nicht überprüfen, ob das Geld der Kunden versteuert sei oder nicht. Bezüglich dieser Frage, gehen die Meinung in der Branche indessen weit auseinander.

Interessant bleibt jedoch der Spagat, den viele Schweizer Banken heute in Sachen Offshore-Banking anstellen. So fordern sie einerseits eine amtliche Regelung ihrer «Altlasten», planen andererseits aber weiterhin mit hohen Erträgen aus dem grenzüberschreitenden Geschäft.

Zwei Drittel des Neugelds nicht in der Schweiz gebucht

So auch Urs Rohner, der erklärte, dass bei der Credit Suisse heute rund 60 Prozent des Neugelds ausserhalb der Schweiz eingebucht werde, und dass 95 Prozent dieses Neugelds aus Ländern stamme, wo die «Steuerthematik» überhaupt keine Rolle spiele.

Dabei fragt sich aber doch, wie sich die Schweizer Banken verhalten wollen, wenn auch in diesen Märkten die Steuerfrage aufs Tapet kommt respektive ob die Steuerproblematik nicht endlich global angegangen werden müsste.

Ohne Rolex und Porsche-Cabriolet

Martin_Scholl_2Zur Haltung der Banker äusserste sich an dem Anlass auch Martin Scholl (Bild links Mitte). Der CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB) prangerte in unmissverständlichen Worten das Benehmen mancher Banker in den letzten Jahren an und stellte fest, dass die öffentliche Wahrnehmung eben anders funktioniere, als es die Banker angenommen hätten. Es brauche wieder Leute, die sich auch ohne Chauffeur bewegen könnten.

Damit ging der ZKB-Chef mit manchen Grossbanken-Vertretern hart ins Gericht. Sozusagen als Seitenhieb auf diese Leute sagte Scholl weiter, dass es unter seiner Führung bei der ZKB keine Banker gebe, die mit der Rolex am Armgelenk und mit dem Porsche-Cabriolet beim Gewerbekunden vorfahren würden. «Wir haben lieber 50 Vakanzen als die falschen Mitarbeiter angestellt», sagte Martin Scholl.

«Qualifizierte Leute sind Mangelware»

Der ursprüngliche Banquier sei in jüngster Zeit zum angelsächsischen Banker mutiert, sagte Scholl weiter. Nun sei es an der Zeit, dass sich dieser in einen Bankier verwandle, der die überlieferten Werte mit der angelsächsischen Dynamik vereine, sagte der ZKB-Chef, wobei er gleich anfügte, dass es in den letzten drei Jahren enorm schwierig geworden sei, gute Leute zu finden.

«Qualifizierte Mitarbeiter sind mittlerweile Mangelware», sagte der Chef der Zürcher Kantonalbank und betonte, dass der Abwerbungsdruck von anderen Instituten enorm geworden sei.

Gehaltsstrukturen zerissen

Pierin_Vincenz_1Wie schwierig die Rekrutierung neuer Leute sei, bestätigte auch Pierin Vincenz (Bild links unten), Chef der Raiffeisenbanken in der Schweiz. Seine Regionalbankengruppe könne es sich weder leisten noch erlauben, gute Mitarbeiter mit exorbitanten Salären einzukaufen. Die Gehaltsstruktur der Raiffeisen liessen dies gar nicht zu.

Als Beispiel erwähnte Vincenz auch, dass er vor einigen Jahren vier Leute zu höheren Löhnen für das Private Banking rekrutiert habe. Doch bereits nach kurzer Zeit zeigte sich, dass dies nicht funktionierte, weil diese Mitarbeiter die ausgewogenen Salärstrukturen der Regionalbankengruppe «zerrissen». Umso mehr estimiert die Raiffeisen-Gruppe seither ihre Partnerschaft im Private Banking mit der Bank Vontobel.

UBS erhöhte Fixlöhne in Zürich markant

Ebenfalls hart ins Gericht ging Pierin Vincenz mit den Grossbanken und beklagte unter anderem, dass die UBS auf dem Platz Zürich in letzter Zeit selbst im Retailbanking die Fixsaläre markant erhöht habe, was wiederum einen zusätzlichen Druck auf die Branche ausübe. Diese Entwicklung sei «nicht sympathisch» und werde zwangsläufig Rückwirkungen auf das Kleinkundengeschäft haben.

Wenig Verständnis zeigt der Chef der Raiffeisen-Gruppe schliesslich für das Argument der Grossbanken, als globale Unternehmen seien sie gezwungen hohe Löhne zahlen, da sie nur so eine Chance hätten, gute Leute zu finden respektive zu halten.

Gentlemen’s Agreement an der Wall Street?

Vincenz ist indessen überzeugt, dass angesichts der ganzen Konsolidierungs- und Reorganisationswelle in der Finanzindustrie sehr wohl qualifizierte Mitarbeiter zu vertretbaren Gehältern zu finden sind. Ausserdem sagt Vincenz, dass es Sache der fünf grössten Players auf der Welt wäre, so etwas wie ein Gentlemen’s Agreement zu beschliessen, um die Löhne im Zaum zu halten.

Weitere Informationen zum 1. Bankengipfel finden Sie unter diesem Link.

 

Copyright der Fotos: EUROFORUM/P. Frommenwiler.

 

 

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