Die allergrösste Bedrohung für den Wohlstand Japans gehe von Donald Trumps Administration aus, schreibt Jesper Koll auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Die Nachricht, dass Premierminister Shinzo Abe wahrscheinlich noch drei weitere Jahre Japans Premierminister bleiben wird, verheisst grundsätzlich Gutes für die japanische Wirtschaft im Allgemeinen und die japanischen Risikoaktiva im Besonderen. Davon ausgehend sollten sich meiner Meinung nach zwei Faktoren ergeben, die in den nächsten sechs Monaten eine Nikkei-Rallye auf das Niveau von 30'000 ermöglichen könnten.

  • Überraschungen bei der wachstumsfördernden Politik
  • Ein deutlicher Aufwärtstrend bei den Gewinnrevisionen, der für einige Dynamik sorgen würde

Während die Wiederwahl von Premierminister Abe weithin erwartet wurde, sind die Erwartungen an neue proaktive politische Initiativen extrem niedrig. Im Gegensatz dazu gehe ich davon aus, dass relativ bald positive Überraschungen zu erwarten sind.

Konkret: Ein neuer Nachtragshaushalt wird die Binnenachfrage verstärken. Die Notwendigkeit dafür ergibt sich allein schon aus den verschiedenen Naturkatastrophen, die Japan in den vergangenen sechs Monaten heimgesucht haben. Etwa die Hälfte der Mittel sollte für den direkten regionalen Wiederaufbau verwendet werden. Die andere Hälfte soll für landesweite Katastrophen-Schutzmassnahmen verwendet werden.

«Zölle auf japanische Autoexpoerte sind eine grosse Bedrohung»

Obwohl die meisten wichtigen Kabinettspositionen wahrscheinlich nicht geändert werden, könnten innenpolitische Ressorts wie Landwirtschaft, Arbeit/Soziales sowie Wirtschafts- und Steuerpolitik für eine neue Führung bereit sein. Eine wichtige positive Überraschung wäre die Wiederernennung von Akira Amari. Er ist ein vertrauenswürdiges Mitglied in Abes engstem Kreis und war der Schlüsselarchitekt der Deregulierungs- und Wachstumsstrategie in Abes erstem «Abenomics»-Kabinett, das von Dezember 2012 bis Januar 2016 im Amt war.

Die grösste Bedrohung für den Wohlstand Japans geht indessen von der Trump-Administration aus und von der Gefahr eines Zolls von 25 Prozent auf japanische Autoexporte respektive Autoteilen. Dies könnte das Bruttoinlandprodukt (BIP) um bis zu einem halben Prozent reduzieren und den Topix-Gewinn um bis zu 15 Prozent sinken lassen.

«Das Team um Shinzo Abe scheint eine dreigleisige Strategie zu fahren»

Meiner Ansicht nach sind die Risiken einer tatsächlichen Umsetzung der Zölle jedoch gering. Vielmehr erwarte ich, dass in den nächsten sechs bis neun Monaten sehr positive, proaktive und wachstumsorientierte politische Initiativen zu einem Markenzeichen der Herrschaft von Premierminister Abe werden.

Denn das «Team Abe» hat Überstunden geleistet, und es scheint eine dreigleisige Strategie zu fahren, um Präsident Trump wie einen Gewinner aussehen zu lassen: 1. Erhöhung der japanischen Importe von Agrarprodukten; 2. Erhöhung der Verteidigungsausgaben Japans; und 3. die Schaffung eines «America One Belt, One Road», eines von Japan finanzierten, auf die USA ausgerichteten Infrastruktur-Investitionsfonds.


Der Deutsche Jesper Koll ist seit Mitte 2015 Japan-Chef des amerikanischen Fondshauses WidsdomTree. Er kam 1986 nach Japan, wo er sich als Assistent eines Parlamentsabgeordneten betätigte. Später arbeitete er für die US-Banken J.P. Morgan und Merrill Lynch, wo er sich zu einem der angesehensten Ökonomen und Kommentaren im Land entwickelte. Er besitzt ein Master Degree der School of Advanced and International Studies an der Johns Hopkins University in den USA. Darüber hinaus war er Research Fellow an den beiden führenden japanischen Hochschulen, der Tokyo University und der Kyoto University.


Bisherige Texte von: Rudi BogniOliver BergerRolf BanzWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc Lussy, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Andreas BrittMartin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Thorsten PolleitKim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameRobert HemmiAnton AffentrangerYves Mirabaud, Hans-Martin KrausGérard GuerdatDidier Saint-GeorgesMario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. LucatelliKatharina BartMaya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco MartinelliBeat WittmannThomas SutterTom KingWerner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Peter Hody, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Ralph Ebert, Marionna Wegenstein, Armin JansNicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio QuirighettiClaire Shaw, Michael A. WeltiPeter FanconiAlex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Claude Baumann, Sandro OcchilupoClaudia Kraaz, Will Ballard, Michael Bornhäusser, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Michel Longhini und Martin Gilbert 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel