Recherchen lassen vermuten, dass der Ex-UBS-Chef beim Investment-Vehikel Dillon Read Capital zu hastig und zu ungenau agierte.

Bald drei Jahre nach dem abrupten Abgang von Peter Wuffli an der operativen Spitze der UBS liefert der «Tages-Anzeiger» neue Fakten zu dieser bis heute diffusen Affäre. Anfang Juli 2007 hatte die Grossbank überraschend mitgeteilt, Wuffli trete per sofort als CEO zurück und werde durch Marcel Rohner ersetzt.

Nach aussen wurde damals der Eindruck erweckt, Wuffli sei vom Verwaltungsratsgremium als Nachfolger von Präsident Marcel Ospel übergangen worden und habe deswegen die Konsequenzen gezogen. Andere Beobachter vermuteten wiederum, Wuffli sei entmachtet worden, weil sich die enormen Subprime-Verluste in den USA abzeichneten, die später die UBS in die Krise rissen.

Neue Recherchen

Nun legt der Schweizer Bankenexperte und erfolgreiche Buchautor Lukas Hässig neue Recherchen vor und kommt zum Schluss, dass es vielmehr Managementfehler bei der Lancierung, Kontrolle und Auflösung des hauseigenen Hedge-Fund Dillon Read Capital Management (DRMC) gewesen seien, die Peter Wuffli das Genick brachen.

Im Zentrum hätte dabei nicht das Ausmass der Verluste gestanden, sondern «die Frage, wie Konzernchef Wuffli den Hedge-Fund aufgesetzt und kontrolliert habe», berichtet Lukas Hässig.

Autor Markus Ronner

Zitiert wird dabei ein ehemaliger Dillon-Read-Manager, der sich wiederum auf einen «geheimen» Bericht des internen Inspektorats bezieht. Verfasst wurde das Papier offenbar von Markus Ronner. Als Mitglied der erweiterten Führungscrew und Chef des Inspektorats rapportierte er direkt an UBS-Präsident Ospel.

Im Dokument seien «alle Aktionen beschrieben, von der Gründung über den operativen Betrieb bis hin zur Schliessung», sagte der Informant gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

UBS und Wuffli schweigen

Weder Peter Wuffli noch die UBS wollten sich nun zu den neu aufgerollten Vorgängen äussern.

Gemäss weiteren Angaben kam es bereits bei der Lancierung von DRCM im Jahr 2005 zu grundsätzlichen Mängeln. Ausserdem musste das Management von DRCM der UBS-Einheit Asset Management rapportieren, während die operativen Gewinne und Verluste bei einer andern Sparte anfielen – beim UBS-Investmentbanking. Das führte offenbar zu vielen Unklarheiten und schon bald zu einem «Durcheinander», was wiederum enorme Verluste begünstigte.

Wie es zum Eclat kam

Aber auch die plötzliche Auflösung des Fonds im Mai 2007 erfolgte gemäss weiteren Angaben hastig und zu wenig geordnet. Das legt den Schluss nahe, dass es nicht die Hedge-Fund-Manager von DRCM waren, welche die UBS in die Krise ritten, sondern die Konzernspitze, namentlich Peter Wuffli, weil dort die oberste Kontrolle und Führung versagte.

Die neuen Recherchen legen ausführlich dar, wie es schliesslich zum Eclat kam. Bahnbrechend neu sind sie indessen nicht. Die Erkenntnis, dass das DRCM-Vehikel ein wesentlicher Grund für das Scheitern Wufflis war, setzte sich bereits bald nach dessen Abgang in der Branche durch, genauso wie die Tatsache, dass CEO Peter Wuffli recht eigentlich die enorm aufgeblähte Bilanz der UBS zu verantworten hatte.

Abgekühlte Beziehung

Ungeachtet der späteren (Subprime-)Verluste stand Wuffli – gerade wegen der Ausfälle und Unregelmässigkeiten bei DRCM – schon bei der Schliessung des Vehikels im Frühjahr 2007 mit dem Rücken zur Wand, zumal auch manche UBS-Banker in den USA Druck auf ihn gemacht hatten. Ausserdem ist bekannt, dass sich zu jener Zeit das Verhältnis zwischen Präsident Ospel und Wuffli bereits merklich abgekühlt hatte. Bloss war das noch nicht an die grosse Öffentlichkeit gelangt.

Vor diesem Hintergrund ist auch zu erklären, dass Ospel seinen früheren Favoriten Wuffli für die Nachfolge im Präsidium nicht länger portierte, insbesondere nicht an der Verwaltungsratssitzung Ende Juni 2007 im spanischen Valencia, wo gleichzeitig UBS-Verwaltungsrat und Starsegler Ernesto Bertarelli den America’s Cup für sich entschied.

Showdown in Valencia

Die Versäumnisse Wufflis in Sachen DRCM, die der eingangs erwähnte interne Bericht des Inspektorats festhielt, lieferten Ospel genug Gründe, seinem CEO nahe zu legen, dass er versagt und deswegen auch keinen Anspruch auf das Präsidium im VR habe.

Wuffli war allerdings anderer Meinung, so dass es auf sein Drängen hin zum Showdown in Valencia kam. Der Rest ist Geschichte.

 

 

 

 

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