Kleine Firmen in der Finanzbranche schöpfen die Online-Möglichkeiten für ihre offenen Stellen kaum aus, sagt Chris Nokes vom Stellenportal JobDirectory.

Die grossen Finanzunternehmen schreiben ihre Jobs seit zehn oder mehr Jahren konsequent auf ihren Websites aus. Es gibt kaum eine Grossfirma in der Finanzbranche, die das nicht tut. «Die mittleren Unternehmen, sind nun auch bereits gut vertreten», sagt Chris Nokes, Partner des Job- und Informationsportal für Stellensuchende in der Finanzbranche, JobDirectory. Sie hätten das Potenzial des Web schon vor fünf Jahren entdeckt.

Auch qualitativ haben die Grossen die Nase vorn

Viel Nachholbedarf ortet Nokes indes bei den kleineren Unternehmen. «Ihre Jobs werden nur teilweise ausgeschrieben», bedauert er.

Auch qualitativ macht Nokes grosse Unterschiede in den Jobrubriken auf den Websites aus: «Die grossen Unternehmen haben in der Regel einen guten Auftritt. Die Jobs sind klar beschrieben, und neue werden umgehend online ausgeschrieben. Besetzte Stellen werden sofort von der Website entfernt», hält Nokes gegenüber finews.ch fest.

Die Kleinen sind nicht à jour

Unprofessionell verhalten sich indes viele kleinere Firmen. Sie schenken der Qualität zu wenig Beachtung. «Die Joblisten werden nicht à jour gehalten, alte Jobs werden nicht entfernt und die Stelleninserate üben visuell kaum eine grosse Anziehungskraft aus.»

Nokes_Foto3_270Dabei müssten die kleinen das Rad nicht neu erfinden. Die grossen Institute liefern das Vorbild, sagt Chris Nokes (Bild). «So sollte es etwa nicht passieren, dass eine Stelle in ‹Alpha› oder einem anderen Stellenanzeiger in Printform erscheint und nicht auf der eigenen Website zu finden ist.»

Wie viele der offenen Stellen in der Finanzbranche überhaupt im Web auftauchen, vermag Nokes nur zu schätzen. «Die grossen Firmen, die 70 Prozent der Jobs auf JobDirectory liefern, bringen fast 100 Prozent ihrer Jobs auf ihre Website. Bei den mittleren Firmen – mit 20 Prozent aller Jobs auf JobDirectory – schätzen wir den Anteil auf 80 Prozent. Die kleinen, die etwa 10 Prozent der Jobs auf JobDirectory stellen, begnügen sich mit 50 Prozent.»

Online-Jobs von kleinen Firmen mit unter zehn Mitarbeitern haben Seltenheitswert und werden von JobDirectory nicht automatisch erfasst. Deswegen geht Nokes davon aus, dass mindestens 85 Prozent aller offenen Stellen ins Web gelangen. Mit diesem hohen Anteil erklärt Nokes den Bedeutungsrückgang der Printmedien für Stelleninserate der Finanzbranche.

Der Bluff vieler Vermittler

Die restlichen 15 Prozent der Stellen gehen auf Konto der Vermittler. Allerdings: Schaut man sich JobDirectory näher an, so entdeckt man, dass die Plattform mit 3'400 Stellen von Vermittlern fast so viele wie von den Arbeitgebern auflistet (3'800).

Diesen «Widerspruch» löst Nokes auf: «Nicht wenige Personalberatungen stellen neue Jobs regelmässig ins Netz, aber ‹vergessen› ihre alten Jobs zu entfernen.» Sie spielen wegen des Renommees mit falschen Karten. Eine Personalberatung mit 50 offenen Jobs präsentiert sich viel bedeutender aus als eine mit nur zehn. «Aber es gibt wirklich keine Korrelation zwischen der Grösse einer Personalberatung und der Anzahl offener Jobs auf ihrer Website», erläutert Nokes.

Finews-JobDirectory-Index alle drei Monate

Chris Nokes weiss noch einen zweiten Grund für das Phänomen: «Viele Personalberater finden online Jobs von Arbeitgebern und anonymisieren diese. Das bedeutet, dass ein attraktiver Job von einem guten Arbeitgeber auf den Websites mehrerer Personalberatungen zu finden ist. Deswegen ist der Anteil von Vermittlern bei den Anstellungen in der Finanzbranche wahrscheinlich höher als die rechnerischen 15 Prozent. Wir rechnen mit 25 Prozent, aber niemand weiss das genau», sagt Chris Nokes.

Aus diesem Grund basieren die statistischen Daten für den Finews-JobDirectory-Index ausschliesslich auf Jobs von Arbeitgebern. So wird das Bild nicht verzerrt. Der Finews-JobDirectory-Index spiegelt die Job-Situation in der Finanzbranche in der Schweiz und in Liechtenstein. Er wird quartalsmässig publiziert.

Headhunter haben Sonderrolle

Jobs, die gar nie auf Websites erscheinen, sind in der Regel den Headhuntern vorbehalten. Weil Headhunter nur im obersten Segment tätig und entsprechend teuer sind, ist ihr numerischer Anteil an Besetzungen klein. Umsatzmässig ist er aber gar «beachtlich gross», meint Nokes.

 


Chris Nokes studierte Elektrotechnik an der Universität Birmingham, wo er seinen Doktortitel erwarb. In den Jahren darauf arbeitete er für IBM in Laboratorien in England und der Schweiz und in der IT-Abteilung der Credit Suisse. Nach dieser Zeit ging er zu Telekurs, wo er später Bereichsleiter des Finanzbereichs und Vorstandsmitglied wurde.

Im Jahr 1997 wurde er Internet Entrepreneur. Er war Mitbegründer der Topjobs Net AG, die 2002 mit der JobScout24 AG fusionierte. Seit 2004 ist er Partner und Geschäftsführer der Fenom AG, die JobDirectory betreibt, mit Verantwortung für Strategie und Produktentwicklung.

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