Finanzkrise, Strukturwandel und Konsolidierung. Das Geschäftsmodell mancher ausländischer Institute in der Schweiz scheint überholt.

In der Schweiz gibt es 153 Finanzhäuser mit einem ausländischen Hauptaktionär. Seit 2001 haben 28 Auslandsbanken ihre Geschäftstätigkeit eingestellt oder wurden durch eine Schweizer Bank übernommen. Weitere 32 Banken wurden in diesem Zeitraum durch eine andere Auslandsbank übernommen.

Das bedeutet: 27 Prozent der im Jahre 2001 in der Schweiz tätigen Banken mit ausländischem Hauptaktionär sind heute überhaupt nicht mehr aktiv oder nicht mehr als Auslandsbank tätig.

Gleichzeitig wurden 63 Banken neu gegründert oder haben neu einen ausländischen Hauptaktionär erhalten. Von den heute in der Schweiz tätigen Auslandsbanken waren also 41 Prozent im Jahre 2001 noch nicht tätig oder als Schweizer Bank registriert.

Wirtschaftlich nicht gerechtfertigt

Auch in jüngster Zeit hat sich die Situation merklich verändert: Nachdem in den vergangenen 18 Monaten nicht weniger als acht Auslandsbanken durch Übernahme oder Aufgabe der Geschäftstätigkeit aus der Statistik verschwanden, wurde immer häufiger die Frage stellt: Geht es mit dieser Bankengruppe in der Schweiz bergab?

Alfred Gysi (Bild), Präsident des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz, stellt dies in Abrede. Mehr noch. Er bezweifelt, dass es im weiteren Verlauf des Jahres noch viele Marktaustritte geben wird. «Kurzfristig verkaufen nur jene Hauptaktionäre ihre Bank, welche aus finanziellen Gründen dazu gezwungen sind. Denn bevor sich die neuen Rahmenbedingungen abzeichnen, ist der Verkauf einer Bank wirtschaftlich nicht gerechtfertigt», sagt Gysi.

Mittelfristig einige Fluktuation

Allerdings rechnet er mittelfristig mit einiger Fluktuation. «Jene Hauptaktionäre, welche die private Vermögensverwaltung nicht mehr als Geschäft führen wollen, werden sich aus der Schweiz zurückziehen. Und die Besitzer von kleinen Banken werden überlegen, ob sie ihr Institut nicht veräussern wollen», ist Gysi überzeugt.

Neben der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz sei dabei der Margendruck der entscheidende Faktor. Die Herausforderungen an ein steuerverträgliches Private Banking gingen weit über eine irgendwie geartete Abklärung des Steuerstatus der Kunden hinaus. Das Portfolio-Management müsse vielmehr steuerverträglich ausgestaltet, das Reporting angepasst, vor allem aber eine Beratung unter Einbezug von Steueraspekten sichergestellt werden. Dies seien grosse Herausforderungen an die Auslandsbanken, betont Gysi, der nicht jedes Institut gewachsein dürfte.

Lackmustest für den Finanzplatz

Noch wichtiger dürften dabei die Rahmenbedingungen in der Schweiz werden. «Je besser wir die Rahmenbedingungen unseres Finanzplatzes ausgestalten und die Banken selbst ihre Kompetenz beweisen und verlorenes Vertrauen wieder herstellen können, desto positiver wird auch der Lackmustest für den Finanzplatz ausfallen», sagt Alfredo Gysi.

Zwar fluktuiere die Zahl der Auslandsbanken seit Jahren zwischen 145 und 155 Banken. Doch hinter dieser relativ konstanten Zahl steckten grosse jährliche Bewegungen. Marktein- und -austritte hätten bewirkt, dass heute nur noch etwa die Hälfte der Auslandsbanken in derselben Form in der Schweiz tätig sind wie noch vor 15 Jahren.

«Die andere Hälfte ist entweder neu, Resultat einer Fusion oder wurde durch einen Aktionärswechsel starken Änderungen unterzogen. Die Geschichte unserer Bankengruppe zeigt: Ein starker Finanzplatz ist mit Strukturwandel kompatibel», sagt Alfredo Gysi.

Wichtige Arbeitgeber

Insgesamt arbeiten noch knapp 20‘000 Personen bei einer Auslandsbanken in der Schweiz. Verteilt auf die diversen inländischen Finanzzentren präsentiert sich die Situation wie folgt:

  1. Genf: 8‘940 Beschäftigte
  2. Zürich: 6'297 Beschäftigte
  3. Lugano: 2‘706 Beschäftigte
  4. Rest der Schweiz: 1‘538 Beschäftigte

 

 

 

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