Nach dem horrenden Quartalsverlust ist Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann angezählt. Nun muss ein anderer entscheiden.

Lange galt die Deutsche Bank als immun gegenüber den Turbulenzen an den Finanzmärkten. Das ging so weit, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sagen konnte, auf staatliche Gelder verzichten zu können. Nun hat sich das Blatt innert Wochenfrist gewendet. Vor wenigen Tagen musste das grösste Bankhaus Deutschlands das schlechteste Quartalsergebnis in seiner Geschichte einräumen, nämlich 4.8 Milliarden Euro Verlust im 4. Quartal.

«Wir sind über das Ergebnis sehr enttäuscht», schrieb Ackermann seinen Aktionären. Er weiss auch, dass sein Geldhaus nun kaum Puffer mehr hat; mit anderen Worten: In diesem Jahr müssen schleunigst Gewinne her, sonst muss auch die Deutsche Bank beim Staat um Hilfe betteln – genau das, was Ackermann bislang ausgeschlossen hatte.

Kronfavoriten sind angeschlagen

Angesichts der prekären Situation steht die Deutsche Bank mit ihren 80'000 Beschäftigten vor einem neuen, diesmal allerdings riesigen Umbau. Es wird jedoch kaum Ackermann sein, der diese gigantische Übung durchzieht, bestenfalls kann er sie anschieben. Denn der Schweizer will im Mai 2010 abtreten. Vor diesem Hintergrund muss ein anderer Banker her. Doch wer?

Risikochef Hugo Bänziger, ein langjähriger Weggefährte und Landsmann Ackermanns, ist angesichts der Negativzahlen nun auch angeschlagen, und der bislang hochgelobte Investmentbanking-Chef Anshu Jain kommt ebenfalls immer weniger in Frage: Denn die hohen Verluste fielen mehrheitlich in seiner Abteilung an. Und der Deutschland-Chef Rainer Neske ist zu wenig international ausgerichtet, um den Job zu übernehmen.

Wie es weiter geht, entscheidet letztlich ein unscheinbarer Mann, der bisher eher im Hintergrund agierte und sich vielleicht gerade so eine gute Ausgangslage verschaffte: Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Börsig (Bild). Der 60-jährigeBörsig studierte Mathematik und Betriebswirtschaftslehre, bevor er zunächst alles andere als eine Bankkarriere einschlug. Er begann seine Berufslaufbahn bei Mannesmann und wechselte 1985 zur Robert Bosch, 1997 wurde er Finanzchef bei RWE. Erst 1999 wechselte er zur Deutschen Bank, wo er 2001 Finanzvorstand wurde.

Von 2002 bis 2006 verantwortete er unter Josef Ackermann zusätzlich als Chief Risk Officer das Risikomanagement der Bank. Nachdem Rolf Breuer wegen der Kirch-Affäre vom Aufsichtsratsvorsitz demissionieren musste, rückte Börsig im Mai 2006 an dessen Stelle und wurde damit auch Ackermanns Chef. Börsig ist ein ruhiger Typ, agiert unprätentiös und pragmatisch. Das Überhebliche geht ihm ab. Der besonnene Zahlenmensch ist ein weiteres Beispiel dafür, dass nach den «High-Flyers» der letzen Jahre nun bodenständige Pragmatiker das Sagen haben.

 

 

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