Valartis sucht Kundenberater. Die Abwehrhaltung gegenüber US-Kunden sei kontraproduktiv, sagt René Hermann, Head Private Banking Zürich.

Ren_Hermann_1Herr Hermann, Sie haben in den letzten Monaten mit Akquisitionen in Österreich und Liechtenstein expandiert. Wie wichtig sind die Valartis Bank (Austria) AG und die Valartis Bank (Liechtenstein) AG?

Die Valartis Bank (Austria) AG mit gut 90 Mitarbeitern und rund 4’000 Kunden ist immens wichtig für den Ausbau unserer Private-Banking-Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa. Und auch die Valartis Bank (Liechtenstein) AG, die wir von der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank übernommen und umfirmiert haben, birgt mit ihren rund 50 Mitarbeitern enormes Potential.

Könnte nach ihren Akquisitionen in Österreich und Liechtenstein bald auch eine Akquisition in der Schweiz erfolgen?

Wenn wir eine Bank in der Schweiz finden würden, könnte das schon interessant sein. Wir denken dabei an ein kleineres Institut, das in unsere Strategie passt und konservativ geführt wird, aber kein Turnaround-Kandidat ist. Gut möglich wäre auch die Übernahme der Schweizer Tochter einer ausländischen Grossbank.


«Gute Leute kommen gern zu einer kleineren, unternehmerisch denkenden Bank»

Eine Übernahme müsste vor allem unser Private Banking weiter stärken. Dank unserer starken Kapitalbasis könnten wir eine Akquisition in der gewünschten Grössenordnung problemlos finanzieren.

Sie sind im letzten Jahr auch organisch gewachsen und haben den Personalbestand ausgebaut. Suchen Sie nach wie vor Kundenberater?

Ja. In den letzten Monaten haben wir bereits mehr als ein Dutzend Kundenberater von anderen Banken übernommen. Weitere Private Banker werden in den nächsten Wochen und Monaten hinzukommen. Gute Leute kommen gern zu einer kleineren, dynamischen, unternehmerisch denkenden und zukunftsorientierten Bank.

Rundum stossen Banken ihre US-Kunden ab. Wie gehen Sie mit dieser Kundschaft um?

Wir haben keine Berührungsängste mit amerikanischen Kunden. Valartis ist, was das Auslandgeschäft angeht, eine relativ junge Bank ohne «Altlasten».


«Auch Osteuropa und Russland werden immer interessanter»

Wenn Due Diligence und Compliance sauber ausgeführt werden und man umsichtig arbeitet, spricht nichts dagegen, US-Kunden mit deklariertem Geld zu betreuen. Die aktuelle Abwehrhaltung in der Branche gegenüber amerikanischen Kunden halten wir für kontraproduktiv.

Welche Märkte stehen für Valartis in Sachen Kundengewinnung sonst noch im Fokus?

Neben der Schweiz, den Nachbarländern und den USA werden auch Osteuropa und Russland, wo wir seit vielen Jahren präsent sind, immer interessanter. Dazu kommen aufstrebende Regionen wie der Nahe und der Ferne Osten.

Inwiefern bringen Sie Ihre selbstentwickelten Länder-, Regionen- oder Sektorfonds bzw. Investmentgesellschaften in den Depots Ihrer Kunden unter?

Es wäre ein grober Fehler und ein Verstoss gegen unsere Prinzipien, wenn wir unsere Kundendepots automatisch mit unseren eigenen Produkten ausstatten würden. Wir verfolgen eine offene Produktarchitektur – was in der heutigen Zeit eigentlich für jede Bank selbstverständlich sein sollte.


«Wir stellen massgeschneiderte Portfolios zusammen»

Wir suchen für unsere Kunden die für sie individuell am besten geeigneten Produkte und stellen so bei Verwaltungsmandaten ein massgeschneidertes Portfolio zusammen, oder wir beraten die Kunden bei Beratungsmandaten entsprechend. Keine Bank kann behaupten, sie führe für jede Anlageklasse und jedes Anlegerbedürfnis genau das richtige Produkt im eigenen Sortiment. Wer wirklich den Kunden in den Mittelpunkt stellt, bietet ihm auch Produkte der Konkurrenz an.

Was bringen eigentlich Ihre Corporate-Finance- und M&A-Beratungen Ihren Privatkunden?

Wir sind eine unternehmerisch denkende und handelnde Bank. Das hat seit jeher eine überdurchschnittliche Anzahl Unternehmer angezogen. Unternehmer, die eine eigene Firma aufgebaut haben und irgendeinmal eine Grösse erreicht haben, für die sie auch Corporate-Finance-Dienstleistungen in Anspruch nehmen oder unser Know-how und Netzwerk im M&A-Bereich nutzen möchten. Auf diese Weise profitieren Private-Banking-Kunden von unserem Corporate-Finance-Geschäft und umgekehrt.


«Wir sind für einen kommenden Aufschwung gut gerüstet»

Wie stellen Sie sich auf die kommenden Monate an den Finanzmärkten ein?

Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserem aktiven und valuebasierten Investitionsansatz auch in Zukunft interessante Anlageopportunitäten identifizieren können, die eine im Vergleich zum Benchmark attraktive Performance ermöglichen. Im Immobilienbereich werden wir generell noch eine Weile mit einer gedrückten Stimmung leben müssen. Wir denken aber, dass wir mit unseren Nischenprodukten und Immobilienprojekten für einen kommenden Aufschwung gut gerüstet sind.

 


Die vollständige Fassung dieses Interviews finden Sie in PRIVATE Ausgabe 3/2010 – Das Magazin für private und institutionelle Investoren.

 

 

 

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