Er ist pünktlich, mittelgross und eindeutig ein Schweizer: In Deutschland sind Angaben über den Mann herausgesickert, der Schweizer Bankdaten verkauft hat.

Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hat ein vielseitiges Dossier mit Informationen über die gekaufte Credit-Suisse-Daten-CD an Dutzende andere Staatsanwaltschaften versandt; zum Teil landete das Material offenbar in Täterakten, so dass die Anwälte von beschuldigten Steuersündern Einblick erlangen könnten.

Offenbar finden sich im Dossier Verdachtsmaterial gegen die Credit Suisse selbst. Das Private Banking des Paradeplatz-Instituts, so wird suggeriert, könnte wissentlich Steuervermeider angelockt haben.

Das Problem: Das Dossier gelangte inzwischen zur «Financial Times Deutschland» und zum Wirtschaftsmagazin «Capital», die nun genüsslich daraus zitieren.

Damit werden zugleich Informationen über den so genannten «Informationsgeber», kurz IG, bekannt – also jenen Mann, der bei deutschen Behörden mit der Schweizer Daten CD hausierte.

Er redet einen schwer verständlichen Dialekt

«Der IG kennzeichnete sich durch Pünktlichkeit aus, trug Sonnenbrille auch in Räumen, setzte seine Kappe oder Mütze nicht ab, hat eine mittelgroße Statur (gleichwohl eine unscheinbare Erscheinung), duzt seine Gesprächspartner, reiste immer mit einem Kraftfahrzeug an, welches er versteckt parkte, verfügt mithin über eine Fahrerlaubnis» – so schildert ein Fahnder den Mann.

Weiter heisst es, der Mann sei «wortkarg, abwartend, beobachtend und geduldig» gewesen.

Zugleich hatte er «einen Schweizer Dialekt, dessen Verständlichkeit bei den hochdeutsch sprechenden Gesprächspartnern nicht immer gewährleistet war.» Es habe sich «auch im Laufe der Zeit« keine «persönliche Vertrauensatmosphäre zu dem IG herausgebildet (im Gegensatz zu dem vorangegangenen LGT-Verfahren), denn die Kontaktdauer (...) war nur kurz, einen Dialog über irgendein allgemein interessantes Thema (Musik, Sport, Politik, etc.) vermied der IG sorgsam.»

Mit dem Verweis aufs «vorangegangene LGT-Verfahren» erinnern die Düsseldorfer an Heinrich Kieber, der 2008 im selben Bundesland Steuersünder-Daten aus Liechenstein verkauft hatte; mit ihm hatten es die Fahnder offenbar leichter.

Das Material wurde zusammengetragen

Weiter erfährt man einiges über das Material, das der «Informationsgeber» mit dem schweren Dialekt verkauft hat: «Kongruent zu dem Probematerial wurde ein Stick übergeben, der eine Excel-Tabelle enthält, die neben der laufenden Nummer eine Kontonummer, eine Namensbezeichnung, eine Adresse oder Telefonnummer, ein Geburtsdatum, die Anlagesumme und das Kontoeröffnungsdatum in 1106 Fällen umfasst.»

Dieses Bild des Materials sei «nicht banktypisch», so die Staatsanwaltschaft Düsseldorf: Es sei zu vermuten, dass jemand «Zugang zu Akten hatte, evtl. auch zu Dateien, diese im Hinblick auf deutsche Anleger zu selektieren wusste und sie als 'Sammlung' in eine Excel-Liste überführt hat.»

Ein Offizier der Schweizer Armee?

Am Ende kommt der Beamte eindeutig zum Schluss, dass der Mann Schweizer sei – «dessen bin ich mir recht sicher».

Möglich sei, dass der Mann «eine (untergeordnete) Tätigkeit in einer Bank, einer Versicherung oder einer sonstigen 'Bürokratie' ausübe. «Der IG könnte auch – das würde sein «cooles», routiniertes Verhalten erklären – eine militärische Laufbahn eingeschlagen haben oder aber Mitglied eines Geheimdienstes sein.»

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