Hat er gedroht? Oder äusserte er schlicht eine sachliche Analyse? Oswald Grübels Aussagen sorgen für Ärger – auch innerhalb der UBS.

Am Sonntag Nachmittag versandte die UBS ein Mediencommuniqué, übertitelt mit: «Richtigstellung der UBS». Darin ging die Grossbank auf die Debatte ein, welche einige Äusserungen ihres Konzernchefs ausgelöst hatten.

Oswald Grübel habe nicht gedroht, so eine Kernaussage. Vielmehr habe er im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» lediglich «auf theoretischer Ebene ein mögliches Szenario erörtert». Diese Darlegung sei nun von verschiedenen Seiten als Drohung ausgelegt worden.

«UBS stellt richtig. dass Herr Grübel weder eine Drohung ausgesprochen hat, noch dass sich UBS der Lösung der too big to fail Situation entgegenstellt», meldet die Bank nun. «In einer öffentlichen Diskussion muss es allerdings auch erlaubt sein, darauf hinzuweisen, welche Konsequenzen je nach Massnahme für den Schweizer Finanzplatz zu erwarten sind.»

«Tausende von Arbeitsplätzen»

Im Interview hatte sich Grübel zu den Nationalbank-Forderungen nach höheren Eigenmittelanforderungen und nach einer Reorganisation für systemrelevante Banken geäussert.

Konkret sagte er: «Das würde auch eine fundamentale Umstellung des Geschäfts bedeuten. Kurzfristig würde es negative Auswirkungen haben. Es würde das Wirtschaftswachstum erheblich drücken, es gäbe weniger Kredite, weil jede Bank die Bilanz reduzieren würde. Das hiesse auch, dass Tausende von Arbeitsplätzen weggingen, und sich für uns niedrigmargige Geschäfte nicht mehr lohnten.»

Heftige Kritik

Ob dies eher als Drohung oder eher als Analyse zu verstehen ist, sei jedem Leser selbst überlassen. Jedenfalls stiessen die Aussagen auf heftige Kritik. So bemerkte die «Finanz und Wirtschaft» am Samstag, Grübel habe sich, der UBS und dem Finanzplatz einen schlechten Dienst erwiesen – schliesslich gehe es jetzt darum, Dankbarkeit, Zurückhaltung, Vertrauenswürdigkeit und Zuversicht auszustrahlen.

Als besonders unglücklich beurteilte es das Blatt, dass Grübel den von Restrukturierungen und Leistungsabbau erschöpften Mitarbeitern in der Schweiz nebenbei mitteilte, die «wirklich guten Mitarbeiter» würden heute besser bezahlt denn je.

Gandhi, Mandela, Grübel

Und es sei ebenfalls kaum dienlich für die UBS, wenn der Chef öffentlich ein Szenario entwerfe, das den Abbau von «Tausenden von Arbeitsplätzen» umfasse, weil sich die Bank in der Schweiz möglicherweise aufs Schweizer Kerngeschäft begrenzen müsse.

Den Ball nahm am Wochenende auch Elli Planta auf. In einem Interview mit der Zeitung «Sonntag» bezeichnete die scheidende UBS-Personalvertreterin Grübels «Drohung» (so das Wort) mit dem Abzug von Arbeitsplätzen als «kontraproduktiv». «Mit Ausnahme von Gandhi oder Mandela werden die Leute mies, wenn sie auf Dauer unter Druck stehen», sagte die Angestelltenvertreterin. «Das versuchte ich auch Herrn Grübel klar zu machen.»

Elli Plantas Nachfolger als Personalvertreter, Dieter Biegger, äusserte sich ebenfalls im «Sonntag» zum Interview seines obersten Chefs: Grübels Aussagen hätten «bei den Mitarbeitern zu Fragezeichen geführt.» Den Fragen müsse sich der Konzernchef intern stellen.

Auch bei finews.ch meldeten sich dieser Tage UBS-Angestellte mit Hinweisen auf eine unbefriedigende Stimmung im Hause.

Analyse oder Schreckszenario?

Mit seinen Aussagen im «Tages-Anzeiger» sowie in der «Neuen Zürcher Zeitung» wollte Grübel wohl einen Gegenpol zu Philipp Hildebrand bilden – dies vermutet unter anderem die «Finanz und Wirtschaft». Immerhin habe die Nationalbank die UBS am Wickel, solange sie im Stabfund Risikopapiere der Grossbank hält.

Nationalbank-Präsident Hildebrand wird nicht müde zu verkünden, die Grossbanken (vor allem die UBS) seien zu gross für die Schweiz, aber auch zu wenig kapitalkräftig, und ihr Gewinnpotenzial sei bescheiden.

Gezielte Äusserungen

Tatsache ist, dass Grübels Äusserungen in einem Rahmen stehen: Grossbanken-Vertreter aus diversen Ländern zeigen derzeit reihenweise volkswirtschaftliche Probleme auf für den Fall, dass die Banken zu streng reguliert würden. In einem Bericht, den der internationale Bankenverband IIF vorletzte Woche vorlegte, wurde behauptet, dass bei einer zu raschen und zu strengen Regulierung weltweit zehn Millionen Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

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