Nach Raoul Weil ist ein weiterer Ex-UBS-Top-Mann in der Finanzwelt wieder aufgetaucht, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Martin_LiechtiDiesmal ist es der vor zweieinhalb Jahren unter dramatischen Umständen von den US-Behörden festgehaltene Martin Liechti.

Was in der Branche zunächst kolportiert wurde, ist jetzt verbürgt, wie Recherchen von finews.ch ergaben: Der 49-jährige Martin Liechti (links ein aktuelles Bild) hat unlängst die Parkside Advisors GmbH gegründet.

Er amtet als Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung. Gleichberechtigter Partner ist Marius André Holzer, auch er ein ehemaliger UBS-Mann.

Parkside Advisors versteht sich als Beratungsfirma für Unternehmensentwicklung, Strategie und Organisation. Zudem betreibt die Gesellschaft Projektmanagement und interimistisches Management von Unternehmen. Firmensitz ist Zürich, das Stammkapital der GmbH beträgt 20'000 Franken.

Coaching von Führungskräften

Schliesslich coacht sie auch Führungskräfte. Sie kann aber auch Finanzierungen für eigene oder fremde Rechnung vornehmen, wie einem Eintrag im Schweizerischen Handelsamtsblatt weiter zu entnehmen ist.

Martin Liechti war bis jetzt für einen Kommentar nicht zu erreichen.

Ungewollte Popularität

Liechti kam zu ungewollter Bekanntheit, als er im Frühjahr 2008 auf Durchreise in den USA von den amerikanischen Behörden festgenommen wurde.

Als damaliger Chef des amerikanischen Vermögensverwaltungsgeschäfts der UBS galt er als Kronzeuge für einen späteren Gerichtsfall gegen die grösste Schweizer Bank. Was genau er den US-Behörden sagte, bleibt geheim.

Schweigsamer Auftritt

Gut erinnerlich ist sein Auftritt vor dem US-Senatsausschuss Ende Juli 2008, als er in den Ermittlungen gegen die UBS wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung hätte aussagen sollen. Doch er schwieg. Unvergessen ist auch die Tatsache, dass er monatelang mit elektronischen Fussfesseln von den Behörden in den USA festgehalten wurde.

In der Folge zahlte die Schweizer Grossbank unter anderem eine Busse von rund 780 Millionen Dollar. Ausserdem konkretisierten sich damals die Begehrlichkeiten der Amerikaner, vertrauliche Kundendaten von UBS-Kunden einzufordern – was ihnen dann auch gelang.

Monatelang in Haft

Insgesamt wurde Liechti mehrere Monate lang in Miami festgehalten, bevor er wieder auf freien Fuss gesetzt wurde und in die Schweiz zurückkehrte. Eine Zeit lang war er dann noch bei der UBS angestellt, bevor er Ende April 2009 ausschied.

Liechtis Vorgesetzter war seinerzeit Raoul Weil, der ebenfalls in Ungnade fiel und später die UBS verliess. Wie kürzliche Recherchen von finews.ch ergaben, betätigte sich Weil in diesem Jahr ebenfalls als Berater in der Finanzbranche; namentlich wirkte er mit bei der Fusion von Reuss Private mit BN & Partners und Fondsnet zur Reuss Private Group.

Raoul Weil besitzt in dieser neuen Finanzgruppe zwar keine Funktion. Er wird das Unternehmen aber gemäss eigenen Aussagen weiterhin auf seinem Wachstumspfad begleiten.

Liechti bereits in Architekturfirma

Der frühere Global-Wealth-Management-Chef Raoul Weil war von der UBS freigestellt worden, nachdem die amerikanischen Justizbehörden im Zuge des Steuerstreits mit der Schweiz Anklage gegen ihn erhoben hatten.

Ein branchenfremdes Mandat hat Martin Liechti bereits. Seit November 2009 amtet er als Verwaltungsrat der Architekturfirma rd2b mit 19 Angestellten, wie der «SonntagsBlick» im April meldete. Ein Honorar beziehe Liechti dafür nicht, hiess es weiter.

 

 

 

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