Der US-Journalist Michael Bronner rekapituliert die Geschichte des Ex-UBS-Bankers und dessen Wandlung zum angeblich grössten Whistleblower.

Es mangelt nicht an Beiträgen über den kontroversen Bradley Birkenfeld, der massgeblich die «alte» UBS destabilisierte und Schockwellen auf den ganzen Finanzplatz Schweiz auslöste. Dennoch ist die ausführliche Reportage des New Yorker Michael Bronner auf der Website «GlobalPost» durchaus lesenswert.

Wie es gutem US-Journalismus eigen ist, zeichnet der Text die Geschichte Birkenfelds akribisch nochmals auf und bleibt durchaus objektiv sowohl in Bezug auf die UBS als auch gegenüber jenem Mann, der sich aufmachte, der grösste Whistleblower aller Zeiten zu werden, am Ende aber im Gefängnis landete.

Unverwüstliche Klischees

Interessant sind selbst die Passagen, in denen das Swiss Banking weiterhin als etwas Konspiratives beschrieben wird, und die Klischees vom Schweizer Nummernkonto einmal mehr thematisiert werden. Diese Stellen illustrieren indessen auch, dass sich die Wahrnehmung im Ausland auf das Schweizer Bankwesen kaum geändert hat.

Michael Bronner ist aber auch zugute zu halten, dass er Birkenfeld nicht zum Helden stilisiert, sondern durchaus anschaulich nachzeichnet, wie dieser Banker sich sehr wohl einen Plan zurecht legte, um einerseits der UBS zu schaden und andererseits an eine möglichst hohe Belohnung für seine Whistleblower-Tätigkeit zu gelangen.

Plötzlich im Kreuzfeuer

Der Rest ist Geschichte. Birkenfeld macht die Rechnung ohne seinen ehemaligen Kunden Igor Olenicoff, der von den US-Justizbehörden diskret angegangen wird und – nicht ganz freiwillig – Birkenfelds Aktivitäten im Detail ausbreitet. Nur so kann Olenicoff, der mit Birkenfelds Hilfe Millionen von Dollar dem Fiskus vorenthielt, selber mit strafmildernden Umständen rechnen.

Dadurch gerät aber Birkenfeld ins Kreuzfeuer aller Beteiligiten und muss am Schluss für gut 40 Monate ins Gefängnis in Pennsylvania wandern, wo er von Michael Bronner für den nun publizierten Artikel ebenfalls besucht wurde.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Auch jetzt hat Birkenfeld nicht aufgegeben, zumal er nach wie vor der einzige (ehemalige) UBS-Banker ist, der in den USA für seine Tätigkeit im Offshore-Banking sehr streng gebüsst wurde. Noch immer hofft Birkenfeld, dass er dereinst als der grösste Whistleblower aller Zeiten in die Geschichte eingeht; nicht zuletzt mit einer hübschen Abfindung – nämlich einem Bruchteil jener Steuereinnahmen, welche die Behörden dank seiner Informationen generieren konnten.

 

 

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