Laut Berichten aus Chile eröffneten Vertraute des Diktators diverse Konti in Zürich – um Schwarzgeld zu deponieren. 

Ein Korruptionsfall in Chile wirft derzeit hohe Wellen. Letzte Woche wurden in Santiago de Chile drei Ex-Generäle und zwei Obristen der chilenischen Luftwaffe festgenommen beziehungsweise unter Hausarrest gesetzt: Es ist ein weiterer Fall in der Aufarbeitung der Ära Pinochet, denn der Diktator und seine Entourage erweisen sich im Nachhinein offenbar als hochgradig korrupt.

Und es ist Fall, in dem eine Schweizer Bank für einmal wieder eine Rolle spielt, wie man sie sich aus alten Krimiklischees gewohnt ist.

Die Affäre, welche die chilenische Staatsanwaltschaft gemeinsam mit dem belgischen Staat untersucht, dreht sich um den Kauf von 25 Mirage-Jets durch Chile im Jahr 1994. Die Maschinen waren – second hand – von Belgien übernommen worden, vermittelt von einem Waffenhändler namens Carlos Honzik Hubka (der Mann vertrat bei den chilenischen Streitkräften nebenbei auch die Schweizer Firmen SIG und Mowag).

Gibraltar, Virgin Islands, Miami, Zürich ...

Auf der anderen Seite: Augusto Pinochet sowie eine Gruppe hoher Offiziere seiner Luftwaffe. Pinochet war zu diesem Zeitpunkt bereits als Diktator entmachtet, aber er hatte sich vor dem Rücktritt den Posten eines Oberbefehlshabers auf Lebenszeit zuschanzen lassen. In seinen Diensten stand dabei auch Oscar Aitken Lavanchy, ein Vermögensverwalter, der in Chile allgemein bekannt ist als «Pinochets Testamentsvollstrecker».

Aitken baute mit Honzik ein Netz von Schein- und Tarnfirmen in diversen Offshore-Zentren auf – in Gibraltar, auf den Virgin Islands, in den USA, in Spanien und auf den Bahamas. Über sie verteilten die Männer diverse Zuwendungen an Pinochet und seine militärischen Untergebenen. Eine ganz entscheidende Rolle, so bringen die belgischen und chilenischen Fahnder derzeit ans Licht, spielten dabei diverse Konti bei der damaligen Credit-Suisse-Tochter Clariden-Bank in Zürich (einer Vorläuferin von Clariden Leu).

Wieviel Geld aus dem Mirage-Geschäft dort einging, ist unklar. Greifbar wird, dass 35 Millionen US-Dollar an eine Tarnfirma in Miami flossen und später, bei der Schliessung einiger verdächtiger Konti, noch 6 Millionen Dollar bei Clariden vorlagen. Die belgischen Antikorruptionsbehörden vermuten, dass bis 1995 rund 15 Millionen aus dem Mirage-Deal auf der Clariden-Bank deponiert wurden.

... und von Zürich auf die Cayman Islands

Das Geld wurde 1998 weiterverschoben. Just damals nämlich begannen Chile und Belgien den Korruptionsfall zu untersuchen; und im Oktober desselben Jahres wurde Pinochet in England auf Antrag des spanischen Richters Baltasar Garzón festgesetzt.

Ausgerechnet in diesen Wochen wurde das Geld von Honziks Konti bei Clariden erst intern umgeschichtet und dann – knapp drei Wochen nach Pinochets Festnahme in London – weiter zu einer Gesellschaft namens Nemesis Holding auf den Cayman Islands verschoben: Dieses Unternehmen wurde am 5. November 1998 unter Anleitung der Clariden-Bank gegründet.

Laut Einschätzung des belgischen Untersuchungsrichters Daniel Franzen spielte die Schweizer Bank «eine aktive Rolle» dabei, ein System zu schaffen, mit dem man die Gelder einer Pinochet-Tarnfirma verschwinden lassen konnte. Die Ermittlungen dauern weiter an, denn diverse Personen, denen von den Clariden-Konti in einer weiteren Stufe Geld zugewiesen wurden, sind bis heute nicht enttarnt.

Ausführliche aktuelle Berichte finden sich derzeit in der chilenischen Presse, so in «La Nación» oder in «El Mercurio»

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