Die CS-Tochter Clariden Leu blieb im 1. Halbjahr 2010 hinter den Erwartungen zurück. CFO Roman Kurmann nimmt im Interview mit finews.ch dazu Stellung.

Kurmann_160Herr Kurmann, nimmt man einmal den Sondereffekt heraus, dann hat Clariden Leu im 1. Semester 2010 ein Resultat auf Vorjahresniveau erreicht. Aus welchen Gründen erwies sich das Umfeld als so anspruchsvoll?

Die Situation an den Märkten ist nach wie vor herausfordernd. Dennoch ist es Clariden Leu gelungen, in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen dreistelligen Millionenbetrag (102 Millionen Franken) als Reingewinn zu erwirtschaften. Die Finanzkraft und die solide Bilanz unserer Bank sind überdurchschnittlich gut.

Im Gegensatz zu anderen Schweizer Privatbanken entwickelte sich der Neugeldzufluss bei Clariden Leu aber rückläufig. Was sind die Gründe dafür?

Das Wachstum bei Neukunden entwickelte sich positiv und brachte auch uns Neugeldzuflüsse. Jedoch hatten wir in einzelnen Märkten «Outflows», die wir mit diesen «Inflows» nicht kompensieren konnten.


«Unsere Investitionen in die Wachstumsmärkte waren hoch»

Zudem konzentrieren wir uns auf qualitatives Wachstum. Unsere Investitionen in die Wachstumsmärkte waren in den letzten zwölf Monaten hoch, und wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwölf Monaten ein qualitativ gutes Wachstum erzielen werden.

Hauptsitz_ClaridenLeu_160Erfreulich verlief das Geschäft mit strukturierten Produkten. Was verhalf zur markanten Volumenausweitung von 35 Prozent?

Wir gehören zu den Marktleadern bei «Yield Enhancement»-Produkten; und wir stellten fest, dass Kunden beim aktuellen Nullzins-Niveau wieder vermehrt genau diese Produkte nachfragen. Nebst den klassischen «Barrier Reverse Convertibles» finden vor allem die «Floater-BRCs» sehr guten Anklang bei unseren Kunden.


«Wir zählen zu den am solidesten kapitalisierten Schweizer Privatbanken»

Trotz tieferer Personalkosten stieg die Cost-/Income-Ratio gegenüber der letztjährigen Vergleichsperiode von 67 Prozent auf 72 Prozent. Was hat sich verteuert?

Die höhere Cost-/Income-Ratio reflektiert die geringeren Erträge, die hauptsächlich auf das tiefe Zinsniveau und die anhaltend hohe Liquiditätshaltung bei den Kunden zurückzuführen sind.

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Im volatilen Umfeld suchen die Kunden bei ihren Banken vor allem Sicherheit. Clariden Leu ist mit einer BIZ-Tier-1-Kernkapitalquote von 24 Prozent sehr gut finanziert. Bleibt es dabei, oder gibt es eine noch höhere Zielgrösse?

Clariden Leu zählt tatsächlich zu den am solidesten kapitalisierten Schweizer Privatbanken. Wir wollen dies auch beibehalten, da die Kunden ihr Geld bei einer sicheren Bank haben wollen.


«Es sind momentan sehr viele kleine Banken auf der Suche nach Partnern»

Nach den Worten von CEO Hans Nützi sollen die Halbjahreszahlen der Bank im 2. Semester 2010 Auftrieb verleihen. Was sind Ihre Erwartungen und Zielsetzungen?

Das 2. Halbjahr wird mindestens so anspruchsvoll werden wie das erste. Die Kunden sind immer noch sehr vorsichtig. Die Orientierungslosigkeit an den Märkten ist ebenfalls sehr gross und der Drang nach Sicherheit ungebrochen.

Wird die Bank Clariden Leu in der angelaufenen Konsolidierungswelle im Private Banking aktiv werden?

Es sind momentan sehr viele kleine Banken auf der Suche nach Partnern. Clariden Leu hätte dank der währenden überdurchschnittlichen Profitabilität und ihrer Grösse sicherlich die Kraft, eine Akquisition durchzuführen.


Roman_Kurmann_thumbRoman Kurmann ist seit Januar 2007 Chief Financial Officer der Clariden Leu. Von 2003 bis Ende 2006 war er Leiter Finance & Risk für die Geschäfte der Bank Leu.

Zuvor war der Betriebsökonom und Dipl. Wirtschaftsprüfer als Leiter Business Planning & Controlling für die Bank Leu sowie fünf Jahre für die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Arthur Andersen tätig.

Roman Kurmann  absolvierte zusätzlich verschiedene Betriebswirtschafts- und Führungsseminare an Universitäten, unter anderem am INSEAD in Fontainebleau und Singapur.

 

 

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