Exklusiv: SAM-Gründer Reto Ringger stellt eine neue Bank auf die Beine, die im 1. Quartal 2011 starten wird. Mehrere Mitarbeiter werden noch gesucht.

Das Gesuch in Bern sei eingereicht. Bis Ende Jahr erhoffe man sich von der FINMA grünes Licht respektive eine Banklizenz, sagt Reto Ringger gegenüber finews.ch. Dadurch sollte es möglich werden, dass im 1. Quartal 2011 eine neue Schweizer Bank mit einem neuartigen Geschäftsmodell ihren Betrieb aufnimmt.

Es kommt in der Schweiz nicht häufig vor, dass eine Bank auf der grünen Wiese entsteht. Zu hoch sind oftmals die Hindernisse für ein solches Unterfangen. Ausserdem braucht es sehr viel Kapital und auch Kompetenz, Know-how. Doch in diesem Fall scheint alles zu stimmen.

Pionier in nachhaltigen Anlagen

Initiant ist der 47-jährige Reto Ringger, der 1995 die Sustainable Asset Management (SAM) Group gründete. Das Unternehmen war eines der ersten Finanzinstitute in der Schweiz, das nachhaltige Anlagen zum Geschäftskonzept erklärte und damit bis heute auch einen sehr grossen Erfolg hat.

Unter Ringgers Leitung wurde SAM zu einem weltweit führenden Anbieter von Sustainability-Investments. Zusammen mit dem amerikanischen Medienkonzern Dow Jones lancierte das Unternehmen sogar den gleichnamigen Nachhaltigkeits-Index.

Schlechte Kundenberater

Um an ein grösseres Vertriebsnetz zu gelangen, veräusserte Ringger 2006 einen Teil seiner Firma an die niederländische Bank Robeco. Per Ende 2008 übernahmen die Holländer das Unternehmen vollständig, und Ringger verliess im Februar 2009 SAM, um «neue Initiativen» im Bereich Nachhaltigkeit zu realisieren.

Im Gespräch mit zahlreichen Banken stellte er indessen fest, dass kein Institut seinen Bedürfnissen wirklich entsprach. Am meisten vermisste er eine unabhängige Beratung, stattdessen stellte er fest, dass die Bankleute ihm kaum zuhörten, vor allem eigene Produkte verkaufen wollten und mit teilweise versteckten Kommissionen operierten. So schälte sich der Plan für eine eigene Bank heraus, wie Ringger erzählt.

Absolutes Novum in der Schweiz

Das Geschäftsmodell der künftigen Bank zielt darauf ab, einer ausgesuchten Klientel eine ganze Palette an nachhaltigen Anlagen anzubieten, selbst in heute noch weniger gängigen Anlageklassen wie Obligationen, Immobilien oder alternative Investments.

In dieser Konsequenz ist das ein Novum in der Schweiz. Darüber hinaus will die Bank auch entsprechendes eigenes Research erstellen. Damit die Bank für diese Arbeit unabhängig bleibt und sich auch nicht in Interessenskonflikte begibt, wird sie ausser kostengünstigen «In-House Fonds» keine eigenen Produkte anbieten.

Alte Bekannte aus der Branche

Bereits beschäftigt das Unternehmen, das noch unter dem Arbeitstitel «Globalance Capital» von der Gartenstrasse in Zürich aus operiert, ein gutes Dutzend Leute, darunter einige in der Branche bekannte Personen: Urs Landolt und David Hertig zählten zusammen mit Reto Ringger zum harten Kern von SAM und halten nun gemeinsam mit rund 80 Prozent des Kapitals die Aktienmehrheit an dem Finanzinstitut.

Als Chief Operating Officer amtiert Adrian Lerf, früher CEO der Bank Jura Laufen. Im Bereich «Fonds-Manager-Selection» taucht mit Thomas Pfyl der frühere Leiter der Aktienanalyse bei der Bank Vontobel wieder auf; und kürzlich konnte mit Sebastian Epp von der Bank Clariden Leu der künftige Chef für das Portfolio-Management engagiert werden.

Weitere Fachleute gesucht

Insgesamt plant Ringger in einer ersten Phase mit einem Personalbestand von rund 20 Leuten. Weiterhin gesucht werden ein Head Research, ein Analyst Real Estate sowie Fachleute für die Kundenbetreuung, das Marketing und den Bereich Kommunikation.

Wie das bei SAM schon der Fall war, sollen auch bei der neuen Bank die Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt werden. Das Back-Office ist mehr oder weniger ausgelagert.

Sinnfrage kommt ins Spiel

Ringger sieht ein grosses Potenzial für nachhaltige Anlagen. Ansprechen will er in erster Linie vermögende Privatkunden sowie Stiftungen, Familiengesellschaften und Family Offices. Wie andere Pioniere in diesem Bereich stellt er fest, dass die Nachfrage nach solchen Investments enorm zunimmt, nicht zuletzt nachdem in der jüngsten Finanzkrise grosse Vermögen vernichtet wurden.

Kommt hinzu, dass bei vielen vermögenden Personen um die 50 ein schärferes Bewusstsein für sinnvolles und ausgewogenes Investieren besteht. «Je mehr Vermögen da ist, desto eher kommt die Sinnfrage ins Spiel», stellt Ringger fest.

Fokus auf Deutschland und die Schweiz

Ihren Fokus wird die neue Bank zunächst auf Deutschland und die Schweiz richten. Per Ende 2009 lagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 38 Milliarden Euro an Geldern in nachhaltigen Anlagen (+67 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

Allein in der Schweiz werden 23 Milliarden Franken nachhaltig verwaltet, wobei etwa 50 Prozent auf private Investoren entfallen. Ringger sieht ein Marktpotenzial an nachhaltigen Kundenvermögen von etwa 20 bis 30 Milliarden Euro. Um mittelfristig profitabel zu arbeiten, braucht die Bank Kundengelder zwischen 800 Millionen Franken und einer Milliarde.

Gewinnschwelle in drei Jahren

Genaue Zahlen will Ringger nicht nennen, bestätigt aber, dass die Gewinnschwelle in etwa drei Jahren erreicht werden soll. Darüber hinaus wolle man sich in der Branche und auch darüber hinaus einen Namen als die Plattform für nachhaltige Anlagen machen.

 

 


Lesen Sie zum Thema ‹Nachhaltige Anlagen› auch die neuste Studie von Eurosif unter diesem Link.

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.44%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.31%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.3%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.3%
pixel