Für Daniel Wittmer von der Privatbank Bellerive gehört Gold schon seit Jahren ins Portefeuille. Wie beurteilt er nun die Perspektiven am Markt?


Wittmer.Daniel.Bellerive.150Daniel Wittmer ist seit April 2010 Mitglied der Geschäftsleitung der Zürcher Privatbank Bellerive.


Herr Wittmer, würden Sie derzeit Gold kaufen?

Ja, das Gold befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend, insbesondere für Anleger mit Referenzwährung Schweizerfranken ist der Kauf interessant, denn der Franken-Kilopreis liegt rund 10 Prozent unter dem Höchstwert vom vergangenen Juni.


«Korrekturen gehören zu eine Aufwärtsbewegung»


Ist der Aufwärtstrend noch intakt?

Der langfristige Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt. Korrekturen und Konsolidierungen gehören zu einer soliden Aufwärtsbewegung.

Wie beurteilen Sie die fundamentale Lage am Goldmarkt?

Die Fundamentals sind in mancher Hinsicht gut abgestützt. Jeder Investor der ins Thema Gold investieren will, muss verstehen, dass Gold an sich kein rentables Gut darstellt. Gold stellt aber ein ausgezeichnetes Wertaufbewahrungsmittel dar, und ist  daher gefragt.


«Volatilität muss ertragen werden können»
Der weltweite Fiskal- und Geldstimulus der meisten Staaten untermauert die Nachfrage nach dem gelben Metall. Natürlich soll das Goldthema auch mit Goldminengesellschaften abgedeckt werden. Die rückläufige Produktion und der abnehmende Orebody sprechen für höhere Preise. Die grosse Volatilität dieser Titel muss aber ertragen werden können.

Haben Sie aus Franken- und Dollaroptik das gleiche Bild vom Goldmarkt?

Der Trend bleibt bei allen Währungen derselbe. In den letzten Jahren hat jede Währung gegen das Gold abgewertet. Der US-Dollar hat aber bedeutend mehr Kaufkraft verloren als dies der Franken getan hat.

Hängt die Entwicklung der Edelmetallmärkte nicht mindestens so stark von den Perspektiven Südafrikas ab von der globalen Verfassung von Finanzmärkten und Konjunktur?


Ja, dies tun die Edelmetallmärkte durchaus. Hingegen dürfen wir nicht vergessen, dass besonders Gold ein monetäres Metall ist, das speziell in China, Russland und Indien stark verwurzelt ist.

«Als Basisanlage Gold  vorziehen»


Wenn Edelmetall als Anlage, dann Gold?

Als Basisanlage bevorzuge ich das Gold. Zusätzlich sollten aber auch Minengesellschaften, die eine Vielzahl von Edelmetallen schürfen, im Portfolio sein. Silber erscheint mir im Vergleich zu Gold auch interessant zu sein. Silber hat aber nur in Asien einen monetären Charakter.

Als das letzte Mal Bonds mit 100 Jahren Laufzeit en vogue waren, war der Dollar etwas weniger als ein Zwanzigstel einer Unze Gold wert. Das war in den 1890er Jahren. Jetzt ist der Dollar etwas mehr als ein Zweieinhalbtausendstel. Wie sieht die Relation in ein paar Jahrzehnten aus? Heisst das für den Anleger: Einmal Gold, immer Gold?

Ja, die Dollarentwicklung ist dramatisch. Dennoch kann Gold während eines Paradigmenwechsels nur die Scharnierfunktion übernehmen. Kehren die Notenbanken und Staatshaushalte wieder auf einen berechenbaren Weg zurück, wird Gold weniger gefragt sein.

«Auch Verschuldung tief halten»


Wie findet der Anleger die goldene Balance zwischen vernünftiger Vorsicht und dem abgrundtiefem Pessimismus der Goldbugs?

Vorsichtiges und rationales Verhalten führten immer zum Ziel. Extrempositionen waren sehr selten erfolgreich. Geschichtlich gesehen , ist die Balance in einer traditionellen Asset Allocation zu finden. Dazu gehörten immer Aktienanlagen die auch Krisen überstehen, Gold und Cash. Damit ist der Spielraum, bei Verwerfungen reagieren zu können, gegeben.Wenn immer möglich sollten aber auch die Schulden, wenngleich die Zinsen günstig sind, tief gehalten werden.

Was sagen Sie zur These Schweizerfranken schlägt Gold?

Nun, vielleicht hätte diese These etwas dran, hätte die Schweizer Regierung den Goldverkauf dazumal unterbunden. Der Schweizerfranken wird wegen in- und ausländischem Druck auch abwerten. Ich hoffe aber sehr, dass der Franken relativ zum Euro und zum Dollar weniger abwertet. Competitive devaluation ist nämlich nur eine Seite der Medaille.

Welche Goldanlage favorisieren Sie?

Gold ETF der ZKB, Barrick Gold (ABX)  Newmont Mining(NEM) und ETFs auf Junior Mines bilden meine Bandbreite.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.55%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.41%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel