Das 3. Quartal wird zum Gradmesser für die weitere Entwicklung im Bankensektor. Allerdings gehen die Expertenmeinungen weit auseinander.

Gross war die Überraschung als die UBS überraschend gute Halbjahreszahlen für die ersten sechs Monate von 2010 präsentierte. Damit unterstrich sie ihren Anspruch, möglichst bald wieder zu den führenden Global Players zu gehören.

Auch andere Institute, wie Barclays oder J.P. Morgan profitierten von der positiven Entwicklung im ersten Semester und bescherten den Investoren schöne Kursavancen.

September kaum besser als Juli und August

Inzwischen hat die Stimmung aber spürbar gedreht, denn wie man inzwischen weiss, verzeichneten die meisten grossen Geldhäuser in den Sommermonaten Juli und August 2010 sehr tiefe Marktvolumen im Investmentbanking. Und auch der September dürfte nicht wesentlich besser werden. Damit könnte auch der Aufschwung der UBS gestoppt oder zumindest gedrosselt werden.

Ein Indiz für die veränderte Situation gab dieser Tage die Deutsche Bank ab, die im Emissionsprospekt für ihre beabsichtigte Kapitalerhöhung unter anderem von «deutlich schwächeren Geschäften» im 3. Quartal berichtete.

Ertragsprognosen reduziert

Schwache Trends am Kapitalmarkt bewogen denn auch Analyst Michael Carrier von der Deutschen Bank gestern Donnerstag, seine Ertragsprognosen für Morgan Stanley und Goldman Sachs im 3. Quartal um 70 Prozent respektive 35 Prozent zu reduzieren.

Vor diesem Hintergrund könnte man meinen, dass sich unter den Analysten ein markanter Meinungsumschwung vollzogen hat, zumal auch etwa Huw van Steenis von Morgan Stanley in seiner jüngsten Lagebeurteilung von lustlosen, stagnierenden Investmentbankingerträgen im 2. Halbjahr spricht.

Überraschungen nicht ausgeschlossen

Kommt noch hinzu, dass der starke Franken besonders den Schweizer Grossbank zusetzen könnte, weil ein Grossteil der Kommissionseinnahmen im Private-Banking-Geschäft in Euro und Dollar anfällt – also in zwei Währungen, die in den letzten Monaten gegenüber dem Franken massiv an Wert verloren haben. Dies wird erstmals auch in Q3 sichtbar werden.

Dennoch: Nicht alle Analysten kommen indessen zu einem negativen Fazit. Nach Einschätzung von J.P. Morgan ist die aktuelle Investorenstimmung allzu negativ; eine Überraschung in Q3 sei nicht ausgeschlossen. Und auch die Credit Suisse publizierte vor gut zehn Tagen einen Report, wonach das dritte Quartal die Erwartungen «übertreffen» könnte, zumal ein Nachholbedarf im Aktien- und Obligationen-Funding entstanden sei.

Neue normale Dividende für 2012

Grundsätzlich gute Nachrichten bezüglich der UBS verbreitet auch Huw van Steenis von Morgan Stanley. Er hat das 12-Monate-Kurs-Ziel von 20 Franken auf 21 Franken erhöht. Die Gründe: Die Konkretisierung von Basel III habe sehr viel Ungewissheit eliminiert, und die UBS werde auch den «Swiss Finish» verkraften könnten. Dies, zusammen mit einer anhaltenden Verbesserung im Kerngeschäft, werde dazu beitragen, dass die Schweizer Grossbank für das Jahr 2012 eine «neue normale» Dividende von 80 Rappen bezahlen könnte.

Bis in zwölf Monaten sieht van Steenis die UBS-Aktie in einer Bandbreite zwischen 14 Franken im schlechtesten und 26 Franken im besten Fall. Um den «Bull Case» zu schaffen muss die UBS ihre Ziele im Investmentbanking sowie im Wealth Management rascher erreichen als geplant sowie eine nachhaltige Eigenkapitalrendite unter Beweis stellen.

In vier Wochen Klarheit

Schwächt sich indessen das Wealth Management markant ab, indem es zu neuerlichen Abflüssen von Kundengeldern kommt, und verharrt gleichzeitig das Investmentbanking unter den Erwartungen – auf Grund von schwachen Einnahmen im festverzinslichen Bereich – dürfte die UBS-Aktie innert Jahresfrist deutlich tiefer als heute notieren.

Die UBS wird am 26. Oktober ihre Quartalszahlen rapportieren, die Credit Suisse bereits am 21. Oktober 2010.

 

 

 

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