Roger H. Hartmann, seit April im Amt des CEOs bei der VP Bank, zieht eine erste Bilanz und würde in Zürich und Singapur gerne noch ein paar Leute einstellen.


Herr Hartmann, Sie sind seit rund einem halben Jahr CEO der VP Bank. In den letzten 20 Jahren waren Sie vor allem als Private Banker in der Schweiz, in Singapur und in Luxemburg tätig. Was reizt Sie nun an der VP Bank?

Mit rund 750 Mitarbeitenden hat die VP Bank Gruppe eine Grösse, die viel Flexibilität mit sich bringt. Des Weiteren ist sie in Liechtenstein und der Region stark verankert und gleichzeitig an den wichtigsten Finanzplätzen weltweit vertreten. Dies ist eine optimale Ausgangslage, um vom Wandel in der Finanzwelt profitieren zu können.

Nach Ihrem Amtsantritt haben Sie einen umfassenden Transformationsprozess lanciert. Was waren Ihre Überlegungen?

Die heutige Finanzwelt erfordert von den Akteuren eine hohe Veränderungsbereitschaft. Kurzfristig liegt unser Fokus auf der Kostenseite. Gemessen an unserer Vermögensbasis sind die Kosten zu hoch, auch wenn wir im Privatbankenvergleich mit einer Cost/Income-Ratio von 66,5 Prozent sehr gut dastehen.


«Wir haben eine schlankere Führungsstruktur geschaffen»

Um das Kostenmanagement zu verbessern, überprüfen wir nach wie vor den gesamten Leistungskatalog: Alle Positionen, die nicht zentral für unser Geschäft sind, müssen kritisch hinterfragt werden. Zudem haben wir eine schlankere Führungsstruktur geschaffen, die unsere Entscheidungswege verkürzt. Jetzt geht es darum, Massnahmen umzusetzen. Dabei stehen eine grundsätzliche Effizienzsteigerung und eine noch stärkere Kundenorientierung im Vordergrund.

Worauf legen Sie mittel- und langfristig Ihr Hauptaugenmerk?

Auf die Ertragssteigerung. Wir müssen unsere Position in den Heimmärkten Liechtenstein und Schweiz weiter stärken. Dies in der festen Überzeugung, dass eine international ausgerichtete Bankengruppe eine grundsolide Basis in ihrem Heimmarkt haben muss. In der Schweiz wollen wir sowohl in der Beratung von Privatkunden als auch im Geschäft mit externen Vermögensverwaltern wachsen.


«Die Cost-/Income-Ratio darf nicht aus dem Ruder laufen»

Gleichzeitig nimmt Asien einen wichtigen Stellenwert in unserer Wachstumsstrategie ein. Mit unserer Bank in Singapur haben wir dort vor rund zwei Jahren Fuss gefasst, und in Hongkong sind wir bereits seit Ende 2006 vertreten.

Kosteneinsparungen auf der einen Seite, ein Ausbau der Geschäftstätigkeiten auf der anderen. Wie geht das zusammen?

Es ist eine Gratwanderung, wobei die VP Bank Gruppe finanziell auf kerngesunden Beinen steht. Investitionen sind aber nötig, um zu wachsen. Gleichzeitig darf unsere Cost/Income-Ratio nicht aus dem Ruder laufen. Im Vordergrund steht daher organisches Wachstum, wobei in Zürich und Singapur die Übernahme kleinerer Teams denkbar wäre. Sollten sich Opportunitäten ergeben, werden wir diese natürlich prüfen.

Das Bankkundengeheimnis in den wichtigsten Offshore-Plätzen in Europa ist am bröckeln. Inwiefern profitiert Singapur davon?

Meines Erachtens bleibt Singapur als Buchungsstandort für Europäer eher uninteressant, ausser für ganz grosse, internationale Kunden. Der Zeitunterschied ist zu gross. Ich gehe daher nicht davon aus, dass viele europäische Kunden ihre Vermögen in Singapur buchen werden.


«Ich kam 1995 nach Singapur»

Zudem definiert sich Singapur selber als Finanzplatz für Asien. So gesehen ist Singapur ein wichtiger Partner, um die asiatischen Märkte vor Ort zu bearbeiten. Man soll sich ohnehin nicht auf den Kampf und die Konkurrenz konzentrieren, sondern auf die konstruktive Zusammenarbeit. Das gilt für mich im Übrigen für alle Finanzplätze, auch für die europäischen.

Was können Finanzplätze wie die Schweiz und Liechtenstein von Singapur lernen?

Das uneingeschränkte Bekenntnis der Politik zum Finanzplatz und die Anstrengungen, die in der Ausbildung im Finanzbereich unternommen werden. Es beeindruckt mich sehr, wie schnell und zielstrebig die Regierung diesen Finanzplatz aufgebaut hat. Ich kam 1995 nach Singapur und 15 Jahre später ist das ein hochentwickelter Finanzplatz, der in der obersten Liga mitspielt. Es wird alles gemacht, um Trends Rechnung zu tragen.


«In Singapur ist ein Risiko immer auch eine Chance»

Des Weiteren können wir uns ein Beispiel an der positiven Einstellung gegenüber den neusten Entwicklungen nehmen: Ein Risiko wird in Singapur zuerst einmal als Chance gesehen, bei uns als Problem.

Abschliessend: Weshalb soll ein Kunde die VP Bank als Partner wählen?

Primär aus drei Gründen: Die VP Bank bietet eine offene Architektur, wodurch wir unabhängig in der Wahl der Produkte sind. Unabhängigkeit garantieren auch unser stabiles Aktionariat sowie die solide Bilanz- und Eigenmittelausstattung. Und zu guter Letzt: Wir sind klein genug, um persönlich zu bleiben und gross genug, um komplexe Erwartungen zu erfüllen.

(Eine ausführliche Version des Interviews finden Sie im Anlegermagazin PRIVATE 7/10.)


Roger_Hartmann_2Roger H. Hartmann ist seit 1. April 2010 Chief Executive Officer (CEO) und Leiter Märkte der VP Bank Gruppe. In letzt genannter Funktion ist er für die kundenberatenden Segmente Banking Liechtenstein & Regional Markets, Private Banking International und Private Banking Asia-Pacific zuständig.

Bis zu seinem Wechsel zur VP Bank hatte Hartmann verschiedene Funktionen und Führungspositionen bei Finanzinstituten in der Schweiz, Luxemburg, Asien und den USA inne, zuletzt war er als Partner bei Ernst & Young in Luxemburg tätig. Hartmann absolvierte das Lizenziat der Wirtschaftswissenschaften an der HEC in Lausanne und das Advanced Management Program der Wharton School an der University of Pennsylvania (USA).


Offene Stellen bei der VP Bank finden Sie unter diesem Link.

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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