Die Grenzen zwischen ETFs, Fonds und Strukturierten Produkten nehmen ab. Emittenten, Verband und Börse sind gefordert, so Daniel Sandmeier von der CS.


Herr Sandmeier, sind Sie zufrieden mit dem Jahr 2010?

Ich bin mit dem Verlauf des Jahres durchaus zufrieden. Die Voraussetzungen für eine weitere Gesundung des Marktes für strukturierte Anlagen sind gegeben. Die Branche hat ihre Innovationskraft in einem schwierigen Marktumfeld, das von sehr niedrigen Zinsen geprägt ist, bewiesen und den Anlegern neue, interessante Anlagealternativen präsentiert.

Es gab bestimmt viele Highlights, können Sie uns zwei, drei nennen?

Die Credit Suisse hat mit der Emission des ersten Barrier Reverse Convertibles mit einem vom LIBOR abhängigen, variablen Coupon und einer tiefen Barriere eine erfolgreiche Innovation im Schweizer Markt lanciert, die viele Nachahmer gefunden hat.

Unsere Online-Plattform «SPIRIT», die Kundenberatern erlaubt, auf Knopfdruck massgeschneiderte Produkte für Kunden zu kreieren, ist in eine nächste, wichtige Phase getreten – das Angebot an Basiswerten und Währungen wurde massgeblich erweitert.


«Die Investoren wenden sich wieder komplexeren Strukturen zu»

Nicht zuletzt freue ich mich natürlich besonders, dieses Jahr das Präsidium des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte SVSP angetreten zu haben und blicke mit Freude und Zuversicht auf die Aufgaben, die mich erwarten.

Sind einfach verständliche Produkte immer noch «en vogue, oder wagen sich Investoren auch wieder an kompliziertere Strukturen?

Die Investoren wenden sich auf der Suche nach Renditeoptimierung und Ertragssteigerung wieder etwas komplexeren, aber verständlichen Strukturen zu. Das niedrige Zinsumfeld und die seitwärts tendierenden Märkte führen beinahe schon zu einem Anlagenotstand für nicht investiertes Geld. Auch zwingen die tiefen Zinsen die Emittenten bei der Konstruktion von kapitalgeschützten Strukturen neue Wege zu gehen, um eine attraktive Partizipation oder ansprechende Coupons zu ermöglichen.


«Der Schlüssel ist die Nähe zum Anleger»

Sind alle Strukturierten Produkte der Credit Suisse an der Scoach gelistet?

Es sind all jene Produkte gelistet, bei denen der Kunde eine Börsenkotierung wünscht oder anderweitig das Erfordernis eines börslichen Sekundärmarktes gegeben ist, wie bei Hebelprodukten. Diese sind durch einen aktiven Sekundärmarkthandel gekennzeichnet. Bei Anlageprodukten macht eine Kotierung nur begrenzt Sinn, da oft eine «Buy and Hold»-Strategie gefahren wird und es im Sekundärmarkt somit seltener zu Abschlüssen kommt.

Was wünschen Sie sich von der Industrie für 2011?

Gelingt es der Branche, Chancen und Risiken transparent und einfach darzustellen, sowie die bei den Anlegern wahrgenommene Komplexität durch Wissensvermittlung zu reduzieren, so eröffnen sich für Strukturierte Produkte neue Chancen. Der Schlüssel ist die Nähe zum Anleger. Dieser sucht Lösungen für seine Anlagebedürfnisse.


«Wir müssen die Anleger mit verständlichen Dokumentationen versorgen»

Die Grenzen zwischen verschiedenen Anlageprodukten wie ETFs, Fonds oder Strukturierten Produkten nehmen kontinuierlich ab. Emittenten, Verband und Börse sind gefordert, die Anleger mit Wissen, einer einfach verständlichen Dokumentation sowie Werkzeugen zu versorgen, welche ihnen die Wahl der geeigneten «Lösung» erleichtert.

Denn die heutige Durchdringung von Strukturierten Produkten in Schweizer Portefeuilles von durchschnittlich 5 Prozent wird den Vorteilen dieser Produkte nicht gerecht. Ich bin überzeugt, dass die Branche sich diesen Herausforderungen annimmt und die Aufgaben mit Innovationskraft löst.

Das Interview führte Thomas J. Caduff, Chefredaktor des Finanzportals Quantscreener.com.


Daniel_Sandmeier_120Daniel Sandmeier wurde 1966 in New York geboren und ist heute Leiter des Bereichs Marketing & Distribution Strukturierte Produkte bei der Credit Suisse. Er besitzt langjährige Erfahrung als Derivathändler und war zuvor in verschiedenen Positionen bei der Credit Suisse, UBS und Merrill Lynch tätig.

In den vergangenen Jahren hat er das Equity-Structuring-Team in Zürich geleitet und das Credit Suisse Private Banking mit Strukturierten Produkten beliefert. Daniel Sandmeier ist seit diesem Jahr Präsident des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte SVSP und hält einen Master of Arts UZH in Wirtschaftswissenschaften.

 

 

 

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