Der Schweizer hat eine schillernde Karriere hinter sich. Bei seinem alten Arbeitgeber blieb ihm der CEO-Posten verwehrt. Ist er nun der kommende Mann bei der UBS?

CV_Sergio_ErmottiEnde letzter Woche gab die UBS bekannt, dass Sergio Ermotti ab April 2011 als Chairman und CEO Europe, Middle East and Africa (EMEA) in die Konzernleitung eintreten wird. Doch wer genau ist dieser Mann, der bei der Schweizer Grossbank eine leitende Rolle übernehmen soll, und wie sehen seine Perspektiven aus?

Der 50-jährige Tessiner Ermotti hat eine vielfältige Karriere hinter sich. Er besitzt das eidgenössische Diplom als Bankfachexperte und hat an der Universität in Oxford das Advanced Management Program abgeschlossen.

Enttäuschter Kronfavorit

Von 1987 bis 2003 arbeitete er für Merrill Lynch in diversen Positionen. Zur US-Bank stiess er über Marcel Ospel, der damals einen kurzen Abstecher zu Merrill Lynch gemacht hatte. Zwischen 2001 und 2003 war Ermotti dort Co-Head of Global Equity Markets und Mitglied des Executive Management Committee von Global Market & Investment Banking.

2005 folgte der Wechsel zu UniCredit, wo er als Head of Markets & Investment Banking Division eingestellt wurde. Dort arbeitete er sich unter seinem zweiten Förderer Alessandro Profumo, dem ehemaligen Konzernchef von UniCredit, bis zum Vize-CEO hoch und galt als Kronkandidat für die Nachfolge Profumos.

Gruppenübergreifende Funktion

Ermotti zählt neben Josef Ackermann, dem Chef der Deutschen Bank, zu den einflussreichsten Schweizer Bankern im Ausland. Unter seiner Leitung manövrierte das Investmentbanking von UniCredit erfolgreich durch die Finanzkrise. Während andere Finanzhäuser mit Milliardenabschreibern und -verlusten zu kämpfen hatten, blieb die Investment-Banking-Division der UniCredit stets profitabel.

Bei der UBS tritt Ermotti nun als Chairman und EMEA CEO an. Interessant dabei: Künftig ist er nicht mehr bloss für das Investmentbanking verantwortlich, sondern er dirigiert alle gruppenübergreifenden Aktivitäten der Bank in der EMEA-Region.

Dabei soll er über alle Unternehmensbereiche hinweg das Wachstum steuern, die Zusammenarbeit fördern sowie die Profitabilität und die regulatorische Compliance sicherstellen. Das sind zweifeslohne beste Voraussetzungen, um dereinst einen ganzen Konzern führen zu können.

Sprungbrett an die Spitze?

Was sich bei seinem alten Arbeitgeber noch als Nachteil erwies, könnte dem Familienvater bei der UBS nun zum Vorteil reichen: Bei UniCredit wurde der anfänglich als Kronfavorit für den CEO-Posten gehandelte Ermotti schliesslich aus politischen Gründen abserviert.

Federico Ghizzoni, ein Italiener, erhielt den Vorzug. Zudem wurde Roberto Nicastro, auch ein Italiener, in den neu geschaffenen Posten des Generaldirektors gewählt. So ging Ermotti leer aus, was für ihn Grund genug war, der Bank den Rücken zu kehren.

Ungleich bessere Chancen jetzt

Bei der UBS stehen die Chancen auf den Chefposten ungleich besser: Ermotti ist Schweizer und in Lugano beheimatet. Sollte er in seiner neuen Position bei der Schweizer Grossbank reussieren, stehen ihm Tür und Angel weit offen als Nachfolger von Oswald Grübel.

Dieser wird nämlich nicht auf Ewigkeit bei der UBS bleiben. Ist der Turnaround einmal geschafft, wird sich der Deutsche von der UBS verabschieden. Das sollte in den nächsten zwei Jahren geschehen. Vor diesem Hintergrund kann kein Zufall mehr sein, dass mit einem hochkarätigen Swiss-Banker die eigenen Reihen geschlossen wurden.

Ermotti ist im In- und Ausland bestens vernetzt. Er ist im Stande, der Dominanz der angelsächsischen Investmentbanker innerhalb der UBS paroli zu biten, und er geniesst in der hiesigen Branche einen ausgezeichneten Ruf.


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