Morgan Stanley empfiehlt, aus UBS in Credit Suisse zu wechseln. Die CS habe mehr Potential für einen Wertzuwachs als die meisten anderen Banken in Europa.

Credit Suisse gegen UBS, das war immer eine scharfe Rivalität, vor allem im der Vermögensverwaltung. Das Schwergewicht lag in den letzten zehn Jahren klar bei der UBS. Aber die Nummer eins habe in letzter Zeit einiges einstecken müssen, und die Position sei zusehends verletzlicher, meint das britische Branchenblatt «Financial News.» Und Morgan Stanley glaubt, die Credit Suisse werde ihren Buchwert schneller wachsen sehen als andere europäische Banken. Sie stuft die Aktien Credit Suisse mit «Übergewichten» ein. Citigroup ist der Ansicht, die Credit Suisse könne sich operativ besser halten als Konkurrenten und passe sich gut an die veränderten Gegebenheiten an. Auch JP Morgan favorisiert die Credit-Suisse-Aktien.

Das 4. Quartal war lediglich ein Abweichler

Die Credit Suisse hat sich mit einem Zufluss an neuen Geldern von 42 Milliarden Franken im vergangenen Jahr gut geschlagen: Im Krisenjahr 2008 flossen der Bank nur 18 Prozent weniger zu als 2007. Fürs Wealth Management kein schlechtes Jahr also, auch wenn im vierten Quartal der Zufluss stark abnahm.

Das vierte Quartal sei lediglich eine Abweichung von der Norm gewesen, und die Credit Suisse sei nach wie vor gut positioniert, um das Geld der Vermögenden anzuziehen, zitiert «Financial News» Teodoro Cocca; er ist Professor an der Johannes Kepler Universität Linz und Kenner der Bankenszene Schweiz: «Die Reputation der Credit Suisse ist grösstenteils intakt, was den Zustrom gefördert hat. Längerfristig könnte sie die Gewinnerin in diesem Geschäft sein.»

Auf der anderen Seite erlebte die UBS das schlimmste Jahr ihrer Geschichte: Ihr Imageproblem schlug voll durch: 110 Milliarden Franken wurden abgezogen, mehr als bei jedem anderen Vermögensverwalter. Im Jahr zuvor hatte sie noch 151 Milliarden Franken zur Verwaltung gewinnen können.

CEO Marcel Rohner liess letzte Woche durchblicken, der Abfluss sei im Januar gestoppt worden. Finanzminister Rudolf Merz hatte die Trendwende schon Ende Januar am World Economic Forum signalisiert, wobei er offen liess, warum er davon schon wissen durfte. «Financial News» gibt sich da zurückhaltender und nennt in diesem Zusammenhang die Schätzung des JPMorgan-Analysten Huw van Steenis, der für 2009 ein Minus von 63 Milliarden befürchtet. Und Teodoro Cocca ist der Ansicht, dass die Bank mindestens ein Quartal mit einem Nettozufluss vorzeigen muss, bevor sie behaupten kann, das Vertrauen der Vermögenden in die Marke UBS sei wieder hergestellt.

CS-Mann Walter Berchtold als sicherer Wert

Walter Berchtold, Chef des Private Banking der Credit Suisse, wird von «Financial News» als sicherer Wert eingestuft. Die Leser von deren Schwester-Publikation «Wealth Bulletin» plazierten ihn 2008 unter die besten zehn Manager im europäischen Wealth Management. Keinem Kollegen von der UBS gelang ein Sprung unter die Top-Ten – was weniger ein Qualitäts- als ein Reputationsproblem spiegelt. Als Plus für die UBS wertet «Financial News» hingegen den Umstand, dass deren CEO Marcel Rohner mehr von der Vermögensverwaltung verstehe als Credit-Suisse-CEO Brady Dougan.

Die UBS hat auf den Reputationsverlust im Lauf der Untersuchung der US-Steuerbehörden mit Neubesetzungen und einer veränderten Struktur reagiert. Den beiden Neuen, Franco Morra und Jürg Zeltner, traut «Financial News» zu, dass sie den Unterschied ausmachen werden.

In Asien 30 Berater gefeuert

Die Credit Suisse rekrutiert weiterhin Kundenberater. Sie will bis 2011 mindestens 650 neue Frontleute einstellen. Im letzten Jahr verpflichtete sie 340. Das Auge wird aber mehr denn je auf die Performance gerichtet. Unlängst wurden in Asien 30 Berater gefeuert, weil sie die geforderten Zahlen nicht brachten.

Die UBS zählte Ende letzten Jahres 182 Berater weniger als 2007 – im schweizerischen und im europäischen Geschäft. In den USA sieht das seit einigen Monaten ganz anders aus: Mit lukrativen Offerten werden von der Konkurrenz reihenweise Berater abgeworben. Offenbar eine neue Strategie, nachdem Gespräche über einen Verkauf der amerikanischen Wealth-Management-Einheit abgebrochen wurden.

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