Nachdem die Credit Suisse in den letzten Jahren in der Pole-Position gegenüber der UBS war, deutet nun einiges auf einen Wechsel hin.

Soviel steht fest: Die Credit Suisse hat mit ihrem Jahresergebnis 2010 die Erwartungen verfehlt. Kommt noch hinzu, dass die Publikation eines «bereinigten» Gewinns ein gemischtes Gefühl weckt.

In der Branche hatte man mit einem Jahresgewinn von rund 5,4 Milliarden Franken gerechnet; ausgewiesen hat die Credit Suisse nun nur 5,1 Milliarden Franken; bereinigt um diverse Sonderposten gar nur 5 Milliarden Franken. Auch im Vergleich zum Vorjahr entwickelte sich die Schweizer Grossbank schlechter. Per Ende 2009 war noch ein Gewinn von 6,7 Milliarden Franken ausgewiesen worden.

Tiefere Dividende

Entsprechend liegt auch die Dividende von 1.30 Franken deutlich unter dem im Vorjahr ausbezahlten Betrag von 2 Franken. Die CS-Aktie gab am Donnerstagmorgen deutlich nach.

Auffallend ist zudem, dass die Credit Suisse ihr Ziel in Sachen Eigenkapitalrendite zurückgenommen hat. Waren es früher 18 Prozent, gilt ab sofort ein tiefer Wert von 15 Prozent. Konkret lag die Credit Suisse per Ende 2010 allerdings noch deutlich hinter diesem Wert. Sie wies 9,8 Prozent aus.

Historische Logik

Die Gründe für die Rücknahme dieses Profitabilitätszieles sind bekannt: tiefere Margen im Vermögensverwaltungsgeschäft sowie verschärfte Eigenkapitalanforderungen. Ungeachtet dessen soll das Wachstum der Netto-Neugelder weiterhin um 6 Prozent jährlich wachsen.

Historisch gesehen ist es nicht so überraschend, dass die Credit Suisse nun wieder etwas schwächer abschneidet. In der Vergangenheit war es oftmals so, dass eine der beiden Grossbanken nach einigen Erfolgsjahren dem Rivalen wieder den Vortritt lassen musste.

UBS noch nicht überm Berg

Tatsächlich hat die Credit Suisse die Finanzkrise wesentlich besser gemeistert als die UBS, muss nun aber auf hohem Niveau doch auch die anhaltend schwierige Situation an den Finanzmärkten und das veränderte, risikoscheuere Verhalten der Kunden in Kauf nehmen.

Die UBS ist zwar noch nicht überm Berg, doch konnte sie am vergangenen Dienstag einige ermutigende Zeichen aussenden. Zwar ist das Wachstum der Neugelder nach wie vor schwach, doch scheint die Bank unter der Führung von CEO Oswald Grübel derzeit nicht so schlecht aufgestellt zu sein.

Veränderungswillig

Sorgen bereiten einerseits nach wie vor das Wealth Management in den USA, das vor allem Geld verschlingt und noch zu wenig Erträge generieren, und andererseits bleibt das FICC-Geschäft (Festverzinsliche Produkte, Rohstoffe und Devisen) einer hohen Volatilität ausgesetzt; das belastet das Investmentbanking der UBS generell.

Allerdings macht es den Anschein, als wäre die UBS insgesamt eher gewillt und bereit, allfällige strukturelle Änderungen vorzunehmen. CEO Grübel erklärte am vergangenen Dienstag mehrmals, dass das Investmentbanking in fünf Jahren ganz anders aussehen werde. Das nährt wiederum die Gerüchte, wonach die UBS ihr Investmentbanking oder zumindest Teile davon abspalten oder gar verkaufen könnte.

In fünf Jahren vieles anders

Vor diesem Hintergrund der verschärften Kapitalvorschriften ist es gut denkbar, dass einzelne Geschäft nicht mehr an den angestammten Orten, sondern unter neuen juristischen Einheiten anderswo betrieben werden. Denkbar wäre auch, dass einzelne Einheiten an verschiedene Börsen gebracht würden, was möglicherweise die eigentliche UBS-Aktie weiter stimulieren könnte.

Nach Publikation der beiden Grossbanken-Abschlüsse 2010 scheint die UBS leicht besser positioniert zu sein, um die nächsten, sicherlich nicht einfachen Monate zu bewältigen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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