Declan Ganley ist einer der umstrittesten Politiker von Irland. Jetzt plant er offenbar ein Finanzhaus in der Schweiz. Der Name: St. Columbanus.

Der Handelsregistereintrag ist im Januar erfolgt, der Sitz ist im Kanton Appenzell, und als Unternehmenszweck gibt die St. Columbanus AG derzeit Steuerberatung, Vermögensverwaltung und Treuhandgeschäfte aller Art an – eine Finma-Bewilligung hat das Unternehmen nicht.

Doch das soll offenbar ändern. Wie das irische Wirtschaftsmagazin «Business & Finance» nach Einsicht in Firmenunterlagen meldet, soll St. Columbanus zu einem Institut entwickelt werden, die sich gezielt an ein irisches Publikum richtet: Es will Iren, die ihre Gelder auf dem europäischen Kontinent in Sicherheit bringen wollen, einen sicheren Hafen bieten.

Besonders bemerkenswert ist der Mann dahinter: Declan Ganley, 43. Ganley ist ein irischer Unternehmer, dessen Vermögen auf 400 bis 500 Millionen Franken geschätzt wird; und er ist ein Politiker, der international von sich reden machte, als er den irischen Widerstand gegen die EU-Verträge von Lissabon anführte – mit Erfolg: Im Juni 2008 lehnten die Iren die EU-Verfassung ab. Allerdings blieb seine Partei namens Libertas bislang bei jeder Wahl deutlich unter zehn Prozent.

Die Schweiz als «sicherster Hafen für versteuerte Gelder»

«Business & Finance» hatte nun Einsicht in Werbeunterlagen, in denen es heisst: «Laut Declan Ganley, Präsident und Mit-Gründer der St. Columbanus AG, fokussiert das Unternehmen auf die Sicherheit der Kundengelder.»

Weiter wird der Multimillionär zitiert mit dem Satz: «Bis die Wirtschaftskrise überwunden ist, was noch mehrere Jahre dauert, empfehlen wir unseren Kunden vorsichtig zu sein, ihr Vermögen zu sichern, ihre Ersparnisse bei zuverlässigen Institutionen zu platzieren und die Sicherheit ihrer Pensionen zu gewährleisten, indem sie die Schweiz als sichersten Hafen für ihre versteuerten Gelder in Europa in Betracht ziehen.»

Als Verwaltungsräte mit an Bord seien Constantin Gurgdiev, ein russischstämmiger Ökonom in Dublin (hier sein Blog), sowie David McWilliams, einer der bekanntesten Ökonomen auf der grünen Insel (hier ein Artikel, in dem den Iren die Schweiz als Vorbild empfiehlt). Im Handelsregister als Verwaltungsratsmitglied eingetragen ist ferner Gregory Tutton, ein amerikanischer Private-Equity-Experte mit Wohnort Basel.

«So etwas wird früher oder später passieren»

Bemerkt sei allerdings, dass McWilliams seine Position inzwischen via Twitter dementierte («Ich bin nicht Mitglied im Verwaltungsrat einer Bank, weder in Irland noch in der Schweiz. Aber ich wünsche ihnen Glück, so etwas wird früher oder später passieren»).

Mehr noch: Auch Declan Ganley twitterte am Montag abend, die Meldung sei falsch. «Aus rechtlichen Gründen» werde er die Sache jedoch nicht weiter kommentieren.

Allerdings waren Ganley und Gurgdiev kurz zuvor auf Twitter noch zwei der drei Followers der St. Columbanus AG. Und obendrein lassen sich Ausschnitte des zitierten Werbeunterlagen immer noch via Google-Cache auf der St. Columbanus-Site rekonstruieren – inklusive der Zitate von Ganley und dem Engagement von David McWilliams.

Die registrierten Websites der St. Columbanus AG (hier und hier) sowie das Twitter-Account wurden im Verlauf des gestrigen Tages denn auch wieder abgeschaltet respektive geschlossen.

Wie ist also all das zu deuten?

1. Es sieht ganz danach aus, als ob dieses Projekt zwar ernsthaft angegangen wird – nur wurde die Sache offenbar zu einem ungünstigen Zeitpunkt publik.

2. St. Columbanus könnte ein eher politisch als kommerziell getriebenes Projekt sein. Weder Ganley noch McWilliams noch Gurdgiev haben Bankerfahrung, aber alle betätigen sich als starke wirtschaftspolitische Stimmen in Irland. In dieselbe Richtung deutet auch der eher abgelegene Firmensitz.

4. Wahrscheinlicher wäre denn auch, dass das Unternehmen (wie eingetragen) lediglich als Vermögensverwaltungs- und Treuhand-Firma funktioniert. Daher können die Beteiligten tatsächlich problemlos dementieren und wörtlich feststellen, dass sie keine Swiss Bank gründen wollen.

3. Und nebenbei bemerkt sei, dass die Gründer der St. Columbanus AG einen ausgeprägten Sinn für historische Kontinuität haben: Der heilige Columban (540—612) war ein irischer Missionar, der unter anderem im Gebiet der heutigen Ostschweiz wirkte.

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