Erstmals hat die verschwiegene Bank von Roll Geschäftszahlen veröffentlicht. Sie schreibt noch Verlust, will aber dieses Jahr die Gewinnschwelle erreichen.

Die Branche staunte nicht schlecht, als vor gut zwei Jahren höchst unerwartet die Bank von Roll an den Start ging. Zumal hinter dem noblen Geldhaus ein milliardenschwerer Investor stand: Der heute 82-jährige August Baron von Finck, auch bekannt als schwergewichtiger Investor in Schweizer Traditionsfirmen wie Von Roll, SGS oder Mövenpick.

Ging man anfänglich davon aus, dass es sich dabei um das Family Office oder auch das finanzielle Standbein des verschwiegenen Edelmanns aus München handelt, stellte sich bald einmal heraus, dass das Geldhaus durchaus grosse Ambitionen hat.

Sehr seriöse Private Banker

Cyrill_Escher_1Die Bank unter der operativen Führung von Cyrill Escher (Bild) verpflichtete sich einem klassischen Private Banking «nach alter Väter Sitte», wie es damals hiess und sie suche noch einige sehr seriöse Kundenberater.

In der Folge liess das noble Geldhaus mit Sitz am Zürcher Bleicherweg 37 kaum mehr etwas von sich hören. Kein Wunder, dass in der Branche bald einmal zu hören war, die Bank komme nicht vom Fleck.

Vorläufig in der Verlustzone

Nun hat das Geldhaus, das gut zwei Dutzend Personen beschäftigt, erstmals Angaben zum Geschäftsgang gemacht, wie auch der heutigen «Handelszeitung» zu entnehmen ist. Tatsächlich erlitt die Bank im ersten vollen Geschäftsjahr 2010 einen Verlust von rund 5 Millionen Franken.

Weitere 6,7 Millionen fielen im verkürzten Startjahr 2009 an. Aktuell verwaltet das Institut mit zwei Dutzend Beschäftigten knapp 1,7 Milliarden Franken. Die Klientel stammt mehrheitlich aus Lateinamerika, Spanien, Russland, dem Nahen Osten und Deutschland.

Der gute Ruf des Barons

Steuerhinterzieher? Cyrill Escher verneint dies und betont, man verfolge eine Weissgeld-Strategie. Dabei seien Sicherheit und die Einhaltung der geltenden Gesetze zentral. Zudem wolle man nicht den guten Ruf des Barons aufs Spiel setzen. Weiter betreut das Institut Vorsorgegelder von Firmen aus dem Finck’schen Imperium. Im laufenden Jahr, das gut begonnen habe, wolle man eine «schwarze Null» schreiben, so Escher.

Seit der Gründung der Bank Anfang 2009 lief indessen nicht alles ganz nach Plan. Strebte man ursprünglich eine Europa-Strategie an, so buchstabierte das Management zurück, weil sich das regulatorische Umfeld verdüsterte und die Steueroptimierung zur Gratwanderung in der Grauzone mutierte.

Hauptaktionär François von Finck

Zudem wurden die Bankaktien allen Aktionären der Von-Roll-Holding zum Kauf angeboten. Da sich aber nur wenige Abnehmer fanden, zeichnete der heute 42-jährige Von-Finck-Sohn François von Finck die Anteile, sodass er nun 90 Prozent der Bank kontrolliert.

Drei Prozent hält weiterhin die Von Roll Holding, der Rest ist auch verschiedene Aktionäre verteilt. Diskret ist das Institut indessen bis heute geblieben. Wie erst jetzt bekannt wurde, schnappte sich die Bank von Roll im vergangenen Herbst klammheimlich die Zürcher Atlantic Vermögensverwaltungsbank. Dabei handelt es sich um den Schweizer Ableger des Bankhauses Lampe der Oetker-Gruppe.

Übernahme von Atlantic

Für den Verkauf der Atlantic Vermögensverwaltungsbank gibt es zwei Versionen. Erstere geht so, dass die deutsche Oetker-Gruppe für ihr Schiffsgeschäft neue Mittel benötigte und darum die Bank veräusserte. Die zweite, dass die Oetker-Leute wegen der Jagd auf deutsche Steuersünder das Institut abstiessen. Für den Baron war es ein lukrativer Deal für weniger als 10 Millionen Franken, wie es im Markt heisst.

Fest steht: Mit der Atlantic konnte die Bank von Roll ihren Kundenstamm auf 850 Depots erhöhen, und die betreuten Kundengelder verdoppelten sich auf 1,7 Milliarden Franken.

Kundendepots verdreifachen

Für CEO Escher ist das bestenfalls ein Etappensieg. Das Institut soll organisch weiter wachsen. Innert der nächsten drei bis fünf Jahre will Escher den Personalbestand auf rund 50 Leute verdoppeln und die verwalteten Depots verdreifachen.

Er sagt: «Es gibt noch viele Menschen auf der Welt, die verstehen wollen, was mit ihrem Geld geschieht, ohne dass es in komplexen Derivat-Konstrukten versickert.» Darum investiert die Bank nur in klassische Anlagen wie Aktien, Obligationen, Immobilien und Gold, eventuell in ETF – und hat so eine Strategie, die sich von der Konkurrenz klar unterscheidet.

 

 

 

 

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