UBS und Credit Suisse waren in den letzten zehn Jahren völlig auf den US-Markt fixiert. Für diesen Traum setzten sie Milliarden in den Sand.

Wie teuer Amerika ist, zeigen zwei Meldungen dieser Tage. Erstens: Angesichts des Widerstands ihrer Investmentbanker gegen den Bonus-Kahlschlag drückt die UBS die Fixlöhne in den USA und London nach oben; zudem spricht sie massenweise Beförderungen aus. Es ist zu erwarten, dass dieses Vorgehen bald für neuen Konfliktstoff in der Schweiz sorgt.

Zweitens: Während in der Heimat die politische Debatte darüber tobt, wie das Bankgeheimnis zu retten ist, muss UBS-Mann Marc Branson vor einem UBS-Senatskomittee aussagen. Die Grossbank steht in den USA am Pranger – und in der Schweiz gilt sie zunehmend als «Verräterin» (so die Formulierung des Ex-Botschafters der Schweiz in Washington, Raymond Loretan).

US-Löhne, US-Imageschäden, US-Bussen

Die beiden Ereignisse zeigen eines: Die US-Expansion, welche die Schweizer Grossbanken in den letzten zwei Jahrzehnten forcierten, schlägt sich in vielen Details zu Buche, und zwar meist negativ: Nicht nur, dass UBS und Credit Suisse Milliarden im nordamerikanischen Markt investiert haben, nicht nur, dass dabei Milliarden verloren gingen – sondern das Engagement zeitigt ebenso massive Folge- und Nebenkosten. Auch in Zukunft.

Zum Beispiel in Form eines Entlöhnungssystems, das sowohl teuer als auch risikofördernd ist. Zum Beispiel durch Imageschäden. Oder zum Beispiel durch Bussen.

Alleine wenn man die Straf- und Sühnegelder zusammenrechnet, welche UBS und Credit Suisse in den letzten zehn Jahren in New York und Washington ablieferten, kommt man auf gewaltige Summen: 780 Millionen Dollar kostet die jüngste Vereinbarung der UBS im Steuerstreit. Auf rund 900 Millionen belief sich ein Vergleich (samt Busse), in dem sich die UBS letzten August zum Rückkauf von sogenannten ARS verpflichtete. 54 Millionen lieferte die Grossbank 2006 in einem Deal mit der New Yorker Börse ab – damals ging es um Ungereimtheiten bei den Handelspraktiken von Kunden. Und auf 100 Millionen belief sich 2004 eine Busse der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wegen Verstössen im Banknotengeschäft.

Mit Rationalität hat es nichts zu tun

Ähnliche Ausrutscher liessen sich auch von der andern Schweizer Grossbank aufaddieren: Die Eskapaden ihres Starbankers Frank Quattrone kosteten die Credit Suisse im Jahr 2001 zum Beispiel 100 Millionen Dollar an Strafgeldern; auf 200 Millionen belief sich ein Vergleich, mit dem sich die CS im Frühjahr 2003 gegen Vorwürfe von Manipulationen bei der Aktienanalyse freikaufte.

Weitere Beispiele liessen sich anführen: Sie illustrieren, wie schlecht die Schweizer die offenbar eher hemdsärmligen Sitten im amerikanischen Investmentbanking handlen können – weshalb sie den einen oder anderen Schnitzer teuer bezahlen müssen. Dies kontrastiert mit einer Fixierung auf den US-Markt, der sich – rückblickend betrachtet – nur schwer erklären lässt. Würde man die Summen addieren, welche CS und UBS in den letzten zehn Jahren für Akquisitionen über den Atlantik sandten, und würde man dafür eine Rendite erwarten, welche besagte Banken damals selber zu fordern pflegten, so zeigte sich: Besonders rational waren die Deals nicht. Geschweige denn ergiebig.

So kam die USA-Einkaufstour, in die sich die UBS seit 1998 stürzte, auf mindestens 25 Milliarden Dollar zu stehen – sie trug der Schweizer Bank unter anderem PaineWebber, Piper Jaffray und SoundView ein, ferner GAM, Allegis Realty, McDonalds Investments oder die US-Ableger von ABN Amro und Julius Bär.

Hier eine Fehlspekulation, da eine Fehlspekulation

Die Credit Suisse kaufte zwar weniger wild ein in den USA, aber sie hatte mit der Credit Suisse First Boston (CSFB) seit den achtziger Jahren ein starkes, gleichsam aber auch kostspieliges Bein im amerikanischen Investmentbanking. Mehrmals musste die Konzernzentrale in Zürich das Wall Street-Unternehmen First Boston nach waghalsigen Spekulationen finanziell wiederbeleben. Die CS leistete sich allerdings auf dem Höhepunkt der New Economy auch eine völlig überteuerte Akquisition: Fast 20 Milliarden Dollar bezahlte sie für die US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette, was sie am Ende nicht nur zu massiven Goodwill-Abschreibern zwang, sondern zur Weiterbezahlung von wahnwitzigen Boni.

Hinzurechnen liesse sich immer wieder mal eine fatale Fehlspekulation – beispielsweise die Milliarde, welche der Hedge-Fund LTCM die UBS im Jahr 1998 kostete. Oder die fast zwei Milliarden, welche die amerikanischen Investmentbanker der CSFB in der Russlandkrise 1998 verloren. Und überhaupt kann man mit gutem Gewissen die letzten Jahresverluste summarisch dem Faktor Amerika zurechnen, wenigstens zum grössten Teil. Natürlich gingen nicht die gesamten 8 Milliarden der Credit Suisse an der Wall Street verloren, ebensowenig die 20 Milliarden der UBS; und doch steckte die eigentliche Ursache im US-Geschäft: So waren bei der UBS beispielsweise auch die fatalen Abflüsse der Kundengelder zum erheblichen Teil eine indirekte Folge des Versagens in Amerika.

Magere Renditen unter dem Strich

Betrachtet man auf der anderen Seite noch einmal die fantastischen Gewinne des Rekordjahres 2006, so zeigt sich: Die Gewinne von damals wurden zum grössten Teil im Schweizer Markt oder in der internationalen Vermögensverwaltung erzielt. Den ganzen Risiken, den ganzen Kulturkämpfen, den ganzen Imageproblemen standen selbst in guten Jahren eher magere Renditen gegenüber.

Die Rechnung muss noch bis ins Detail geführt werden, aber am Ende geht es um 100 Milliarden Dollar, für welche die Spitzen von UBS und Credit Suisse ihren Aktionären noch die eine oder andere Erläuterung aus ihren US-Eskapaden liefern müssten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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