Symbolträchtiger könnte das Datum kaum sein: Am 1. August 2011 wird der 54-jährige Ralph P. Sauser neuer Chef der Zürcher Bank von Roll.

Bank_vonRoll_SauserDies ergaben Recherchen der «Handelszeitung». Dabei löst der 54-jährige Ralph Sauser (Bild) den 61-jährigen Cyrill Escher ab, der sich vermehrt seinen Kunden widmen will. Er bleibt aber in der Geschäftsleitung.

Dass Sauser seinen Job just am Schweizer Nationalfeiertag beginnt, ist insofern bemerkenswert, als dass er mit der Bank, die dem Sohn von August Baron von Finck – François – gehört, einiges im Sinn hat. Sie soll verstärkt «schweizerisch» auftreten und der geschichtsträchtigen Marke «Von Roll» zu neuen Ehren verhelfen.

Als Jugendlicher an den Hochöfen

Sausers Plan ist ambitiös. Doch der CEO in spe weiss, was er will, hat er doch selber – genauso wie der Industriekonzern Von Roll – seine Wurzeln in Solothurn, wo er einer Unternehmerfamilie (Bennet+Sauser, Bamotec) entstammt.

«Als Jugendlicher habe ich in den Ferien sogar bei Von Roll nahe an den Hochöfen gearbeitet», betont der Banker nicht ohne Stolz und fügt an, dass sein Ur-Grossvater Hugo Saemann einst Unternehmenschef war. Verständlich, dass da einer aufhorcht, wenn ihm die Traditionsmarke «Von Roll» dargeboten wird.

Anruf eines Headhunters

Das war im vergangenen April der Fall, als Sauser den Anruf eines Headhunters erhielt. Die Bank von Roll suchte einen neuen CEO, um die «nächste Raketenstufe» zu zünden, wie es die beiden Verwaltungsräte Gerhard Ammann und François von Finck beschrieben. Sauser, der bei seinem Abstecher zur indischen Hinduja Bank in der Schweiz nie richtig heimisch geworden war, sprang darauf gleich an, musste sich zunächst aber gegen ein gutes Dutzend Mitbewerber durchsetzen.

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Doch mit seiner Entschlossenheit und seinem Von-Roll-Background war es am Ende nicht verwunderlich, dass er das Rennen machte. Intern wurde die «gewollte Wachablösung» Mitte Juni kommuniziert. Am 20. Juni stellte sich Sauser persönlich der Belegschaft vor. Er versprach, die Bank auf die «optimale Reiseflughöhe» zu bringen.

Breaking News in der Branche

Die Nomination Sausers ist in der Branche zwar eine Breaking News, doch überraschend kommt sie nicht. Seit einiger Zeit wurde kolportiert, dem vor zweieinhalb Jahren als Tochter des Von-Roll-Konzerns gestarteten Geldinstitut laufe es nicht, mangle es an Kunden und Format. Selbst die Übernahme der Atlantic Vermögensverwaltungsbank der deutschen Pudding-Dynastie Oetker im Herbst brachte vor einem Jahr nicht den erhofften Quantensprung.

Mit ihren zwei Dutzend Angestellten betreut die Bank heute 1,7 Milliarden Franken und hofft, 2011 eine «Schwarze Null» zu schreiben. Schleierhaft blieb indessen, was Baron von Finck, der ein Flair für Schweizer Traditionsfirmen (Von Roll, SGS, Mövenpick) hat, mit seiner Bank im Schilde führt. Kein Wunder, dass es unter solchen Prämissen in der Branche bald hiess, die Bank stünde zum Verkauf.

Enorme administrative Belastung

Daraus wird nichts – vorläufig. Sauser soll's richten. Doch die Herausforderung ist enorm. In der aktuellen Epoche des Umbruchs im Schweizer Private Banking und dem faktischen Ende des Bankgeheimnisses hat es für Häuser im (Taschen-)Format einer von Roll kaum mehr Platz im Markt.

«Die administrative Belastung ist riesig», sagt der noch amtierende Chef Cyrill Escher. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) habe die Schraube massiv angezogen. Ohne die Kosten fest im Griff zu haben, bestünden kaum Überlebenschancen, sagt er. Tatsächlich hat das Institut Teile der Informatik und der Administration an die Bank Wegelin ausgelagert und konzentriert sich aufs Wesentliche: die Kundenberatung.

Begeisterte Kunden

Hier setzt Sauser an. «Ich will den Namen hinaus tragen, ins Schweizer Mittelland, von wo ich her bin und die Marke «Von Roll» noch eine besondere Faszination hat», wie er versichert. «Die ersten potenziellen Kunden, die ich angesprochen habe, waren begeistert», schwärmt Sauser mit seiner ihm eigenen Überzeugungsgabe.

«Die Bank soll ein starkes Standbein in der Schweiz erhalten», sagt er kühn und ergänzt: «Weissgeld macht das Leben jedes Bankers heutzutage wesentlich einfacher.»

Vom Skilehrer zum Banker

Dem gross gewachsenen und sportlichen Solothurner, der seine Aggressionen am liebsten beim Squash los wird, ist durchaus etwas zuzutrauen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Basel und lebte in jüngeren Jahren zeitweilig in den USA und in Brasilien. Er arbeitete als (Ski-)Lehrer, bevor er Mitte der achtziger Jahren bei der britischen HandelsBank NatWest (Coutts) den Einstieg in die Geldbranche vollzog.

Später wechselte er ins Portfolio-Management beim Bankverein in Zürich. 1994 stiess er zur ATAG Asset Management, wo er den Standort Bern mitaufbaute. 2003 wurde er Direktionspräsident der ATAG, die zwei Jahre später zur AAM Privatbank mutierte und Ende 2009 von der Basler Kantonalbank übernommen wurde. Der darauf folgende Abstecher zur Hinduja-Gruppe fruchtete nicht.

Bekannter Bruder

Ralph Sauser ist nicht der einzige Banker in der Familie. Sein zwei Jahre älterer Bruder Ronald Sauser zählt zu den bekanntesten Investmentbankern hierzulande und hat kürzlich die Führung der Leonardo Bank in der Schweiz übernommen. Er pflege einen ausgezeichneten Kontakt zu seinem Bruder. Man sitze auch gemeinsam im Verwaltungsrat der Familienholding, sagt Ralph Sauser, wenngleich sie beide in unterschiedlichen Welten lebten.

Dem Glamour des Society-Bankers Ronald Sauser zieht der kinderlose Ralph Sauser ein ruhigeres Leben mit seiner Frau im Schwyzerischen Wollerau vor, wobei er mit einem Schmunzeln anfügt: «Wir sind keine Steuerflüchtlinge. Meine Frau hat ihre familiären Wurzeln in der Gegend.» In seiner Freizeit spielt Sauser leidenschaftlich Klavier und Orgel, hört Jazz und besucht klassische Konzerte.

Zusätzliche Kundenberater gesucht

Wenn Sauser in drei Wochen seinen neuen Job antritt, dürfte es für die Bank von Roll der letzte Versuch sein, sich im Alleingang zu bewähren. Alles andere wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll. Doch vorerst plant Sauser eine ganze Reihe von Veranstaltungen im Einzugsgebiet des einstigen Von-Roll-Konzerns. Dabei will er die Leute für die Bank mit dem grossartigen Namen begeistern.

Zusätzliche Kundenberater will er ebenfalls anstellen und die Zusammenarbeit mit den übrigen Firmen aus dem von-Finck'schen-Imperium suchen. Einzig dem Baron ist er noch nicht begegnet. Bislang lief der Kontakt zu von Fincks über Sohn François, der die Stabsübergabe bei der Bank orchestriert hat. Auch das mag ein Indiz für den überfälligen Generationenwechsel sein.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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