Die Rahmenbedingungen in der Vermögensverwaltung verändern sich. Jürg Haller, Head Global Established Markets bei der UBS, erläutert, wie seine Bank auf die Umwälzungen reagiert.

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Herr Haller, komplexe wirtschaftliche Probleme paaren sich mit Rohstoffknappheit, hoher Staatsverschuldung und schwer absehbaren politischen Entscheiden. Wie verändern sich vor diesem Hintergrund die Erwartungen der Anleger an die Vermögensverwalter?

In dieser Konstellation ist das Bedürfnis der Anleger nach Orientierung und Expertise grösser denn je. Gefragt sind schnelle und einfach verständliche Analysen zur Weltlage und den Finanzmärkten. Beispiele sind die Ereignisse in Nordafrika oder die Staatsverschuldung in Europa und den USA.

Die damit verbundene Unsicherheit führt auch dazu, dass einige Anleger vermehrt das Bedürfnis haben, einen Teil ihres Vermögens ausserhalb des eigenen Landes beziehungsweise des eigenen Währungsraums zu investieren. Besonders bei grossen Vermögen stellt sich die Frage der Diversifizierung nicht nur im Hinblick auf die Asset Allocation, sondern auch auf das Booking-Center.

Was wollen die Anleger konkret?

Von vertrauenswürdigen Kundenberatern wird erwartet, dass sie bei Umwälzungen die Kunden nach Möglichkeit kontaktieren und ihnen Vorschläge unterbreiten, wie sie ihr Portfolio schützen und daraus resultierende Anlagechancen nutzen können. Sie erwarten von ihrem Berater auch, dass er sich aktiv und schnell um eine nachhaltige, positive Rendite bemüht.


«Es geht nicht darum, Versprechen abzugeben»


Die Märkte folgen bekanntlich eigenen Regeln, und es geht daher nicht darum, Versprechungen abzugeben. Aber die Anleger wollen spüren, dass ihre persönlichen Interessen vor jenen der Bank stehen. Die globalisierte Wirtschaft hat auch dazu geführt, dass viele Kunden sich nicht mehr zwingend mit dem oftmals beschränkten Angebot ihrer einheimischen Banken begnügen. Sie halten vielmehr Ausschau nach ­einem Partner mit globaler Reichweite, der ihnen Zugang zu neuen, aussichtsreichen Anlagemöglichkeiten bietet.

Als Kunde erwarte ich schliesslich, dass meine Aufträge grenzüberschreitend und in allen Zeitzonen einwandfrei ausgeführt werden. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber bei weitem nicht.

Das klingt nach Paradigmenwechsel in der Vermögensverwaltung. Was braucht es, um den veränderten Kundenansprüchen gerecht zu werden?

Sicherheit, nachhaltige Rendite, Diversifikation über die Landesgrenzen hinweg und den Zugang zu neuen Anlagemöglichkeiten weltweit. Das erfordert grosses Wissen und schnelles Handeln. Eine Bank muss an den wichtigen Schauplätzen Leute vor Ort haben, die das Marktgeschehen genau beobachten.


«Es braucht Leute, die eine Leidenschaft mitbringen»


Dabei handelt es sich um Experten aus dem Wealth Management ebenso wie aus dem Investment Banking oder dem Asset Management. Die gestiegenen Kundenansprüche und die Notwendigkeit, sich gegenüber dem Markt zu differenzieren setzen ein funktionierendes integriertes Geschäftsmodell voraus. Hier ist die UBS gegenüber vielen kleinen und grösseren ausländischen Wettbewerbern klar im Vorteil.

Hat der klassische Relationship Manager ausgedient?

Es braucht gut ausgebildete Beraterpersönlichkeiten, die gerne mit Menschen umgehen, und welche die Märkte verstehen sowie eine Leidenschaft mitbringen für das Entdecken von Marktopportunitäten. Mag sein, dass einige Kunden im grenzüberschreitenden Geschäft früher weniger auf die Anlageperformance geachtet haben und bereits zufrieden waren, wenn sie in ihrer Sprache betreut wurden.


«Der Verwaltertyp wird bald abgelöst»


Die Vertrautheit mit dem kulturellen Hintergrund des Kunden ist heute natürlich immer noch sehr wichtig, aber längst nicht alles. Der aktive Anlageberater ist gefragt und wird den Verwaltertyp bald ablösen. Die Kunden erwarten zudem, dass Risiken und negative Portfolioentwicklungen rasch und offen angesprochen werden. Alle diese Eigenschaften werden in Zukunft Qualität und Erfolg einer Kundenbeziehung prägen.

Wie erreichen die Anlageberater die Nähe zum Markt?

Mit Unterstützung durch Spezialisten. Bei der UBS wurde das Wissen von Experten aus der Vermögensverwaltung, dem Geschäft mit institutionellen Kunden und der Investmentbank in einer Einheit gebündelt. Ihre Experten entwickeln – inspiriert durch die Märkte – laufend Investitionsmöglichkeiten zuhanden unserer Kundenberater und Kunden.


«Mit Buy and Hold ist es nicht getan»


Juerg_Haller_qWir haben einen Prozess etabliert, der den kontinuierlichen Wissenstransfer von den Experten zu unseren Kundenberatern sicherstellt. Dadurch sind unsere Berater über das Marktgeschehen immer auf dem Laufenden und können sich mit den Kunden bei Eröffnung der Märkte darüber austauschen. Aus Wissen und Marktzugang müssen erst noch verständliche und möglichst rentierende Anlageinstrumente entstehen, die auf schnellstem Wege zu den richtigen Kunden gelangen.

Um die umfassende globale Sicht auf die Weltlage in klare Anlageempfehlungen umzumünzen, bildete die UBS die Chief-Investment-Officer-Organisation. Ziel muss eine möglichst nachhaltig positive Rendite der Kunden sein. Mit «Buy and Hold» ist es dabei nicht getan. Was umgekehrt auch nicht heissen will, dass der Anleger zu unnötigem Aktivismus verleitet werden soll.


 Lesen Sie das ausführliche Interview mit Jürg Haller in der neusten Ausgabe des Geld-Magazins PRIVATE unter diesem Link.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.31%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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