Er zählt zum Urgestein der Credit Suisse und hat alle Ups & Downs der letzten 35 Jahre überlebt. Jetzt wird er Präsident. Für wie lange?

 

Wenn Not am Mann ist, dann ist er zur Stelle: Der Appenzeller Hans-Ulrich Doerig, geboren am 29. Februar 1940. Seit 1973 steht er in den Diensten der Credit Suisse respektive der Vorgängerbank, der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA). Ob Investmentbanker, Risikomanager, Administrator oder Bücherschreiber, dieser Mann hat in der Finanzbranche schon fast alles gemacht, durchaus erfolgreich, ohne aber je tief greifende Spuren hinterlassen zu haben.

Hans-Ulrich Doerig, Credit Suisse

Vielleicht ist gerade das sein Erfolgs- und Überlebensgeheimnis, während er zuschauen konnte, wie eine Vielzahl seiner Berufskollegen das Handtuch warf. Jedenfalls war er immer da, wenn es eine Person brauchte, die einen frei gewordenen oder neuen Job übernehmen musste. Auch diesmal ist dies der Fall. Doerig löst Walter Kielholz ab, der nun bei der Swiss Re die ganz grossen Probleme lösen muss.

Im Haifischbecken

Doerig arbeitete bei J.P. Morgan in New York, bevor er zur SKA stiess, wo er zunächst verschiedene Positionen im Kapitalmarktgeschäft übernahm. Wichtiges Merkmal ist nicht eigentlich sein ruhiges, konziliantes, ja fast schon bedächtiges Naturell, sondern vor allem seine Fähigkeit, beinahe überall im Konzern einspringen zu können, wenn Bedarf da ist: 1981/82 wurde er beispielsweise kurzerhand CEO der CS First Boston in London.

Gut zehn Jahre später, nämlich 1993, gehörte seine Karriere Investmentbanking bereits der Vergangenheit an, wurde er doch damals Vizepräsident des Verwaltungsrats der Schweizerischen Kreditanstalt. Doch nur vier Jahre später, tummelte sich Doerig bereits wieder im Haifischbecken der Investmentbanker, er wurde Chairman & CEO der Credit Suisse First Boston in Zürich, und spielte eine entscheidende Rolle bei der Restrukturierung der CS Group und bei der Fusion der damaligen Credit Suisse International mit der CSFB.

Talentierter Schreiber

Das einmal erledigt, ernannte ihn die CS-Spitze, sprich Rainer E. Gut, im Jahr 1998 kurzerhand zum Vizepräsidenten der Geschäftsleitung und - neu - zum Chief Risk Officer der Gruppe. Ein Job, den er vier Jahre inne hatte, bevor er dann wieder etwas ganz anderes machte, nämlich die Leitung der Administration, vornehmer ausgedrückt, des Corporate Centers übernahm. Doch nur kurz, denn bereits 2003 avancierte er - vollamtlich - in den Verwaltungsrat, wo man ihn - nicht ganz aus der Luft gegriffen - gleich ins Risiko-Komitee abdelegierte.


Doerig profilierte sich in seiner ganzen Karriere auch als talentierter Schreiber und veröffentlichte verschiedene Bücher zur strategischen Positionierung der Universalbanken und zu den wichtigsten Veränderungen und Entwicklungen in der Finanzwirtschaft sowie in der Hochschulfinanzierung.

Übergangspräsident natürlich

Mit seinen 69 Jahren ist Doerig zweifelsohne nicht präsdestiniert, lange an der Spitze der CS zu bleiben. Vielmehr ist er ein Übergangspräsident, der - wie es bei ihm ja schon Tradition ist - bald wieder abtreten wird ohne grosse Spuren hinterlassen zu haben. Aber manchmal - gerade in schwierigen Zeiten - braucht es ganz einfach solche Leute.

 

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