Die Konsolidierung geht weiter: Zahlen und Entwicklungen zum Kauf von ABN Amro Schweiz durch die Union Bancaire Privée.

Ist das jetzt ein Meilenstein? Als «Kick-Start» bezeichnete die «Financial Times» die Übernahme von ABN Amro Schweiz durch UBP, genauer: Die Sache sei der «Kick-Start zur lange erwarteten Konsolidierung der Schweizer Private-Banking-Branche».

Ähnlich tönte das «Wall Street Journal» in seiner Online-Ausgabe: Der Deal sei «wahrscheinlich die erste in einer Serie von Transaktionen, welche durch die Marktkonsolidierung in der belagerten Privatbankenbranche der Schweiz beflügelt werden». 

Auch andere Kommentatoren bezogen den Kauf des Schweizer Private Banking von ABN Amro durch die Genfer UBP zu den aktuellen Branchen-Problemen – die Konsolidierung als Folge des Margendrucks im helvetischen Wealth Management, als Antwort auf die Vereinbarungen mit grossen EU-Ländern.

Nur noch wenig Gewinn

Tatsächlich hatte sich die Offshore-Tochter der holländischen ABN Amro zuletzt schwer getan. Laut dem jetzt versandten Pressecommuniqué hat sie derzeit 11 Milliarden Euro an Assets under Management, macht zum aktuellen Kurs 12,5 Milliarden Franken. Ende 2010 waren es 14,25 Milliarden Franken gewesen, ein Jahr zuvor noch 15,9 Milliarden.

Damit erzielte ABN Amro (Switzerland) letztes Jahr noch einen kleinen Reingewinn von 1,6 Millionen Franken; ein Jahr zuvor waren es noch 17 Millionen gewesen. Die Zahl der Angestellten sank von 398 im Jahr 2009 auf derzeit 350.

Auf der anderen Seite durchlebte auch UBP bekanntlich turbulente Zeiten, im Zuge der Madoff-Affäre brachen zahllose Kunden weg – die Summe der verwalteten Vermögen ging seit Ende 2007 um 55 Prozent zurück. Ende Juni waren es 61 Milliarden Franken gewesen.

Mit den vier ABN-Amro-Niederlassungen – in Basel, Genf, Lugano und Zürich – und Private-Banking-Kunden aus rund 100 Ländern schafft UBP also wieder eine notwendige Arrondierung.

Rein arithmetisch addiert sich nun die neue UBP mit der Schweizer ABN Amro zu rund 73 Milliarden Franken an verwaltetem Vermögen, betreut von insgesamt 1'550 Mitarbeitern.

Zum Vergleich:

  • Julius Bär weist 165 Milliarden Franken an AuM aus, bei 3'684 Angestellten
  • Vontobel hat 129 Milliarden an AuM und 1'381 Angestellte
  • Sarasin hat 102 Milliarden an AuM und 1'662 Angestellte
  • LGT hat 86 Milliarden an AuM und 1'889 Angestellte
  • EFG International hat 80 Milliarden Franken an AuM und 2'545 Angestellte.

Der Verdacht liegt also nahe, dass diese neue Verbindung von UBP und ABN auch mit einem gewissen Abbau an Mitarbeitern verbunden sein dürfte.

Im übrigen war der Trend bereits gesetzt – gerade in der Liga, in der UBP nun wieder mitspielen will. Denn immerhin übernahm LGT im Juli die Dresdner Bank (Schweiz); fast zeitgleich schluckte Vontobel die Commerzbank (Schweiz); im März 2010 kaufte Julius Bär die ING Schweiz. Und Anfang Juli bestätigte die südafrikanische Investec-Gruppe, dass sie ihre Private-Banking-Niederlassung in der Schweiz verkaufen will.

Insofern kann man wohl nicht von einem «Kick-Start» zur Konsolidierung im Private Banking sprechen, aber bedeutend war der gestrige Deal wohl aus einem anderen Grund: Die Union Bancaire Privée, die bislang eher als Gejagte galt, entpuppte sich plötzlich als Jägerin – und ist vielleicht zurück im Spiel.

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