Der frühere UBS-Präsident Peter Kurer über das Leben danach, die Verhandlungsmacht der Schweiz und die Zukunft seiner einstigen Arbeitgeberin.

Das Interview gab Peter Kurer der Wochenendzeitung «Der Sonntag».

Angesprochen auf die nicht immer einfache Zeit an der Spitze der grössten Schweizer Bank, sagt der heute als Berater tätige Kurer: « Wirklich schlimm war, dass die negativen Ereignisse nie aufzuhören schienen. Ich war in meinem Leben immer der Überzeugung, dass man die Probleme lösen kann, wenn man sie richtig, schnell und energisch anpackt. Aber damals bei der UBS kam, sobald wir ein Problem gelöst hatten, ein neues dazu. Das ging beinahe zwei Jahre so.»

Bis das letzte Komma am richtigen Ort steht

Mittlerweile wird Kurer zwar nicht oft, aber doch gelegentlich auf der Strasse erkannt. Und er fügt an: «Die Leute waren immer freundlich zu mir. Ich hatte nie ein negatives Erlebnis. Es besteht ein grosser Unterschied zwischen der veröffentlichten Meinung und der privaten Meinung der Leute. »

Zum Thema Abgeltungsssteuer findet Kurer, dass die Schweiz sehr gut mit Deutschland verhandelt habe: «Die Schweizer verhandeln immer gut. Sie werden vom Rest der Welt gehasst, weil sie immer am Verhandlungstisch bleiben, bis das letzte Komma am richtigen Ort steht», präzisiert Kurer.

Problematische Aspekte

Als problematischen Aspekt an dem Abkommen mit Deutschland bezeichnet er, dass die Banken selber auf dem Vermögensertrag ihrer deutschen Kunden eine Steuer erheben, die dann anonymisiert dem deutschen Staat abgeliefert werde. «Dies ist der problematische Aspekt des Abkommens mit Deutschland. Steuerhinterziehung war immer eine schlechte Sache. Aber es ist eine andere Frage, ob die Banken die Arbeit der ausländischen Steuerbehörden machen sollen.»

Geradezu gewagt ist dann Kurers Aussage zu einem automatischen Informationsaustausch, wie ihn verschiedene europäische Staaten auf mittlere Sicht von der Schweiz erhoffen.

Die superkorrekten Schweizer

Kurer meint dazu: «Wäre ich ein Zyniker, würde ich sagen: der automatische Informationsaustausch ist die einfachere Lösung, weil er sowieso nicht funktioniert. Das haben auch die Engländer und die Deutschen gemerkt. Die sagen sich doch: Die superkorrekten Schweizer sind die besseren Steuereintreiber als unsere eigenen Steuerbürokraten, die bis heute den automatischen Informationsaustausch nicht einmal innerhalb der EU wirklich zum Laufen gebracht haben.»

Mit Blick auf seine frühere Arbeitgeberin zeigt sich Kurer überzeugt, dass das Modell der integrierten Bank, die sowohl Investmentbanking als auch die klassische Vermögensverwaltung anbietet, keine Zukunft hat.

Stabilere Banken erwünscht

Konkret: «Ich glaube, mittelfristig werden wir den Abschied vom integrierten Bankenmodell sehen. Die Vorteile einer Struktur mit eigenständigen rechtlichen Einheiten unter einem gemeinsamen Dach überwiegen eindeutig. Es macht die Banken stabiler. Das ist gut für ihre Kunden und letztlich für die ganze Volkswirtschaft.

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