Das Giesskannenprinzip hat ausgedient. Das Geld fliesst nur noch spärlich in die Bonustöpfe der Banker. Fürstlich entlöhnt werden bloss noch die Besten der Besten. 

Nach dem miserablen 2. Quartal in der Finanzbranche revidierten die Gehalts-Experten von Johnson Associates ihre Bonus-Prognosen für für die Wallstreet-Banker im Jahr 2011 deutlich nach unten.

Im Anleihenhandel würde beispielsweise  der variable Vergütungsanteil um 20 bis 30 Prozent sinken, schrieb die Salärberatungsfirma in ihrer Analyse. Und die Aktienhändler müssten mit bis zu 15 Prozent weniger Bonus rechnen.

Noch ein schlechtes Quartal

Das 3. Quartal verlief bisher für die Investmentbanker nicht besser: Seit 2003 verdienten sie in keinem einzigen Monate mehr so schlecht wie im letzten August – die Handelsvolumen an Europas Börsen sind rekordtief.

Und auch die weiteren Aussichten sind schlecht: Der Strategie-Beratungsunternehmen McKinsey schätzt, dass sich die Rentabilität des Investmentbanking auf Grund der neuen Kapitalvorschriften auf 7 Prozent dritteln wird.

Nur noch die Besten werden fürstlich entlöhnt

Damit wird sich laut Robert W. Kuipers, Experte für Salärfragen bei PWC Schweiz, eine Entwicklung akzentuieren, die bereits in diesem Frühjahr die Investmentbanker in London getroffen hat: «In einzelnen Abteilungen erhielt im April mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter keinen Bonus für das Geschäftsjahr 2010.»

«Klar gibt es in der Finanzbranche noch immer Angestellte mit sehr hohen Bonusbezügen, doch es werden weniger», stellt Kuipers fest. Denn: Fliesst das Geld spärlicher in die Bonustöpfe, können Boni nicht mehr nach dem Giesskannenprinzip verteilt werden.

Auch die Privatebanker müssen kürzer treten

Diese Entwicklung trifft nicht nur das Investmentbanking, sondern auch die Private Banker in der Schweiz. «In Zukunft ist im Private Bbanking eine echte Bewirtschaftung der Gelder gefragt. Es reicht nicht mehr, diese zu verstecken», sagt Christoph Bircher, Managing Partner des Executive Search Odgers Berndtson in Zürich. Für die Banken bedeutet dies: «Mehr Aufwand bei geringerem Verdienst.»

Und für die Mitarbeiter: «Nur die Besten werden am besten entlöhnt. Die, die nicht performen, werden kürzer gehalten.» Denn die Gross- und Privatbanken stünden heute vor einem riesigen Kostenproblem.

Umdenken beginnt erst

Der Prozess weist laut Bircher nun auch in der Finanzbranche klar in die Richtung. Auch wenn das Umdenken erst beginne. Derzeit dominiert laut ihm noch die Suche nach guten Kundenberatern. Solche, die gut akquirieren können und gute Beziehungen zu guten Kunden haben.

«Wenn ein Kundenberater aber vor allem Kraft des Bankennamens Kunden gewinnt», meint der Personalberater, «sei die Frage berechtigt, ob er ohne grosse persönlichen Einsatz einen hohen Bonus verdient.»

Lohnsenkung keine Alternative zu Stellenabbau

In einer Umfrage auf dem Finanzplatz London gaben Investment Banker jüngst an, sie würden auf einen Teil ihres Basissalärs verzichten, wenn sie damit ihren Job erhalten könnten, wie Finews.ch berichtete.

Ihre Basissaläre waren erst vor zwei Jahren zum Teil massiv erhöht worden, weil die Aufsichtsbehörden die Boni nach der Finanzkrise verteufelten. UBS und Credit Suisse reagieren unter anderen Banken bereits mit einem Personalabbau. Weitere Einschnitte beim Personal werden erwartet.

Hierzulande gibt's keine Klauseln

In der Schweiz findet derzeit keine Diskussion um eine Senkung der Fixlöhne statt. Anders als in London seien in der Schweiz die Basissaläre auch nicht auf breiter Front massiv angehoben worden, sagt PWC-Berater Robert Kuipers. Einzig bei einzelnen gesuchten Fachkräften sei dies geschehen.

Im Gegensatz zu einer Reihe von Londoner Investmentbankern existieren hierzulande auch keine Klauseln in den Mitarbeiterverträgen, wonach die Fixlöhne bei schlechtem Geschäftsgang wieder reduziert werden können.

«Eine Klausel wie in einigen Verträgen von Londoner Goldman-Sachs-Mitarbeitern wäre in der Schweiz arbeitsrechtlich bedenklich», betont Salärexperte Axel May, Senior Partner bei Hostettler, Kramarsch & Partner.

Warnung vor dem Regulierungseifer

Auch bei Neuanstellungen würden die Fixlöhne trotz sinkender Margen nicht unbedingt sinken, erklärt May: «Dort, wo man auf Fachexpertise angewiesen ist, werden Banken wohl weniger Spielraum haben, um Basissaläre unter das marktübliche Niveau zu drücken.»

Und Robert Kuipers von PWC warnt nach den jüngsten Entwicklungen davor, gesuchte Fachkräfte mit allzu rigiden Regulierungsvorschriften aus der Branche zu vertreiben: «Gerade im Umbruch sind die Banken auf Top-Spezialisten angewiesen.»

Abwanderung in die Hedge-Fund-Szene

Angesichts der bevorstehenden Umwälzungen in der Bankenbranche wächst aber laut Kuipers die Wahrscheinlichkeit, Ende Jahr mit weniger oder keinem Bonus vorlieb nehmen zu müssen: «Daher sehen sich heute viele Finanzfachleute nach Alternativen ausserhalb der Banken um. Sie finden Möglichkeiten in Family Offices, in Finanzabteilungen von Industriefirmen oder bei Hedge Funds.»

Gerade Hedge Funds boomen weiter: Laut der Marktforschungsfirma Hedge Fund Research sind seit 2009 bis und mit 1. Quartal 2011 exakt 298 neue Hedge Funds gegründet worden.

Das Zentrum ist immer noch London. Allein im Juni 2011 haben vier Hedge-Fund-Managementfirmen von der Londoner Aufsichtsbehörde FSA die Betriebsbewilligung erhalten

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