Jahrelange Prozesse, Strafen der Finanzmarktaufsicht, Rücktritt von CEO und Chef der Investmentbank: Dies die Folgen in einem ähnlichen Fall.

Ein Händler brockt einer Grossbank mit unautorisierten Trades Milliardenlöcher ein, es resultiert ein Quartalsverlust: Natürlich werden da sogleich Erinnerungen wach an den Fall von Jerôme Kerviel.

Der französische Händler verursachte 2007 und 2008 mit unautorisierten Trades der Société Générale Verluste von über 5 Milliarden Franken. Als die Sache im Januar 2008 aufflog, kam es umgehend zu Hausdurchsuchungen nicht nur bei Kerviel, sondern auch in diversen Räumlichkeiten der Société Générale. Im Oktober 2010 wurde Kerviel in Paris zu fünf Jahren Gefängnis sowie zur Rückerstattung von 4,9 Milliarden Euro verurteilt; das Verfahren ist jetzt aber in höherer Instanz. Der ganze Fall ist auch für die Bank bis heute nicht abgeschlossen, immer noch laufen beispielsweise Folgeklagen von Aktionären.

Sarkozy forderte ein Köpferollen

Bemerkenswert dabei die Folgen im Management: Sogar Staatspräsident Nicolas Sarkozy legte damals Daniel Bouton, dem CEO der Société Générale, den Rücktritt nahe. Wenn man ein hohes Gehalt beziehe und es gebe solch ein grosses Problem, «kann man sich seiner Verantwortung nicht entziehen», sagte Sarkozy in den Tagen nach Kerviels Verhaftung. Solch eine Krise dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben, «auch auf höchstem Niveau».

Konzernchef Daniel Bouton zog sich wenig später, im Mai 2008, auf den Posten des Verwaltungsratspräsidenten zurück, musste diesen aber nach anhaltenden Angriffen ein Jahr später schon wieder räumen. Weiter verliess Pierre Mustier, der Chef der SG-Investmentbank, im Juni 2008 seinen Posten.

Aus dem SocGen-Fall lässt sich ferner ablesen, dass wohl auch bei der UBS ein monatelanger Streit um die Verantwortlichkeiten folgen könnte. Die erste Frage dürfte dabei lauten: Wie sehr sind andere Stellen involviert? (Kerviel behauptete wiederholt, im stillen Einklang mit Vorgesetzten gearbeitet zu haben). Die Folgefrage: Weshalb haben die internen Kontrollen versagt?

In dieser Beziehung musste sich die Société Générale nach dem Fall Kerviel zahlreiche Vorwürfe anhören – nicht nur von Politikern und Medien, sondern auch von der Banque de France; die französische Finanzmarktaufsicht bestrafte die Bank wegen Mängeln im Fall Kerviel mit einer Busse von 4 Millionen Euro.

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