Der 2,3-Milliarden-Verlust ist bei der UBS abgeschrieben. Nun berät sich der Verwaltungsrat der Grossbank in Singapur über die Konsequenzen – inmitten des Formel-1-Spektakels.

So hatten sich die UBS-Verantwortlichen den Anlass in Singapur bestimmt nicht vorgestellt: Von langer Hand geplant, beginnt heute die VR-Sitzung der UBS in Singapur, abgestimmt auf den Formel-1-Zirkus, der kommendes Wochenende im Stadtstaat gastiert, und den die Bank als Grosssponsor unterstützt.

«Obwohl der Singapore Grand Prix erst seit 2008 stattfindet, ist er bereits zu einem Schlüsselevent zum Geschäftemachen gemausert», schwärmt die UBS auf ihren Spezialwebseiten.

Kleinlaute Krisensitzung vor grosser Kulisse

Doch die beleuchteten Wolkenkratzer für das Nachtrennen und Konzerte von Rock- und Popstars von Linking-Park bis Shakira geben jetzt eine Kulisse für eine kleinlaute Krisensitzung ab.

Und anstatt nach einer Routine-Sitzung aus dem Plenarsaal ins VIP-Zelt marschieren zu können, musste das 67-jährige Schlachtross Grübel gestern als erstes bei seinem grössten Aktionär, der Government of Singapore Investment Corporation, vorsprechen und sich die Leviten lesen lassen.

Schelte vom grössten Aktionär

Er habe seiner Enttäuschung und Besorgnis Ausdruck gegeben, gab der Staatsfonds GIC am Dienstag Abend nach der Sitzung mit der UBS-Führung in einem seiner raren Mitteilungen bekannt. GIG war 2008 mit 12 Milliarden Franken bei der UBS eingestiegen, seither fiel der Wert seines Aktienpaketes auf einen Viertel.

Nun hat der Staatsfonds Erklärungen verlangt, wie es erneut zu einem Milliardenverlust kommen konnte, und die UBS-Führung ermahnt, Massnahmen zur Widerherstellung des Vertrauens zu ergreifen. Letzteres wird als kaum verklausulierte Aufforderung verstanden, das Investmentbanking massiv zu verkleinern.

Als wichtiges Warnsignal muss laut dem «Wall Street Journal»die Ankündiung der Bank of China gewertet werden, im Swapgeschäft nicht mehr mit der UBS zusammenarbeiten zu wollen. Dies vor allem wegen des Imageschadens. 

Führung und Strategie auf dem Prüfstand

So werden UBS-Verwaltungsräte in den nächsten zwei Tagen nicht nur die Weichen für die künftige Bankstrategie neu stellen müssen, sondern auch über künftige Führung der Bank entscheiden müssen.

Es jagen sich die Gerüchte über einen möglichen Rücktritt von Konzernchef Oswald Grübel und verhaltene Dementis aus Grübels Umfeld. Dieser wolle die anstehende Restrukturierung noch selber durchführen. 

Die Mutmassungen jagen sich

«Bilan»schreibt dennoch online, dass die UBS den Abgang Grübels vorbereite und ein Nachfolger gesucht werde. Das Westschweizer Magazin beruft sich dabei auf eine dem Verwaltungsrat nahestehende Person. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Grübel dagegen heute Mittwoch aus Singapur, er sei immer noch zuversichtlich, die Unterstützung des Verwaltungsrates zu haben. 

An einem eineinhalbstündigen «Town Hall Meeting» in der UBS-Niederlassung in Singapur hat CEO Grübel der Belegschaft zudem versichert, die Bank halte am Investmentbanking fest. Es müsse Teil des Wealth Managements sein, wie die Nachrichtenagentur «Dow Jones» berichtet. Grübel habe betont, der von einem Händler in London verursachte Verlust von 2,3 Milliarden Dollar habe nichts mit der Gesamtstrategie der Bank zu tun. 

Wer muss büssen?

In einem Interview mit «Finanz und Wirtschaft» bestätigt Dieter Hauser, Partner des Compliance-Beraters Icomply, dass die UBS überdurchschnittliche Systeme für das Risikomanagement unterhalte. Versagt hat laut ihm die Überwachung des Händlers durch die direkten Vorgesetzten.

Immer wieder kolportiert wird daher auch, dass anstatt Grübel, der Investmentbanking-Chef Carsten Kengeter seinen Rücktritt geben könnte. Zudem seien die Boni angeblich ein Thema an der VR-Sitzung in Singapur, insbesondere die Frage, ob alle Banker für die Verfehlungen des 31-jährigen Börsenhändlers Kweku Adoboli in London büssen müssen.

Untersuchung läuft weiter

Die Verwaltungsräte der UBS treffen sich zum dritten Mal in Singapur. Das ist sicherlich auch eine Reverenz an die aufsteigende Bedeutung des Stadtstaates als Finanzzentrum. Mindestens so stark lockte diesmal auch der Formel-1-Zirkus. 

Es ist zu hoffen, dass die vermögenden UBS-Kunden aus Asien ihre Einladung an den Event als Beweis der Stärke der Schweizer Bank verstehen – nicht als Überheblichkeit. «Until the race is won. We will not rest», gab sich die UBS als weltweiter Partner der Formel 1 als Motto – dabei starten sie und ihr CEO nun in Singapur nicht aus der «Pole Position».

 

Weiterführende Links: 

- 44 Prozen von 1700 Nutzern der Londoner Finanzplattform «Hereisthecity.com» möchten, dass Oswald Grübel UBS-CEO bleibt. 

Die Londoner UBS-Mitarbeiter ergreifen noch nicht die Flucht, schreibt die Karriere-Plattform «eFinancialCareers.com»

- Verballhornungen von UBS-CEO Oswald Grübel und seinem mutmasslich fehlbaren Händler Kweku Adoboli.  

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.38%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.23%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.3%
pixel