Extrem hart ins Gericht geht die «Financial Times» mit der UBS, die ihre Verwaltungsratssitzung mit dem Besuch eines Formel-1-Spektakels koppelt.

Bei der Planung konnten die UBS-Verantwortlichen kaum ahnen, dass die Verwaltungsratssitzung dieser Tage in Singapur für soviel Aufsehen sorgen würde. Hätten sie es gewusst, wäre der Ort wohl nicht einmal in Erwägung gezogen worden.

Doch Tatsache ist, dass UBS-CEO Oswald Grübel ein leidenschaftlicher Formel-1-Fan ist und von der Idee wohl auch angetan war, eine VR-Sitzung mit dem Besuch eines der spektakulärsten Rennen in der Saison zu verbinden. Zudem ist Singapur eine wichtige Drehscheibe für das Geschäft der UBS, und der grösste Einzelaktionär, der Staatsfonds von Singapur, logiert ebenfalls am Ort.

UBS/Formel 1: Alles dreht sich um Grübel

Wäre da bloss nicht der Zwischenfall von letzter Woche gewesen, als bekannt wurde, dass der Londoner UBS-Händler Kweku Adoboli mit seinen Fehlspekulationen der Schweizer Grossbank einen Verlust von 2,3 Milliarden Dollar einbrockte. Vor diesem Hintergrund drehte sich das VR-Happening der letzten Tage nach aussen bloss noch um die Frage, ob Oswald Grübel aus dem Chefsessel gekippt werde. Bis am Freitagmorgen war dies indessen nicht der Fall.

Die «Financial Times» geht nun noch einen Tick weiter und findet es nicht angezeigt («strangely inappropriate»), VR-Sitzung und Formel-1 so offensichtlich zu kombinieren. Dabei vergleicht sie die «Masterminds» aus der Bolidenwelt mit denjenigen aus der Geldbranche, und stellt fest, dass bei einem Autorennen bloss die paar Fahrer ein hohes Risiko eingingen, während bei Fehlspekulationen der Trader – wie es figura zeigt – wesentlich mehr Leute davon betroffen sind.

Um es gleich vorweg zu nehmen, die Annahme, dass Oswald Grübels Faible für Autorennen durchaus einen Einfluss gehabt haben könnte, bei der Ortswahl der Verwaltungsratssitzung, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings muss auch klargestellt werden, dass derlei Entscheide eigentich nicht vom CEO, sondern vom Verwaltungsrat getroffen werden.

Bloss Lippenbekenntnisse

Besonders ärgert sich das britische Finanzblatt darüber, dass sämtliche Beteuerungen der UBS bloss Lippenbekenntnisse waren, nach den katastrophalen Erfahrungen aus der Finanzkrise eine bessere und sichere Bank geworden zu sein. Hämisch stellt die «Financial Times» fest, dass man zwar den Firmenslogan von «You & Us» auf «Wir werden nicht ruhen» umstellte, in Wirklichkeit aber geschlafen hat («in reality they were asleep on the job»).

Nur schon der Name der fehlbaren Abteilung «Delta One Synthetic ETFS’s desk» offenbare weiterhin die Selbstüberschätzung, in welcher sich die Banker wähnten, heisst es weiter. Es wäre wohl besser gewesen, man hätte ein Schild mit der Aufschrift «Vorsicht, Verstrahlung» an die Tür dieser Division angebracht.

Riskante Crash-Risiken

Zu einem erstaunlich klaren Fazit kommt das Leitblatt der europäischen Finanzindustrie auch in Bezug auf die weitere Karriere Grübels. Genauso wie Société-Générale-Chef Daniel Bouton werde auch Grübel gehen müssen. Dies sei bloss noch eine Frage der Zeit, genauso wie Bouton auch nur noch ein paar Monate im Amt geblieben sei.

Und nochmals gibt die «Financial Times» Gas, wenn sie das Engagement der UBS im Formel-1-Zirkus kritisiert, weil es unmittelbar nach den ersten Erholungsanzeichen der Bank zustande kam. Daraus sei zu schliessen, dass man die Situation gänzlich verkannt habe. Insofern hätten Formel 1 und die UBS durchaus etwas gemeinsam. Beide würden sich im Kreis drehen und dauern spektakuläre Crashes riskieren.

Völlig deplatziert

Angesichts des Schadens, der nun zuletzt wieder angerichtet wurde, sei das «Business and Pleasure as usual», dem die UBS-Oberen an diesem Wochenende im tropischen Singapur nun frönen, völlig deplatziert und ein Hohn für alle Kunden und Aufsichtsbehörden.

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